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La Réunion

- Ein Berg im Indischen Ozean -


Blick nach links (Westen) in den Cirque de Mafate, rechts der Cirque de Salazie

von "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany
redigiert von Nadine Martin, Bonn

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- mit weiteren Hinweisen zu Unterkünften / Restaurants etc. in den größeren Städten

Ausflüge, Rundtouren, Abstecher


Abspann

Die Reise fand Anfang Sep - Ende Nov 2010 statt. Die Reiseberichte verstehen sich als Ergänzungen zum Reisehandbuch Le Guide du routard "Réunion" (franz.), Auflage 2010.

Ab St. Denis

Nicht allzu viel lässt sich von der Inselhauptstadt unternehmen. Aber das, was sich in der Umgebung anbietet, ist recht lohnenswert.

Durch die südlichen Vororte

Vorbei an dem Centre Hospitalier Départemental  Félix Guyon (C.H.D.) arbeitet sich die D 42 in einer Unzahl von Serpentinen auf dem begrenzenden Bergrücken einer Ravine teils sehr steil bergan. Unsere Hochachtung für die vereinzelten Radfahrer, zumindest die, die bergan fahren! 
Erst im oberen Teil dünnt die Bebauung langsam aus. Gleichzeitig stehen ab etwa 500 ü.N.N. links und rechts der Straße beeindruckende Bambushecken, wie sie sonst nur selten auf der Insel zu finden sind. Schließlich ist in einem hochgelegenen Vorort eine größere Bushaltestelle an einer Schule und das Ende der D 42 erreicht. Hier führt die D 43 über den Vorort St. François auf der gegenüberliegenden Seite der Ravine (Schlucht, Klamm) wieder zurück nach St. Denis. Eine gute Alternative, um nicht den gleichen Weg wieder fahren zu müssen. Zudem ist dieser Teil nur deutlich geringer bebaut, bietet allerdings auch nicht viel mehr an spektakulären Ausblicken. Eine Rundtour von ca. 3 Stunden.
Gleichzeitig zweigt an der Kreuzung eine schmalere Straße geradeaus weiter bergan und endet knapp 6 km weiter in einem waldbestandenen Naturschutzgebiet mit vielen Picnic-Stellen, an einigen gibt es sogar einen vorinstallierten Grillbereich.

Auch die D 49, vorbei an der Klinik Sainte-Clotilde in dem gleichnamigen östlichen Stadtteil, ist ein kurzweiliger, Zweistundenausflug.

Route Montagne

Erheblich interessanter ist dagegen ein knapper Halbtagesausflug (erweiterbar auf einen Tagesausflug) auf der D 41. Am einfachsten orientiert man sich wieder Richtung Centre Hospitalier Départemental (C.H.D.), biegt kurz zuvor an der vierspurigen Promenade nach rechts über die weite Talbrücke ab und orientiert sich direkt dahinter an dem Hinweisschild Rue/Route Montagne. D.h., man muss kurz entschlossen hier rechts abbiegen, dann geht es über die Schnellstraßenbrücke in mehreren Serpentinen bergauf. Verpasst man diese Abfahrt, bleibt einem nichts anderes übrig, als mindestens die Hälfte der Inselautobahn Richtung Le Port zu fahren, bevor man wieder wenden kann.
Nehmen wir einfach mal an, dass es geklappt hat. Nun befindet man sich auf der D 41, an derem unteren Ende in einer Haarnadel eine kleine Batterie alter Kanonen auf den ehemaligen Hafenbereich von St. Denis zielt. Je höher man kommt, desto eindrucksvoller wird der Ausblick auf die größte Stadt der Insel - wenn man sich für urbane Siedlungen begeistern kann. Die D 41 ist die einzige Straße, die bei Ausfall der Küstenautobahn benutzt werden kann, um die Westküste in einer sinnvollen Zeit zu erreichen. Wenn allerdings hier der gesamte Lastverkehr unterwegs ist, dann kann die Fahrtzeit bis Le Port sich auch schon mal verdreifachen.
Auf dem oberen Teil des Berghanges bzw. -rückens haben sich teils die betuchteren Gesellschaftsmitglieder der Hauptstadt niedergelassen. Kein Wunder, dass man wenige Kilometer weiter ein kleines Schild links mit einem Hinweis auf "Zone de loisirs du Colorado" findet. Dabei handelt es sich um eine riesige, äußerst gepflegte Parkanlage, u.a. mit einem weitläufigen Golfclub, etwa 2 km weiter bergan. Es gibt gleich mehrere Bereiche mit Kinderspiel- und Picnic-Plätzen und großen Rasenflächen. Ausblicke bieten sich auf einen Großteil der nördlichen Küste in die tief eingegrabene Schlucht des Bassin du Diable und die nördlich begrenzende Bergkette des Cirque de Mafate mit dem Roche Ecrite (2276 m) als höchsten Punkt in SSW-Richtung. Direkt hinter dem Parkgelände führt ein unbefestigter Weg, der nach wenigen Metern nur noch zu Fuß begangen werden darf, zu einer Hügelkuppe mit der Radarkuppel und Funkanlage für den Flughafen. Vermutlich sind hier noch weitere Observatorien untergebracht.
Der D 41 könnte man weiter bis La Possession folgen. Die Straße ist weitgehend unspektakulär, zumal sich selbst bei gutem Wetter, bedingt durch die steil zum Meer abfallenden Berghänge, keine direkten Ausblicke auf die Küste bieten; dies ist auf dem Abstieg mit Blickrichtung Le Port wieder möglich. Allerdings gibt es laut Straßenkarte bei St. Bernard eine Möglichkeit bis nach La Grande Chaloupe hinab zu fahren, um letztlich dort die Küstenautobahn zu erreichen. Wir haben es nicht ausprobiert, gehen aber von dieser Eventualität aus. Es sollte sich jedoch über einen längeren Abschnitt um eine unbefestigte Piste handeln. 
La Possession ist wohl der Abschnitt, in dem die ersten dauerhaften französischen Siedler landeten. Außer einer Erinnerungsstele am Meer gibt es aber sonst keine weiteren Sehenswürdigkeiten. Von hier aus führt die komfortable Küstenautobahn in 20 min zurück nach St. Denis.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, den Ausflug zu einem Tagesausflug auszuweiten:

Dos d'Âne

Wer schon mal in La Possession ist, könnte sich weiter Richtung Ste. Thérèse / Dos d'Âne ("Eselsrücken") ca. 15 km und zuletzt über die D 1 orientieren. Wieder geht es in unzähligen Serpentinen bergan und blickt meist auf den gegenüberliegenden, vollkommen unbebauten Bergrücken. So ähnlich muss La Réunion vor dem 17. Jh. ausgesehen haben. Am Ende der Straße verzweigt sich ein ländlich geprägtes Streudorf in einem mehr oder weniger ebenen Talkessel und einer Landwirtschaft, die v.a. Gemüse und Salat anzubauen scheint. Noch am Dorfeingang zweigt nach rechts eine ca. 2 km lange Sackgasse ab, an deren Ende auf dem dortigen Parkplatz ständig eine Imbissbude steht. Der freundliche Eigentümer hat auch in Deutschland bei der französischen Armee gedient und spricht einige Brocken dieser schweren Sprache. Wer Glück hat, erwischt einen wolkenfreien Tag und sollte unbedingt 15-20 min bis zum ausgeschilderten Aussichtspunkt Cap Noir wandern. Belohnt wird man mit einem grandiosen Blick in die tief und steil eingegrabene Schlucht des Rivière des Galets. Auch eine weitere Wanderung von nur knapp einer halben Stunde soll zu schönem Aussichtspunkt führen. Wir hatten aber leider tief hängende Wolken.

Nördliche Küstenautobahn

Natürlich macht es wenig Sinn, die gleiche Straße nach St. Denis zurückzufahren. Darum sollte man auch mal wieder die 14 km lange Küstenautobahn N 1 fahren. Nun aber mit einem Zwischenstopp. Auf etwa halber Strecke befindet sich eine Ausfahrt zu der Kleinstsiedlung La Grande Chaloupe. Außer einem Materiallager des Autobahnbautrupps findet man auch noch einen alten, nicht mehr betriebenen Bahnhof. Ein Hinweisschild gibt etwas Auskunft über dessen Geschichte. Begibt man sich in das Tal, so geht die Straße nach wenigen Hundert Metern in eine gute Piste über. Ein weiteres Hinweisschild informiert über das dort beginnende Naturschutzgebiet sowie einen grob gepflasterten Weg am rechten Berghang, dem sogenannten "Weg der Engländer". Nicht ausprobiert, aber durchaus möglich, könnte eine Weiterfahrt bis nach St. Bernard an der D 41 sein.

Durch den Nordwesten

Zwischen St. Paul und L'Étang-Salé-les-Bains bestehen vielfältige Ausflugmöglichkeiten. Da ist natürlich zum einen die Fahrt immer entlang der Küstenstraße mit Dutzenden von Gelegenheiten zum Wassersport oder einfach nur Sonnenbaden. Aber auch die Schnellstraße N 1 "Route des Tamarins" bietet immer wieder schöne Ausblicke. 

Über die D 3 durch die mittleren Lagen

Viel interessanter ist es natürlich in den verschiedenen Höhenlagen das Gebiet zu erkunden. Zugute kommt dabei, dass die zur Küste fast parallel verlaufenden Straßen in etwa auch gleichem Höhenniveau verbleiben, so dass über längere Strecken das lästige Auf- und Abfahren entfällt. Als erstes bietet sich natürlich die D 3 an, die man von St. Paul über den reizvollen Aufstieg mittels der D 5 oder ab Savannah über die D 4 erreicht. Auch der kurvenreiche Aufstieg ab St. Paul über die - schlecht ausgeschilderte - D 6 ist zu empfehlen. Von der D 3 aus lassen sich unzählige Kombinationen mit tiefer verlaufenden Parallelstraßen finden. An ihrem südlichen Ende führen zwei Straßen hinab zur D 11, wobei neben der D 16 vor allem die mit engen Serpentinen gespickte, etwas nördlicher liegende D 15 zu empfehlen ist. Sie ist in der Straßenkarte nicht nummeriert, an ihrem zopfartigen Verlauf aber leicht zu erkennen.

Entlang der Küstenstraße

Ein Halb- bis Tagesausflug ist die Fahrt von St. Paul nach L'Étang-Salé les Bains. 

Das für die Insel relativ quirrlige Städtchen St. Paul hat für den Touristen allerdings nicht allzu viel zu bieten. Strandanbeter stoßen auf einen eher öden, kilometerlangen, tiefschwarzen Sandstrand, eine Kläranlage ist weit und breit nicht zu sehen, dafür die Industrieanlagen im nur wenige Kilometer entfernten Le Port. Vielleicht gibt es dennoch eine, aber selbst Einheimische scheinen den Strand nicht anzunehmen.
Aber ein Gang durch das Zentrum, wenn man sowieso bei einer Busdurchfahrt hier mal wieder warten muss, bis es endlich weiter geht, kann nicht verkehrt sein.
Jeden Freitagvormittag ist an der Meerespromenade großer Markt. Es werden sowohl landwirtschaftliche Produkte, als auch touristische Souvenirs, wie z.B. die Bourbon-Vanille (siehe dort auch Preise) angeboten.
Sehenswert ist auch der am südlichen Stadtausgang, direkt am Meer liegende Friedhof Cimetière marin. Hier sind neben anderen Berühmtheiten illustre Dauergäste wie der Pirat Olivier Le Vasseur (Levasseur), auch La Buse genannt, begraben (1730), der eine der fiktiven Hauptfiguren in Rafael Sabatinis Captain Blood ist. In dem Roman kommt er zwar bei einem Duell ums Leben, hat es aber dann doch wohl noch bis La Réunion geschafft. Sein Grab liegt ganz in der Nähe des Nordeinganges.

Die nächsten ca. 10 km verlaufen entlang einer Steilfelsenküsten, die eine besonders trockene Vegetation aufweist, irgendwie an den trockenen Westens Madagaskar erinnernd. Nur gelegentlich zeigen sich einige, meist schwarzsandige Strände, häufiger schon sieht man die Angelruten der Strandfischer. In der Saison gibt es bei Glück die Möglichkeit küstennah Wale zu beobachten. Schließlich ist das leicht mondäne, vom etwas höherpreisigen Tourismus geprägte kleine Dörfchen Boucan-Canot erreicht. Es weist zwei beliebte, beige Strände auf, am nördlichen gibt es sogar einige Korallen. Gelegentlich kann Strömung auftreten!
Im weiteren Verlauf werden St. Gilles-les-Bains, L'Hermitage (auch L'Ermitage genannt) und St. Leu passiert. Siehe ausführlicher dort. Etwa 5 km vor, d.h. nördlich von St. Leu, liegt direkt am Meer ein Landeplatz für Paraglider. Hier kann man sich auch nach Preisen und freien Flugzeiten erkundigen.


Foto ©: Nadine Martin, Bonn

Auf der gesamten Strecke machen natürlich immer wieder Strände, zum Surfen geeignete Bereiche, aber auch bizarr geformte felsige Küstenabschnitte auf sich aufmerksam. Darunter befinden sich auch Hinweisschilder auf Souffleur. Garantiert keine Theatervorsprecher, sondern bestimmte Felsformationen, in denen das durch die Wellen einströmende Wasser gebündelte Gischfontänen erzeugt, die bei entsprechender Wucht mit fauchenden Geräuschen einher gehen. Dazu kommen ein Botanischer Garten, ein Museum zur Meersalzgewinnung, ein Obervatorium, das sich dem Schutz von Schildkröten verschrieben hat und ein ornithologischer Garten.

Von der Küstenstraße - in diesen Falle besser von der D 11 aus - kann man über die D 17 das beschauliche Küstenstädtchen L'Étang-Salé-les Bains erreichen. Dabei durchquert man den eigenartigen, semiariden Wald Forêt d'Étang-Salé mit vielen Sukkulenten. Vor allem - teils mächtige - Agaven scheinen sich in dem außergewöhnlichen Naturschutzgebiet wohl zu fühlen.
Das mit einer Handvoll Restaurants und zwei, drei Surf- und Tauchschulen gesegnete touristische Städtchen verfügt über einen ansehnlichen, breiten Sandstrand im nördlichen Abschnitt, dahinter einen baumbeschatteten Streifen, einen scheinbar überdimensionierten Parkplatz - allerdings nur eine Handvoll Touristen. Aber wer weiß, wie es hier an einem Wochenende aussieht.

St. Gilles-les-Hauts

Wer nicht mit dem eigenen Pkw anfährt, unternimmt diese Tour am besten von St. Gilles-les-Bains aus. Die Bushaltestelle für diesen Ausflug befindet sich hinter der des Cars Jaunes Richtung Norden. (Der Bus hat dort seine Endhaltestelle und dreht über den Parkplatz.) Ansonsten ist die Strecke von der Küstenstraße und der N 1 gut ausgeschildert.

Auf halbem Weg dorthin passiert man mit dem Bus auf der D 10 das village artisanal de L'Eperon. Eine Ansammlung von Galerien, Werkstätten und Boutiquen hinter schmucklosen Fassaden einer erst in den 1990iger Jahren entstandenen Neubausiedlung. Ob ein Besuch sich lohnt, muss jeder für sich entscheiden - wir waren enttäuscht. In jedem Falle ist zwischen 12-14 Uhr alles weitgehend geschlossen.
Etwas außerhalb der "Oberstadt" befindet sich das sehenswerte Museum über die Sklaverei le musée de Villèle. Hier kann man die Einrichtung eines typischen, gehobenen Kolonialhauses Hauses der reichen Zuckerbaronin und Plantagenbesitzerin Desbassayns, fertig gestellt 1788, während einer etwas lieblosen Pflichtführung (2 €, ca. 45 min) bewundern. Ferner gibt es noch im ersten Stock (kostenlose) Wechselausstellungen, so z.B. ein Sammelsurium unterschiedlicher Kleidungsgegenstände aus der damaligen Zeit bis in die 1970iger Jahre.  In der Anlage befinden sich weiterhin Reste der Zuckerfabrik, Räume eines kleinen Sklavenhospital und ein Park. Von der Bushaltestelle an der RN 6 geht man am besten direkt senkrecht hinunter zum Museumseingang, statt sich von dem Straßenhinweisschild - für Fußgänger ein Umweg - über den Parkplatz lotsen zu lassen.

Aussichtspunkt Le Maïdo

Es empfiehlt sich dringend zeitig am Morgen loszufahren, so dass man spätestens um 8-9 Uhr das Ziel erreicht hat. Je früher, desto besser! Zwischen 8-10 Uhr kommen i.d.R. spätestens die ersten Wolken auf, die einen Ausblick in den Talkessel Cirque de Mafate und auf den mit 3071 m höchsten Inselberg, den Piton des Neiges dann meist verhindern.
Der berühmte Aussichtspunkt in 2205 m Höhe ist schon frühzeitig aus allen Richtungen, auch auf der Schnellstraße N 1, ausgeschildert und daher leicht zu finden, im weiteren Verlauf wäre man allein mit der Straßenkarte aber wohl ein wenig aufgeschmissen.

Zuletzt findet man sich auf der RF 8 wieder und durchfährt das pittoreske Örtchen La Petite France, für sein Geraniumparfum bekannt.

Kurz nach Ortsausfahrt zweigt eine gute Straße (RF 68) nach links (Norden) ab. Nach wenigen Kilometern, teils durch Sicheltannenwälder, ist ein Abenteuerpark Parc Aventure erreicht, in dem man Baumkletterei ausprobieren kann. Nach 5.5 km endet die Straße. Eine Verbindung Richtung D 4 / D 3 ist leider nicht vorhanden, jedenfalls nicht für den motorisierten Ausflügler.
Bald ist auch die letzte durchgehende Bebauung durchfahren und die Grenze des Nationalparks erreicht. Meist beginnt dann hier auch die Wolkenuntergrenze, wenn nicht schon vorher. Immer wieder laden kleine Picnic-Plätze links und rechts der Straße ein, es gibt auch Rondells als Regenunterstände - und auch ein letztes, einladend wirkendes Restaurant an einer Waldlichtung direkt am Straßenrand. Nach etlichen Serpentinen über eine fast durchgehend gute Straße und i.d.R. in dichtem Nebel scheint sich die Wolkendecke zu lichten. Glück dem, wenn es zutrifft, meist ist es aber auch nur der sich lichtende Baumbestand, der durch Gebüsch und andere niedrige Pflanzen, wie z.B. Sukkulenten, abgelöst wird. Dadurch die vermeintliche Aufklärung auf den letzten 2-3 km. Schließlich ist der große Parkplatz am Rand der Caldera erreicht. Rollstuhlgerechte Wege ermöglichen Behinderten zumindest bis zu dem ersten Aussichtspunkt zu gelangen. Vermutlich ein überwältigender Ausblick - wir hatten bei 2 Versuchen kein übermäßiges Glück. Allein 2'46" ward uns der Blick auf den Piton des Neiges gewährt.

Durch Akazienwälder

Eine ganz besondere Strecke! Sie ist als Abzweig auf dem Weg zum Aussichtspunkt Le Maïdo leicht zu finden. Leicht zu finden deshalb, weil es ansonsten keine größere Kreuzung in diesem Höhenbereich gibt, schon gar nicht Richtung Süden. 
Die betonierte, sogar relativ breite RF 9 führt über Dutzende von Kilometern überwiegend durch einen großen, zusammenhängenden Wälder (wie schon auf dem Weg zum Maïdo) - Tamarinden wie uns Einheimische erklärten. Als Laienbotaniker hatte ich sie zunächst für eine Art Olivenbäume gehalten und musste später feststellen, dass es sich weder darum noch um Tamarinden handelt. Dieser Name scheint eine Fehlübersetzung in das Französische zu sein, vielmehr sind es Koa-Akazien (Acacia koa var. latifolia, Synonym Acacia heterophylla var. latifolia, Franz. Tamarin des Hauts) genutzt.
Leider litt u.a. ein großer Abschnitt unterhalb des Maïdo bis zur RF 9 Mitte Okt 2010 unter einem über einwöchigen, schwersten Waldbrand. Für die nächsten Jahrzehnte wird man sich an Baumleichen und niedergebranntes Gelände gewöhnen müssen.

Immer wieder wurden, mit nicht gerade wenig Geld und häufig unter Verweis auf Zuschüsse der EU, recht schmucke Picnic-Plätze mit Rondells als komfortablen Regenunterstand eingerichtet. Manchmal meint man durch die Almen der schweizer Alpen zu fahren, bis mit Louisianamoos (eigentlich eine Flechte) dicht behangene Bäume wieder an die Tropen erinnern. Vielfach werden kleine und größere Schluchten (Ravine) überquert. Sie können sich bei kräftigen Niederschlägen sturzbachartig mit Wasser füllen und sind dann nicht ungefährlich, zumal sie auch die Straße überfluten und alles mit sich mitreißen können. Auf halber Strecke besteht die Möglichkeit Richtung Les-Trois-Bassins abzufahren, viel besser beraten ist man bis Le Tévelave durchzufahren. Insbesondere während dieses Abstieges wird man erinnert, sich in einem tropischen Wald zu befinden, woran sowohl der Bewuchs - übrigens auch mit mächtigen Nadelhölzern, darunter häufig die Sicheltanne (Cryptomeria japonica) - als auch der häufige Regen verantwortlich sind. Das Gebiet befindet sich genau in einer der Regenschleppen, die von den zentralen Bergen verursacht werden und nur um wenige Grad ihre Ausrichtung ändern. 

Die Strecke endet, bei gemütlicher Fahrt nach etwa 2 h, auf der D 3. Zwei Straßen führen hinab zur D 11, wobei neben der D 16 vor allem die mit engen Serpentinen im 20-m-Takt gespickte, etwas nördlicher liegende D 15 zu empfehlen ist. Sie ist in der Straßenkarte nicht gekennzeichnet, an ihrem zopfartigen Verlauf aber leicht zu erkennen. Von der D 11 wiederum kann man über die D 17 L'Étang-Salé-les Bains erreichen.

Im Nordosten

Cirque de Salazie

Die reine Fahrzeit ab St. André mit Abstechern nach Hell Bourg (ca. 930 m ü.N.N.), von markanten Berggipfeln umrahmten, kleinen See Mare-à-Martin bei Grand-Îlet (ca. 1100 m ü.N.N., D 52), Blick in den Cirque de Mafate und zurück dauert ca. 4-5 h. Unterkünfte sollte man unbedingt reservieren, da das Angebot sehr beschränkt, die Nachfrage nicht nur in der Saison sehr hoch ist!!

Die Fahrt ab St. André führt auf der D 48 schon bald in eine enge Schlucht, an einigen Stellen kann man sogar auf der Straße kostenlos seinen Wagen unter einem Wasserfall waschen lassen, solange kein weiterer Verkehr droht. Auf der linken Seite lugt in einem Seitental ein beeindruckender Wasserfall hervor, der auf einer käuflichen DVD seine volle Pracht und auch Gewalt während eines tropischen Sturms verdeutlicht.
Nach der schluchtartigen Verengung am Taleingang bleibt es zunächst recht schmal und beeindruckt mit seinen steil aufragenden Hängen und dem tief eingeschnittenen Fluss. Erstaunlich sind die Siedler, die jeden nur erdenklichen Flecken landwirtschaftlich nutzen und deren Häuser häufig nur über abenteuerliche Pfade zu erreichen sind. Ein erst vor Kurzem erfolgter riesiger Bergrutsch auf der rechten Seite verdeutlicht die Gefahr, in der sie ständig leben müssen. Aber auch die einzige Zufahrtsstraße scheint nicht davon verschont zu bleiben. An mehreren Stellen mühen sich Bautrupps um eine Sicherung der Abhänge und sorgen zusätzlich für stockenden Verkehr bei An- und Abfahrt, sprich: logischerweise in den touristisch relevanten Stoßzeiten, verstärkt durch den normalen Berufsverkehr und Versorgungstransport.
Die nach Osten tropfenförmig auslaufende Hochebene erweitert sich schließlich zu dem fast kreisrunden Cirque de Salazie. Allerdings sieht man mehr eine stark zerklüftete, vielfach modellierte Trümmerlandschaft, die ein eigenes (Hügel-) Gebirge zu bilden scheint, als einen idyllischen Talkessel.

Salazie liegt auf ca. 600 m und bewegt sich zwischen Kleinststadt und Dorf, sagen wir eher ein großes Dorf. Unterkünfte - preiswerte gibt es gar nicht - wie Restaurants sind trotz des ausgeprägten (Durchgangs-) Tourismus sehr mager.
700 m nach Weiterfahrt aus dem Dorf Salazie auf der D 48 heraus, zeigen die Fälle Le Voile de la Mariée (gleichen Namens auch bei L'Îlet de Grand-Bassin) den Wasserreichtum selbst in der Trockenzeit. Hier gibt es am Straßenrand eine kleine Parkbucht. Wie ein Brautschleier quellen aus einer wasserführenden, horizontal verlaufenden Gesteinsschicht gleich mehrere Wasserfälle parallel aus dem mittleren Berghang. In einem wird auch Wasserfallklettern von einer Hängebrücke praktiziert. Direkt oberhalb von Hell Bourg liegt die Bergwandererunterkunft Gîte la Mandoze. Eine Wanderung dorthin soll unter 3 h dauern. Sie ist vom Mare-à-Martin bei Grand Îlet gerade so eben noch erkennbar.

Mafate ist der wildeste Talkessel der Insel. Der Name soll von dem Hexer Mafate (auf Malgasch bedeutet Mafate sowohl "derjenige, der tötet", wie derjenige, "der stinkt") stammen, der sich in einer Höhle versteckte und später Chef der Marrons, entflohenen Sklaven, wurde.Um einen lohnenswerten Blick in den Cirque de Mafate (700 Einwohner!) bis zum Cap Noir bei Dos-d'Âne und das nur in mehreren Fußstunden erreichbare 7-Familien-Dörfchen Marla (1600 m ü.N.N.) werfen zu können, fährt man wie folgt: von Grand-Ilet (ca. 15 km ab Salazie) über Le Bélier auf einer sehr guten Straße, zunächst durch dichten Wald, vorbei an mehreren EU-finanzierten Picnic-Plätzen, danach mit ausgezeichneten Ausblicken in le Cirque de Salazie und später teils entlang eines ausgesetzten Grates zwischen den beiden Talkesseln bis zu einem kostenpflichtigen Parkplatz (ca. 1600 m ü.N.N., 2 €, über Nacht 10 €). Von dort sind es noch ca. 15-20 Laufminuten leicht bergan über eine asphaltierte Straße zum 1988 m hoch gelegenen Col des Boeufs. Bei Andrang sind natürlich alle kostenlosen Parkplätze unterhalb schnell besetzt. Ein Ausflug, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte!!

Takamaka


Foto ©: Nadine Martin, Bonn

Nur wenig nördlich von St. Benoît weist ein kleines Schild mit der Aufschrift "Abondance" die Richtung über die D 53 in dieses verwunschene Tal. Wäre hier ein Archaeopteryx von einem T-Rex aufgescheut worden, mich hätte es nicht gewundert. Davon ist aber auf den ersten Kilometern des 14.7 km (ca. 24 min reine Fahrtzeit, enge aber gute Straße) langen Weges allerdings nicht viel zu sehen. Dies eröffnet sich dem Besucher erst auf den letzten Kilometern: Bis zu 1000 m steil aufragende, mit üppiger, überwiegend niedriger Vegetation bewachsene, bis zu 90° steile Flanken des südlichen Takamaka-Höhenzuges, die von unzähligen, über viele Hundert Meter, teils im freien Fall hinab stürzende Wasserfällen durchädert sind. 
Am Ende der Straße befindet sich in 765 m Höhe ü.N.N. ein kleiner Parkplatz vor einer Materialseilbahn des Wasserspeicherwerks. Von einer kleinen Plattform gewinnt man einen atemberaubenden Blick über das Talende und die westlich anschließende Hochebene von Bébour. Außerdem kann man noch etwa 300 m schmalen, sehr ausgesetzten Pfades (Achtung! Überwiegend kein Geländer!) entlang eines extremen Steilhanges wandern, beeindruckende Ausblicke in sich und die Kamera aufnehmen.

Bedingt durch die besondere Lage fallen auf das Plateau de Bébour jährlich ca. 5000 mm Niederschlag - in Deutschland sind es durchschnittlich 770 mm. Zum Vergleich: Auf den umliegenden Gipfeln wird "nur" die Hälfte gemessen. Diese sammeln sich unterhalb des Piton des Neiges in dem verschütteten, südöstlichen Talkessel von Bébour. Wasserundurchlässige Schichten leiten es weiter nach Südosten - teils auch zu den Wasserfällen Voile de la Mariée bei Salazie - wo es u.a. als Quelle des Marsouins zutage tritt. Ideal also für ein Speicherwasserkraftwerk, das 1964 in Betrieb ging (lt. Wikipedia, Informationstafel vor Ort spricht von 1968), nachdem "a dam is dug out of the rock, 315 metres below the ground ..." (wer kann es korrekt übersetzen?) unterhalb des Wasserfalls Cascade de l'Arc-en-ciel errichtet wurde. Bis heute war dies auf Grund der geologischen Situation auf der Insel nur hier möglich. Das Wasserspeicherprojekt trägt den Namen des auf den Maskarenen endemischen Baumes Takamaka (Calophyllum tacamahaca, Franz. Takamaka des Hauts, Indon. Nyamplung / Kosambi, Malay. Bintangor tree). Sein balsamartiges, gelblich bis grünliches Harz war unter der Bezeichnung Takamahak oder Takamahaka im Handel, das besonders beim Verbrennen einen lavendelartigen, aromatischen Duft freisetzt. Das Holz wurde früher im Hochseeschiffsbau verwendet, heutzutage wird es für Holzschnitzereien wie Skulpturen verwendet. Aber auch die südlich begrenzende Bergkette (Bild rechts) trägt den Namen Takamaka!

N 3 - Abstecher von der Inseltraverse

Die Beschreibung der Abstecher erfolgen von St. Pierre Richtung St. Benoît.
Wer bei Le Tampon auf der insgesamt ca. 70 km langen N 3 verbleibt, wird über kurz oder lang feststellen, dass es sich die ersten Siedler mit der Benennung ihrer Dörfer südwestlich des Col de Belvedère relativ einfach gemacht haben. Sie lauten: Le Vingt-Septième (Bourg-Murat), Le Dix-Neuvième, Le Seizième, Le Quatorzième - der Rest hat anscheinend schon Pleite gemacht oder wir sind durchgefahren ohne es zu bemerken.
Es gibt mehrere Möglichkeiten zu sehenswerten Querabstechern und Rundtouren.

Rundtour über die D 3

Bereits am südwestlichen Stadtrand von Le Tampon zweigt die D 3 durch das südlichere mittlere Bergland in etwa 6-700 m ü.N.N. ab, knapp unter oder an der täglichen Wolkengrenze. Die Fahrt ist zwar unspektakulär, liefert aber gute Eindrücke des überwiegend ländlichen Lebens. Sie endet direkt am Brückenübergang in St. Joseph, wo aus die N 2 Richtung St. Pierre erreicht wird oder weitere Ausflüge in den Süden angeschlossen werden können. Ferner bietet sich bereits wenige Kilometer nach Le Tampon die im Anschluss beschriebene Rundfahrt über die D 36 an.

Rundtour über die D 36

Kurz nach Le Tampon zweigt von der D 3 (s.o.) die D 36 ab und führt bis auf exakt 1700 m ü.N.N. zu einem schönen Aussichtspunkt im Forêt de Notre-Dame-de-la-Paix, nur 250 m von der Straße entfernt. Hier hat man einen Blick in das tief eingeschnittene, enge Tal Vallée de la Rivière des Remparts, das sich 23 km bis zur Inselmitte an die Zufahrtsstraße zum Piton de la Fournaise hinzieht. 1000 m ragen an dieser Stelle die Wände bis zum Aussichtspunkt hinauf. Während der Regenzeit verwandelt sich das gemächlich dahin plätschernde Bächlein in einen gewaltigen Strom, der sich dieses Tal seit seiner Entstehung bei einem riesigen tektonischen "Unfall" von 290.000 Jahren selbst gegraben hat. Kein Wunder bei 4000-6000 mm Niederschlag pro Jahr. Zugleich hat man auf der kurzen Wanderung einen Eindruck der lokalen Flora und Fauna. 
Bald darauf ist die Streusiedlung Notre-Dame-de-la-Paix auf ca. 1600 m ü.N.N. erreicht. 

Wer keine Lust hat zum wiederholten Male auf der Inseltraverse N 3 zu fahren, kann über - nicht ausgeschilderte - schmale Landstraßen bis zur Zufahrtsstraße zum Piton de la Fournaise gelangen. Die D 36 selbst endet auf der Inseltraverse N 3 in etwa 1600 m Höhe. Von dort können weitere lohnenswerte Unternehmungen gestartet werden.

D 27 - Umgehung von Le Tampon

Wer insbesondere bei der Rückfahrt - und hier weicht in gewissem Sinne die oben erwähnten Beschreibungsrichtung ab - schon vor Le Tampon von einem Stau Richtung St. Pierre hört, und das kann täglich passieren, kann auch versuchen, die nordwestlich verlaufende D 27 als Parallelstraße ausfindig zu machen. Sie ist in Teilabschnitten sogar lohnenswert und zweigt von der Inseltraverse N 3 nördlich von Le Tampon bei Le Quatorzième, nur wenig Hundert Meter bergab der Naturbrücke Pont naturel ab.
Nach einer vielleicht eher langweiligen Fahrt wendet die Straße spürbar Richtung Küste bergab und verläuft dann parallel, teils direkt an einer tief eingegrabenen Schlucht. Nicht ausgeschildert sollte man dennoch die nächste Kirche auf der rechten Seite anfahren. Von hier aus hat man einen sehenswerten Blick in das tiefe Tal und kann am gegenüberliegenden Berghang Teile der Bebauung von L'Entre-Deux erkennen.
Es bestehen mehrere Möglichkeiten quer zur D 27 auf die - nach Tampon - vierspurige N 3 zurückzukehren.
Wer noch bis fast an das Ende fährt, stößt beim Zusammentreffen mit der D 26 auf eine moderne, dennoch sehenswerte Brücke, die das bisher verfolgte Tal in einem hohen Bogen überspannt. Am Fuße befindet sich ein Parkplatz, so dass man auch zu Fuß bis an den Brückenbogen laufen kann. Es ist lohnenswert, die bergseitige Seite hinauf zu laufen. Wer motorisiert ist, kann auf der anderen Brückenseite Richtung L'Entre-Deux fahren.

L'Îlet de Grand-Bassin

Ein Abstecher in La Plaine des Cafres (nicht im Straßenplan verzeichnet, etwa 2 km des Vulkanmuseums an der N 3 Richtung St. Pierre) über die ebenfalls nicht angegebene D 70 (gelbe Straße) endet nach ca. 4 km an einem spektakulären Aussichtspunkt in 1370 m ü.N.N. Am Ende des Parkplatzes ist eine sehenswerte, mehrere Meter hohe hydrologische Uhr zu bewundern. Am oberen Abbruch des Steilabhanges wurde eine weit hinaus krangende Plattform mit Blick auf zwei tief eingeschnittene Täler und dem etwa 250-Seelen-Dorf L'Îlet de Grand-Bassin am gegenüberliegenden Hangfuß in 700 m ü.N.N. errichtet.
In ein natürliches, fast kreisrundes, aus der Entfernung noch riesig aussehendes Felsbecken, stürzt der kräftig aussehender Wasserfall Le Voile de la Mariée (gleicher Name wie im Cirque de Salazie). Einige Pfade zu noch abgelegeneren Gehöften in das hintere Tal sind erkennbar. Es gibt keinerlei Zugang für motorisierte Gefährte zu diesem gottverlassenen Dörfchen. Neben der Plattform befindet sich eine Materialseilbahn - für den Personentransport allerdings ausdrücklich strengstens verboten. Stattdessen müssen die Bewohner den beschwerlichen, gut zweistündigen Fußmarsch (für Trainierte) über einen schmalen Bergpfad auf sich nehmen. Klar, dass man dies nicht jeden Tag macht und v.a. ältere Bewohner seit Jahren das Dorf nicht verlassen haben. Verständlich daher auch, dass für die dortige Grundschule nur Pärchen für den Lehrbetrieb einstellt werden. Man wird wohl seine Erfahrungen gemacht haben und es nicht ohne Grund auch das verlassene Tal genannt.

Piton de la Fournaise

DER Vulkan der Insel wird natürlich von fast jedem Touristen auf das Besuchsprogramm gesetzt. Zu recht! Entsprechend sind bei gutem Wetter die Besuchermassen, noch größer bei einem aktiven Ausbruch - wenn die Behörden die Anfahrt nicht sperren. Er kann nur von der N 3 aus von Le Vingt-Septième (Bourg-Murat) angefahren werden und ist (weitgehend) gut ausgeschildert. Hier befindet sich direk an der N 3 auch ein Vulkanmuseum La Maison du Volcan. Es zeigt im Außenbereich verschiedene, interessante vulkanische Gesteinsexponate mit ausführlichen Erklärungen. Ob sich ein Eintritt (7€) lohnt, können wir nicht beurteilen.

Die Fahrt verläuft zunächst recht unspektakulär durch weitflächige, landwirtschaftlich genutzte Almwiesen, bevor sich die gute Straße in Serpentinen durch einen Wald hinauf arbeitet. Nach etwa 8 km ab der N 3 erreicht man den beeindruckenden Aussichtspunkt Nez-de-Boeuf. Der Blick fällt in das an dieser Stelle 800 m tief in das steil eingeschnittene Tal Vallée de la rivière des Remparts. Weitere Bellevue in das Tal gibt es von der D 36 und auf der Strecke nach Grand-Coude. Während der Regenzeit verwandelt sich das gemächlich dahin plätschernde Bächlein am Talgrund in einen gewaltigen Strom, der sich dieses Tal seit seiner Entstehung von 290.000 Jahren selbst gegraben hat. Kein Wunder bei 4000-6000 mm Niederschlag pro Jahr. Wir müssen zugeben, dass wir dies schon für den Vulkankrater hielten: rasch aufsteigende, dichte Wolkenschwaden gaukelten es uns vor. Entsprechend überrascht waren wir daher, dass sich die Straße noch endlos weiter zu ziehen schien. Sie verläuft nun durch niedrige, maximal buschartige Flora. Auf der rechten Seite kann man einen kurzen Stopp zur Besichtigung eines steilen, 200 m breiten und 235 m tiefen Einbruchkraters Le cratère Commerson und verantwortlich für die Entstehung des zuvor schon gesehenen Tals einlegen. Eine Aussichtsplattform mit Geländer hilft vielleicht auch weniger Schwindelfreien.

Und weiter geht die Fahrt, bis urplötzlich und vollkommen unerwartet, und diesen Eindruck betonen wir, sich eine riesige, weite Ebene auftut: die Plaine des Sables, die Ebene des Sandes. Vielleicht sollte man noch erweitern: des rötlichen Sandes. Sie gaukelt eher eine kurzfristige Teleportation auf die Marsoberfläche vor, denn den Verbleib auf der guten, alten Mutter Erde. Serpentinen führen hinab in die rostfarbene, mehrere Quadratkilometer große Ebene, dann verläuft die Straße zunächst schnurgerade durch den Staub ewig alter Ausbrüche, nur unterbrochen von erstarrten Schlackenflächen oder bizarren Türmen, bis sie einen weiteren, niedrigen Pass überwindet.
Schließlich ist ein Großparkplatz mit einfacher Restauration erreicht, die Preise halten sich so gerade noch im Erträglichen - bedenkt man v.a. die Transportkosten. Von hier sind es nur wenige Laufminuten an den Rand des weitläufigen Kraterrunds, aus dem der neue Vulkankegel nochmals einige Hundert Meter bis in eine Höhe von 2632 m aufragt. Scheinbar eine Wüste, entdeckt man dennoch überall Anzeichen von Pionierpflanzen, aus dieser Höhe in ihrer Größe nicht einmal annähernd einzuschätzen. Der Babyvulkankegel Fourmica Léo direkt unterhalb ist der einzige, einigermaßen abschätzbare Anhaltspunkt für die Größenverhältnisse. Er entstand 1753 und mag gefühlte 80 m im Durchmesser bei vielleicht 25 m Höhe sein.
Leiter des vulkanologischen Observatioriums ist übrigens der deutschstämmige Geologe Thomas Staudacher, der seit 1995 hier tätig ist.

Plateau de Bébour

Östlich des Col de Bellevue (1606 m) zweigt die im Straßenplan nicht nummerierte D 55 auf 1250 m ü.N.N. nach links (Norden) ab. Schon nach 1.3 km muss man abermals nach links (schwach ausgeschildert) bei Petite-Plaine auf die RF 2 abbiegen. Nun kann aber nichts mehr schiefgehen, man befindet sich in einer 14.6 km langen Sackgasse.

Zunächst durchfährt man einen hoch aufragenden Koniferenwald, der am Talende in niedrigere Vegetation übergeht. Ein schmaler, schluchtartiger Felsdurchlass am Ende eines kurzen Anstiegs über Serpentinen kennzeichnet den 1414 m hohen Pass Col de Bébour, von dem aus sich die Hochebene von Bébour wie auf einer Landkarte ausbreitet. Sie wird von der Straße schnurgerade gequert, was ein wenig an die bekannten Landschaftsfotos aus Amerikas Wildem Westen erinnert, und verliert sich dann in der dichten Vegetation. Am nördlichen Horizont liegt der Rand des Cirque de Salazie, dominiert wird das Plateau aber von dem Piton des Neiges an der nordwestlichen Ecke. Im Osten geht es in das tief eingegrabene Tal des Marsouins (Takamaka) über. Die Straße endet schließlich ca. 400 m unterhalb der Bergwandererunterkunft (Gîte la Mandoze, 1600 m ü.N.N.) auf einem großzügigen Parkplatz.

Nach dem Pass durchfährt man zunächst durch den hochgewachsenen Koniferenwald von Duvernay gute 100 Höhenmeter hinab. Die immergrüne japanische Sicheltanne, auch Japanische Zeder genannt (Chryptomeria japonica, Franz. Chryptoméria du Japon / Cèdre du Japon), bevorzugt derart kühle, feuchte Gebiete.
Forstwirtschaftlich wird zudem die Koa-Akazie (Acacia koa var. latifolia, Synonym Acacia heterophylla var. latifolia, Franz. Tamarin des Hauts) genutzt.

Bedingt durch die besondere Lage fallen auf das Plateau von Bébour jährlich ca. 5000 mm Niederschlag - in Deutschland sind es durchschnittlich 770 mm. Auf den umliegenden Gipfeln wird gerade einmal die Hälfte gemessen. Diese sammeln sich in dem verschütteten Talkessel von Bébour - eigentlich der vierte Cirque neben den drei offensichtlichen von Mafate, Cilaos und Salazie. Wasserundurchlässige Schichten leiten es bergab nach Südosten - teils auch zu den Wasserfällen Voile de la Mariée bei Salazie - wo es u.a. als Quelle des Marsouins (Takamaka) zutage tritt. Im Talkessel selber entstanden durch die hohen Niederschläge sogenannte Schwammwälder.
Die Hochebene von Bébour ist daher durchsetzt mit wasserliebenden Palmfarnen (Cycadales - Nacksamer) und urtümlichen Baumfarnen 167 (Cyatheales - Farne, Franz. Fougères arboscentes). Baumfarne tragen unter ihren Wedeln Sporenkapseln, frische Wedel sind wie bei den Farnen stark eingerollt, Palmfarne weisen diese Merkmale nicht auf. (Baumfarne und Palmfarne an ihrem Aussehen, insbesondere bei größeren Entfernungen, unterscheiden zu wollen, kann sich für Laien - wie ich einer bin - als etwas schwierig herausstellen. Die Sporenkapseln sind noch der beste Hinweis.) Diese extrem langsam wachsenden Vorstufen der heutigen Pflanzen haben als Relikte die Evolution überlebt, lebende Fossilien im wahrsten Sinne des Wortes. Farnpflanzen (Pteridophyta) kamen schon vor 300 Millionen Jahren vor. Die bekanntesten Vertreter, Schachtelhalm und Bärlappgewächse, trugen mit zur Steinkohlebildung bei. Sie hatten zwar noch keine Blüten, wohl aber schon echte Wurzeln und Leitbündel für die Wasserführung. Die uns sichtbaren Farne stellen die ungeschlechtliche Generation dar. Der Baumfarn besitzt keinen üblichen Stamm, sondern miteinander verflochtene Wurzeln, die sich um einen dünnen, stabilen Mittelstamm winden (Achtung, nicht bei allen Baumfarnen!). Das dichte Wurzelmaterial dient auch, neben Kokosnussfasern, als Material für die Anzucht von Orchideen. Außen ruft ein dünner, harter, durch lamellenförmige Hohlräume verstärkter Mantel die Illusion eines echten Baumes hervor. Er stärkt seine Festigungsfunktion zusätzlich aus den stehen gebliebenen unteren Teilen der Blattstiele. In der evolutionären Systematik stellen sie eine Übergangsform zwischen den Nadelhölzern und den eigentlichen Blütenpflanzen dar.

Südlicher Westen

L'Entre-Deux

Das Dorf befindet sich zwischen zwei Flüssen, die je eine Schlucht auf beiden Seiten des Dorfes gegraben haben: daher der Name L'entre-Deux ("Zwischen zwei"). Neben der vielfach schönen kreolischen Architektur, die ansonsten auf der Insel vergeblich sucht (sic! Siehe Querlink) oder nur in bescheidenem Umfang antrifft, lohnt auch ein Ausflug "einfach nur so".
In dem pittoresken Städtchen auf gefühlten 500 m ü.N.N. gibt es bei der Touristeninformation ein Hinweisschild auf einen daneben liegenden Botanischen Garten. Den kann man sich sparen, das Häuschen der Touristeninformation ist erheblich sehenswerter. Suchen sollte man ggf. Marie Ange Dijon. Die Dame lernt mit ihren Töchtern bereits die 4. Generation an, die sich mit dem Flechten der reißfesten, naturweißen Agavefasern zu Pantoffeln und Hüten beschäftigt. Bei den Preisen sollte man bedenken, dass sie für einen Hut 3 Tage benötigt. Dafür hat man aber wirklich etwas Stabiles: aus Agavefasern wurden früher Schiffstaue geflochten!

Folgt man der Straße nach Nordosten aus dem Dorf hinaus, später vorbei an einer Jugendherberge, so wird man mit mehreren Aussichtspunkten belohnt. Nur noch selten trifft man auf Häuser, bis auch diese vollständig zurück bleiben. Die asphaltierte Straße geht in ca. 1100 m Höhe in eine gute Piste über, bedauerlicherweise verwehrt aber eine Schranke die Weiterfahrt. Dies ist in der Straßenkarte leider nicht angegeben. Man könnte aber hier den Wagen parken und bis zum Gipfelkamm auf 1815 m laufen. Eine Wanderung, die auf der Informationstafel am Parkplatz bis zu einem dortigen Gîte mit weniger als 2 h angegeben wird. In jedem Falle wird die Aussicht in den Cirque de Cilaos ähnlich, wenn nicht beeindruckender sein, als von La Fenêtre aus.

Von L'Entre-Deux besteht noch die Möglichkeit, über die D 26E einen Abstecher nördlich aus dem Dorf heraus in ein Seitental zu unternehmen. Auch hier endet die offiziell befahrbare Straße bei einem Übergang in eine Piste in etwa 550 m ü.N.N. in ein schön anzublickendes, enges Tal bis zum Berg Dimitile (1837 m). Aufkommende pechschwarze Wolken haben uns von einer weiteren Erkundung abgehalten. Ein Versuch zu einem Ausblick in die enge Zugangsschlucht zum Cirque de Cilaos zu finden, scheiterte leider ebenfalls. Obwohl eine Straße zu diesem Steilabhang in dem Straßenplan eingezeichnet ist, konnte sie nicht gefunden werden - es gab auch keine offensichtliche Ausschilderung.

Les Makes / La Fenêtre

Dieser Ausflug gehört sicherlich zum MUSS eines Inselprogramms. Wieder einmal enttäuscht allerdings die in der Werbung erwähnte kreolische Architektur des Bergdorfs Les Makes. Dafür sind Teile der Anfahrt, insbesondere im höheren Bereich, mit recht "wilden" Aussichten Entschädigung genug und auch der weitere Weg lohnt immer wieder einen Stopp. Vielleicht nicht unbedingt bei dem großzügigen Picnic-Platz, der schon fast einem Kleinpark gleicht, und mal wieder aus Steuergeldern der EU finanziert wurde. Den Inselbewohnern wird schon so einiges geboten!!
Die landwirtschaftlichen Rodungsgrenze ist auch die untere Waldgrenze, von nun an wird es sogar richtig romantisch. In Deutschland eine begehrte Schnitt- und Topfblume, wächst hier am Straßenrand in dieser Höhe wild an vielen Stellen die Friedenlilie (Spathiphyllum sp. [möglicherweise S.montanum; uspr. heimisch in den Nebelwäldern von Costa Rica und Panama], auch Scheidenblatt, Blattfahne oder Einblatt), eine Pflanzengattung, die zur Familie der Aronstabgewächse (Araceae) gehört. Die kurvenreiche Straße müht sich bis auf gefühlte 1700 m ü.N.N. und endet an einem etwas unterdimensionierten Parkplatz - insbesondere, wenn auch noch Busse ihren Platz finden wollen. Von hier sind es nur Laufsekunden bis zu einem großartigen Aussichtspunkt, der zu recht "La Fenêtre" genannt wird. Bei einigermaßen wolkenfreier Sicht erhält man einen beeindruckenden Blick auf den Talkessel Cirque des Cilaos, eingerahmt durch den Piton des Neiges und bis zu 90° steile, etliche Hundert Meter hohe Kraterwände. Die Erosionsrinnen verstärken den Eindruck des Schauspiels, und auch die über die Kämme einfallenden Wolken reichen für lautstarke Ahhhs und Ohhhhs. Mitten in diesem Kessel liegt unübersehbar die Kleinstadt Cilaos und einige weitere verstreute Dörfchen.

Cirque de Cilaos

Wer hier übernachten will, sollte insbesondere in der Hochsaison rechtzeitig reservieren!

Eine Fahrt in den nicht leicht zugänglichen vulkanischen Talkessel unternimmt man am besten von der Westküste aus; logistisch am günstigsten von St. Pierre. Besser als mit dem eigenen Pkw, nicht nur der über 420 Kurven wegen, sondern auch, weil man erhöht sitzt und sich ganz auf den Ausblick konzentrieren kann, ist es ab St. Pierre bzw. St. Louis, wo man sowieso umsteigen muss, den Bus zu nehmen. Der ist sogar zu dem Festival gratis und fährt um 9.30 + 11.30 hinauf und um 12.30 + 15.30 wieder zurück. Für die Anfahrt von St. Pierre muss man etwa 25 min und 1.30 € einkalkulieren (der weitere Bus ist ja frei), die Fahrt ab St. Louis dauert etwa 90 min.
Einmal im Jahr gegen Mitte Oktober findet in Cilaos das Linsenfest statt. Eine Spezialität, die nur hier angebaut wird und daher an Touristen für bis zu 10 € das Kilogramm verhökert werden soll. So könnte man gut über die Runden kommen! Daneben gibt es noch andere landwirtschaftliche Angebote, angefangen vom süßen Rot- und Weißwein (übrigens die einzigen Weine made in La Réunion! Den süßen Rotwein isabelle trinkt man auschließlich zum Aperitif ), über genauso süßen Honig bis hin zu weniger süßen Würsten und touristischem Krimskrams. Übrigens: Zu einem typischen kreolischen Gericht gehört grundsätzlich eine Portion Reis sowie Linsen oder Bohnen. Es darf aber bezweifelt werden, dass dabei die teuren Cilaoslinsen Verwendung finden.

Die RN 5 folgt zunächst einem tief eingeschnittenen Tal und verläuft teils nur knapp über dem Geröllbett des Flusses. Die Hänge sind überwiegend dicht bewachsen mit allem, was sich bei 80-90° Gefälle noch festkrallen kann. Streckenweise ist die Straße in den Fels geschlagen und verjüngt sich auf mehreren kurzen Abschnitten auf gerade einmal Busbreite, was spätestens dann Schritttempo bedeutet. In mehreren Haarnadelkurven bleibt sogar nichts anderes übrig, als den Bus ein-, zweimal zurück zu setzen. Zwei später folgende Tunnels sind derartig minimalistisch in den Fels geschlagen, dass die Seitenspiegel des Busses links und rechts gerade einmal 5 cm Platz haben und des öfteren ein wenig mehr von der Wand abschaben - aber vermutlich ist es umgekehrt. Kein Wunder, dass der Fahrer gerne eventuell entgegen kommende mit seiner eindrucksvollen, druckluftverstärkten Hupe vorwarnt. Ohrenstopfen sind gerade für den Reisenden im Frontteil des Busses - dafür insbesondere auf der rechten Seite bei der Hinfahrt der beste Ausblick (sic!) - zu überlegen. Allerdings wird einem dann - zumindest wenn ein bestimmter Busfahrer Dienst hat - das alte französische Gedudel der 1970iger + 1980iger Jahren entgehen.

Südliche Inselumrundung auf der N 2

Logistisch empfehlenswert ist es, den Beginn der etwa achtstündigen Tour nach St. Pierre zu legen und gegen den Uhrzeigersinn zu fahren. Sie beträgt ca. 90 km + 70 km auf der Inseltraverse N 3. In diesem Reisebericht wurden zudem etliche Abstecher von der N 2 eingebaut, die allein schon eigene kleine mehrstündige oder Halbtagestouren sein könnten. Beim Lesen muss man also ein wenig darauf achten, nicht von der eigentlichen Strecke zu sehr abgelenkt zu werden. Natürlich bieten sich auch viele Seitenausflüge von der N 3 an.

Bis St. Joseph

Die ersten Kilometer befindet man sich nach St. Pierre auf der südlich hinausführenden, vierspurigen Ausfallstraße N 2, einer Autobahn ähnlich. Durch den oft relativ hochliegenden Verlauf, ergeben sich mehrfach schöne Ausblicke auf die Küste. Aber auch die parallel verlaufende, niedriger liegende Küstenstraße hat durchaus ihre Reize, dauert aber auf diesem Abschnitt ca. ½ Stunde länger. Etwa bei Grand Bois geht die vierspurige Schnellstraße in eine gut ausgebaute, teils dreispurige über. 
Wenig später ist der Abzweig nach Petite-Île erreicht, vielfach als sehenswertes kreolisches Städtchen beworben. Siehe allerdings auch unsere eher enttäuschenden Erfahrungen zu "pittoresken kreolischen Dörfern" bzw. "kreolischer Architektur". Aber die dorthin führende D 31 eignet sich auch als Zu- oder Abfahrt zu einer Rundtour über die D 3, wenngleich eher ein Beginn ab St. Joseph vorzuschlagen ist.
Nur wenige Kilometer weiter wird eine größere Ravine passiert. Nach der 180°-Kurve sollte man den dortigen Parkplatz anfahren. Von hier hat man einen Blick auf den größtenteils felsigen Strand von Manapany-les-Bains, an dem jährlich ein vielbeachteter, mehrtägiger Surfwettbewerb mit musikalischem Beiprogramm stattfindet. Die Chance, in dem Falle im Umkreis von mehreren Kilometern einen Parkplatz zu finden, ist dann aber gleich null und man muss den sich doch hinziehenden Abweg zu Fuß bewältigen. Auch ein mehr natürlicher Meerespool machen die Bucht für die überwiegend jüngeren Besucher attraktiv. Es gibt einige wenige Unterkünfte und einfache Restaurationen.
St. Joseph
wird als nächst größere Stadt passiert. Sie bietet eigentlich nicht besonders viel, zu einem kleinen Rundgang südlich des Flusses, der die Stadt zweiteilt, bietet sie sich dennoch an. 

Rundtour über die D 3

Direkt am Brückenübergang zweigt geradeaus die D 3 durch die Berge ab. Sie verläuft in etwa 6-700 m Höhe und meist knapp unter oder an der täglichen Wolkengrenze. Die Fahrt ist eher unspektakulär, liefert aber gute Eindrücke des überwiegend ländlichen Lebens. Sie endet bei Le Tampon, von wo aus St. Pierre in weniger als einer halben Stunde über die vierspurige Schnellstraße erreicht werden könnte. Wer eine interessante Ausweitung der Tour bis auf 1700 m Höhe sucht, liest weiter unter D 36.

Grand-Coude

Noch in St. Joseph, aber schon im Stadtteil hinter der Brücke, liegt der nur versteckt ausgeschilderte Sackgassenabzweig hinauf über Jean Petit nach Grand-Coude über die D 33. Im Straßenplan der Touristeninformation sucht man den Begriff allerdings vergebens, nur Jean Petit ist eingezeichnet.
Die Fahrt führt - wie fast immer auf der Insel - stetig bergan, bald ist die dichte Bebauung verlassen. Nach etwa ¾ des Weges verengt sich der Höhenrücken bis auf gerade einmal ±109 m. Kurz hintereinander wurden zwei Aussichtspunkte mit Picnic-Gelegenheit eingerichtet, die sowohl in das westlich liegende Vallée de la rivière des Remparts wie auch in das östlich liegende, mehrere Hundert Meter tief eingeschnittene Tal Vallée de Langevin. Das westliche ist das gleiche, in das man von der anderen Talseite am Aussichtspunkt der D 36 Einblick hat, im östlichen fällt der Blick auf den genau unterhalb liegenden Wasserfall der cascade de Grand-Galet
Die Fahrt führt weiter durch landwirtschaftliches Gebiet und endet in Grand-Coude, das eine sehr verstreute Streusiedlung darstellt. Eine schöne Aussicht, die aber dummerweise teilweise durch Bäume und Sträucher verstellt ist, hat man noch von der letzten quer verlaufenden Straße: An der westlichen (linken) 90°-Kurve (im Plan ist knapp unterhalb ein Kirchensymbol platziert) parkt man an einem Informationsschild und begibt sich über die Felder und quert einen provisorischen Gleitschirmlandeplatz. Direkt dahinter befindet sich der - ungesicherte! - Steilabbruch mit einem abermals atemberaubenden Blick in das Vallée de la rivière des Remparts: wenn es die Wolkendecke erlaubt.

Es bietet sich an, Teile auf einer parallel verlaufenden Straße zurück zu fahren. Nach etwa 5 km befindet sich links die rue des Papyrus, ihr kann man 1.48 km durch Zuckerrohrfelder und vereinzelter Bebauung folgen und gelangt dann zurück zur D 33. 1.6 km nach Rückkehr auf die Hauptstraße geht es ebenfalls links in die rue Aimé-Turpin. Statt anschließend abermals auf die D 33 zurück, kann man nun auch geradeaus durch die oberen Ausläufer von St. Joseph bis zur Küstenstraße fahren.

Cascade de Grand-Galet

Gut zu finden ist hingegen das Sackgassental Vallée de Langevin zu diesen Wasserfällen. Direkt hinter einer größeren Flussbrücke befindet sich auf der linken Seite eine der 14 unübersehbaren Sammelstellen für Zuckerrohr, direkt dahinter zweigt die Zufahrt ab.

Erst der Verlust von Mauritius an England brachte den Anbau von Zuckerrohr nach La Réunion. Mit der Abschaffung der Sklaverei wurden billige Arbeiter aus Indien "importiert". Noch heute ist die Ernte, i.d.R. zwischen Sep-Dez, nur zu 30% von Maschinen zu bewältigen. 1-5 t pro Tag können die Helfer schaffen, gerade einmal 10 € bringt 1 t ein. 30% des Zuckerrohrs wird zur Energiegewinnung auf der Insel genutzt (sic!), der Rest landet in eine der beiden von 200 verbliebenen Zuckerrohrfabriken; eine im NO, die andere im SW. Sie produzieren pro Jahr 1 Mill t Zucker, wovon 80% zum Mutterland Frankreich (Franz. métropole)  genannt exportiert wird. In der Saison zwischen Juni-Dez werden pro Tag auch 300 hl Rum produziert.
Daneben gibt es auch einen Curcuma-Anbau. Von über 100 Familien ernten heute aber nur noch 30 die Knolle. Jede Familie produziert 1-2 t pro Jahr und erzielt, je nach Qualität, 25-80 € / kg. Das orange-gelbe Gewürz scheint grundsätzlich in jedes kreolische Gericht zu gehören, seien es die verschiedensten Curri (auch curry oder cari) oder Rougail. In der Hausapotheke wird es zudem auf Wunden gestreut und soll die Wundheilung verkürzen. Auch eine Wirkung als Antikrebsmittel bei beginnenden Tumoren soll nachgewiesen sein. 

Vor allem im unteren Talabschnitt versammeln sich an freien Tagen scheinbar die gesamten Inselbewohner an dem in der Trockenzeit gemächlich dahin plätschernden Flüsschen. Jeder andere Tag ist daher für einen Besuch besser geeignet. Entsprechend ist die Parksituation, aber auch die größere Auswahl an ambulanten und stationären Versorgungsstationen. Im weiteren Verlauf wird ein kleiner Fall passiert, dann sollten unerfahrenere Autofahrer den Wagen abstellen. Die folgenden etwa 60 Höhenmeter werden von vier äußerst steilen und engen Serpentinen bewältigt, die v.a. bei Gegenverkehr ein Problem darstellen können; zumal einige einheimische Verkehrsteilnehmer auch wohl noch nie etwas von einer Vorfahrt des Bergverkehrs gehört zu haben scheinen. Direkt am sehenswerten Wasserfall Grand-Galet, der über eine erstaunliche Breite direkt aus der Wand des Basaltabbruchs strömt, also keinen Überlauf darstellt, gibt es nur zwei "wilde" Parkplätze. Besser ist es dann auch weiter bis zum nur wenige Hundert Meter entfernten, oberhalb des Falls liegenden Dörfchens durchzufahren und zurückzulaufen.


Foto ©: Nadine Martin, Bonn

Langevin

In Vincendo führt in einem Kreisverkehr eine kleine, unauffällige Straße in knapp 3 km, größtenteils durch Zuckerrohrfelder, zu dem bei Einheimischen beliebten Ausflugsziel Parc à mouton (so auch die Ausschilderung an der Küstenstraße) an einer felsigen Küste. Schwimmen gehen ist hier also eher nicht angesagt. Auffällig ist ein Streifen der Stelzenpalme Pandanus utilis. Die vacoa "bord de mer" stammt ursprünglich aus Madagaskar und wurde im 18. Jh. zum Schutz landwirtschaftlicher Anpflanzungen vor der Meeresgischt in einem 80 m breiten Streifen angepflanzt. Erst danach breiteten sie sich auf natürliche Weise über die ganze Insel aus. Nach Einführung wurden, quasi nebenbei, aus den getrockneten langen, schmalen Palmblättern geflochtene Gebrauchsgegenstände hergestellt, erst in jüngster Vergangenheit fanden die Knospe (Kreol. chou vacoa) und die Früchte (Kreol. pinpin) in der Küche Verwendung.

Rundtour über die D 37

Auf etwa halber Strecke zwischen Vincendo und dem Cap Méchant führt die D 37 (Ausschilderung "Jaque Payet"), vorbei an einem Motocross-Areal, hinauf in höhere Lagen um die 650 m. Der Versuch, sie bis an das westliche Ende zu verfolgen, in der Hoffnung abermals einen Blick in das Vallée de Langevin mit den Cascade de Grand-Galet werfen zu können, erwies sich als leider nicht möglich. Auch sollte man dem Straßenplan vertrauen. Denn die östlichste, bei La Crête 1me village bergab führende, weiß symbolisierte Nebenstraße endet tatsächlich kurz vor der Küste inmitten von Zuckerrohrfeldern. Und man muss den gesamten Weg zurück, um über die D 34 oder eine ihrer späteren Parallelstraßen zur Küstenstraße zurück zu finden.

Le Cap Méchant

Nur wenige Kilometer weiter auf der N 2 befindet sich, gut ausgeschildert, ein weiteres beliebtes Ausflugsziel an der Küste. Gleich zwei Restaurants, die gar nicht einmal so teuer sind, jedoch einen recht konservativen Eindruck machen, kümmern sich um die teils in Busladungen eintreffenden Gäste. Alle anderen aber bringen, wie durchgängig üblich, lieber ihre eigene Verpflegung inklusive großen Gasflaschen mit und machen sich auf dem Parkareal breit - nicht selten ohne den Abfall mitzunehmen. Zeitgleich tummeln sich ganze Schulklassen zwischen den Touristen. Eine Attraktion ist auch der Brunnen "Puits des Français" in einer Senke direkt an der Küste. Auch hier gibt es einen auffallenden Streifen der Stelzenpalme Pandanus utilis. Die einen guten Dutzend Meter steil aus dem Meer herausragende kohlenschwarze Felsenküste des Kaps haben sich aus alten Lavaströmen gebildet, die sich bis in den Indischen Ozean ergossen haben.

Le Baril

Einen Kilometer östlich von dem kleinen Küstendörfchen Le Baril befindet sich der Brunnen "Puits des Anglais". Die Touristen, auch die heimischen, werden aber weniger deswegen angezogen, sondern das Meeresschwimmbecken direkt an der Felsküste lockt. Ein eindrucksvolles Erlebnis, gerade wenn starke Brandung nur wenige Meter entfernt gegen die Felsküste schlägt, sich die Gischt meterhoch auftürmt und einzelne Wellen sogar bis in den Pool schlagen. Der Eintritt ist übrigens frei! Und einen Bademeister gibt es auch.
Zudem gibt es noch Grillplätze und an dem Parkplatz an der Durchgangsstraße bis gegen Mittag einen kleinen Gemüse- und Pflanzenmarkt.

Patrick Fontaine führt im naheliegenden forêt de Mare-Longue die Plantagen seiner Vorfahren als Schaugarten der Gewürz- und Parfümpflanzen, in dem gut 1500 Pflanzenarten auf 3 ha zu besichtigen sind. Darunter sind die wunderschönen farbenprächtigen Blüten der Jadeliane. 9-17 h, Eintritt 5.50-6.50 €

Noch 'n Abstecher

Ein wenig östlich von Basse-Vallée führen laut Straßenplan zwei in weiß symbolisierte Straßen bei Le Baril bergan. Nicht irritieren lassen, es gibt nur eine davon - der Rest endet nachweislich über kurz oder lang vor Privathäusern - und die beginnt an der Bushaltestelle, wenige Meter neben dem kleinen Snackrestaurant und trägt die Bezeichnung RF 36. Die beschauliche Fahrt über die schmale Straße führt schließlich in ein Waldgebiet und nach etwa ½ Stunde ist ein Gîte in 602 m ü.N.N. und das Ende der befahrbaren Straße erreicht. 
Der angegebene Aussichtspunkt ein wenig westlich davon existiert, auch eine kleine Picnic-Hütte, die Aussicht ist allerdings sehr mäßig. Hier müssten ein paar Bäume gefällt werden. Zudem endet der etwa 1 km lange Abstecher in einer Sackgasse für alle Fahrzeuge, die nicht forstwirtschaftliche Absichten herumfahren.
Zurück auf die RF 36 könnte man in Versuchung geraten, die in der Straßenkarte skizzierte Verbindungsstraße zur D 37 zu nehmen, um sich zumindest einen Teil der Abfahrt zu sparen. Diese entpuppt sich aber als Piste, was uns nicht abgeschreckt hätte, ist aber leider für den normalen Verkehr gesperrt. Es bleibt aber noch die Möglichkeit, sich über eine etwas höher abzweigende, ebenfalls in weiß gehaltene Straße durch den Forêt de Mare-Longue bis in die Nähe du Puits des Anglais abzuseilen. Die Fahrt geht nach Verlassen der Waldzone durch Zuckerrohrfelder, teils trifft man pistenähnliche Bedingungen, sprich Schotterstrecken an. Mehrfach überlegten wir schon umzukehren, ein Fiat Punto ist schließlich kein Geländefahrzeug. Aber mit ein paar Hakeleien ging es dann doch.

N 2 bis St. Benoît

Nach St. Philippe werden schließlich auch die letzten Häuser passiert. Nicht vergessen sollte man, um die Aufzählung abzuschließen, den Brunnen "Puits Arabe". Auch das Restaurant Le View Port erwähnenswert: Es liegt nur wenige Dutzend Meter von dem Lavastrom von 2007 entfernt. Die Straße ist aber ansonsten mehr oder weniger eintönig, es sei denn, man erhascht ab und an einen Blick auf das meist wolkenverhangene Vulkanmassiv. Schließlich werden doch noch die viel zitierten, Lavaströme gequert, die sich bei diversen Ausbrüchen in den letzten Jahrzehnten bis in den Indischen Ozean ergossen haben. Obwohl inzwischen erstarrt, sollte man die Warntafeln aber dennoch beherzigen Im Untergrund sind noch sehr heiße Stellen vorhanden, wie an aufsteigenden Dampf deutlich zu erkennen ist. Ein Einbruch durch die Lavaschicht ist unwahrscheinlich, aber grundsätzlich nicht auszuschließen. Hier halten auch alle Ausflugsbusse, denn oberhalb der Straße wurde eine Aussichtsplattform mitten im Gesteinsstrom errichtet.

Die Bebauung ist auf gut 6 km vollständig verboten und kehrt im weiteren Verlauf auch nur zögerlich zurück. Schließlich ist ein knapp 2 km langer Abzweig zum Strand Piton Sainte-Rose erreicht. Wer es sich antun möchte, kann natürlich auch am Wochenende hierher kommen. Ob er allerdings einen Parkplatz im Umkreis unter einem Kilometer findet, ist eine ganz andere Frage. Aus diesem Grund können wir auch nichts über dieses Ausflugsziel berichten: Aber tausende von Ausflüglern können sich kaum irren.  

Die Fahrt nach St. Benoît hat schließlich doch noch etwas Besonderes zu bieten. Ja, da ist einmal die Kirche, die auf wunderliche Weise von einem Lavastrom umflossen wurde. Aber das ist was für Gläubige und andere Sensationslüsternde. Vielmehr ist gut 6 km nach Ste.-Rose die alte, inzwischen für den Durchgangsverkehr seit 1979 nicht mehr benutzte sehenswerte Hängebrücke pont suspendu gemeint. im Mutterland Frankreich gebaut und 1894 hier installiert.


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