von "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany
Erstellt: 2004 Verzeichnis
aller Reiseberichte
Unterwasserwelt der Similan IslandsAllgemeine InformationenDer Tsunami von 12/2004 hat die Unterwasserwelt der Similan Islands nach absolut verlässlichen Informationen von Insidern nicht wesentlich geschädigt! Das Tauchen lohnt sich also immer noch und bringt der Region dringend benötigte Devisen!! |
Ca. 60 km westlich von Thap Lamu (eine Hafenstadt 14 km südlich des Touristenzentrums Khao Lak - 5 km westlich der Hauptstraße) bilden einsam in der Andamanischen See neun Eilande eine nordsüdlich ausgerichtete Inselkette und den Kern des 140 km² großen Mu Ko Similan Nationalparks, der 1982 gegründet wurde. Nur 14 km² entfallen auf die neun Inseln (malay. sembilan = 9), die vor 65 Millionen Jahren im Tertiär zur Zeit des Sauriersterbens durch aufquellendes Magma geschaffen wurden. In den Eiszeiten und durch Wetter und Wellen erhielten die Granitfelsen ihren heutigen Schliff und erinnern an die Szenerie auf den Seychellen, kein Wunder, haben sie doch die gleiche Entstehungsgeschichte. Die höchste Erhebung liegt mit 244 m auf Ko Similan.
Die Inseln Ko Hu-Yong (#1), Ko Payang (#2) und Ko Payan
(Ko Saam, #3) sind seit 1999 "geschlossen", da u.a.
Schildkröten auf #1 laichen und damit sich die Unterwasserwelt erholen
kann. Auf Ko Miang (Mieng oder Ko Sii, #4) befindet sich das Hauptquartier
der Parkaufsicht und die meisten Unterkünfte. Zwei schöne Strände, Haad
Yai im Osten und Haad Lek im Westen mit weißem Pudersand, lassen in der
Hauptsaison die Touristen anströmen. Die Strände sind durch einen Weg
verbunden und in fünfzehnminütigem Spaziergang quer durch die Insel
erreichbar, zu einem Aussichtspunkt benötigt man ebenfalls etwa 15 min.
Die Insel wurde offensichtlich für so schön befunden worden, dass auch
die thailändische Prinzessin hier ein Domizil errichten ließ.
Es folgen die Inseln Ko Haa (#5) und #6, was eigentlich ein Witz ist, da
sie praktisch eine Einheit bilden. Ko Payu oder Ko Jed ist die #7, Ko
Similan oder Ko Paed die #8. Sie ist mit ca. 5 km² die größte aller
Inseln und beherbergt einen weiteren Posten der Parkaufsicht und einige
Unterkünfte am Donald Duck Strand. Er erhielt seinen Namen durch eine
entsprechende Felsformation. Auf Similan befindet sich ein 2.5 langer
Trail, der in ca. 2 h absolviert werden kann. Den Abschluss bildet Ko
Ba-ngu oder Ko Kao (#9). Seit 1998 wurden in den Nationalpark - um von den
Tauchern mehr Geld kassieren zu können - noch Ko Bon und Ko Tachai weiter
nördlich eingegliedert. Nicht mehr zum Park gehört der davon 2½
Bootsstunden nördlich
liegende Unterwasserfelsen "Richelieu Rock", der bei Ebbe einige
Zentimeter aus dem Wasser lugt.
Haad Yai, Miang Island
Foto: © Simone
Caprodossi (Rom, Italien)
Auf Grund der abgeschiedenen Lage und drastischen Strafen, die gegenüber
Tauchunternehmen und Touristen auch wirkungsvoll durchgesetzt werden können,
ist die Zerstörung unter Wasser noch nicht spürbar; trotzdem ist der überall
treibende Müll, z.T. auch Ölfilme, ein Ärgernis. Hinter den Eintrittsgeldern
der Touristen ist man sogar mit dem Schlauchboot her. Am Ende der Saison wird
dann aber das Büro geschlossen und die wilde Fischerei mit Schleppnetz bleibt
ungeahndet.
Für den Eintritt in den Nationalpark wird eine Gebühr von 200 B /
Tag (Kinder die Hälfte) erhoben, was gute 18 Millionen Bhat pro Jahr in die
Kasse spült; hoffentlich fließen dabei nicht zu viel in dunkle Abwasserkanäle.
Die Parkverwaltung bietet auf Ko Miang (Mieng, #4) und Ko Similan (Paed, #8) Unterkünfte in geräumigen Zelten (400 B für 2 Personen) und Bungalows (600 - 2000 B für 2 Personen) an. Mit eigenem Zelt kostet es 40 B pro Nacht und Personen. Es sind Toiletten, Duschen, ein einfaches Restaurant und ein kleiner Shop für das Nötigste vorhanden. Wichtige Utensilien sollten allerdings vom Festland mitgebracht werden. Es besteht die Möglichkeit sich Schnorchelausrüstung zu leihen. Reservierung sind - insbesondere in der Hochsaison und an nationalen Feiertagen - zu empfehlen: 076595045 (Tap Lamu auch Tablamu geschrieben), 076421365 (#4), 076422136 (#8), similan-np@thaimail.com, www.dnp.go.th
Siehe auch allgemeine Informationen zur tropischen
Unterwasserwelt: Blöde Fische, Korallen
& viel meer.
(Die Zahlen im ff.
Text bieten einen Link zu dem
wissenschaftlichen und wenn bekannt deutschen, englischen und
einheimischen Namen. Ist der
Name verlinkt, so gibt eine weitere
Unterseite einige Informationen.)
Die Inseln bieten keine
ergiebigen Süßwasservorräte, weswegen größere
Mammalia fehlen. Interessierten öffnet sich eine interessante Vogel-,
Amphibien- und Reptilienwelt, darunter auch einige giftige Schlangen. Auf den größeren
Inseln spazieren auch
kleine Warane (verwandt mit den Komodo-Waranen)
herum,
die allerdings ungefährlich sind, so lange sie nicht in die Enge getrieben
werden. Jeder kleinste Biss oder Kratzer kann mit einer tödlichen
Blutvergiftung enden!
Da die nächste kompetente ärztliche Versorgung Stunden entfernt ist, sollte man alle
notwendige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um jedglichen Unfällen vorzubeugen. Dazu gehört
u.a. das Geschlossenhalten der Zelte, sichere Verschließen von Lebensmitteln
und die Kontrolle von Kleidung und Schuhen vor dem Anziehen.
Über jeder Insel stehen Milane (Brahminy Kite 91), bei denen der Kopf
und die Hälfte der Brust weiß gefärbt ist und
auffällig rotbraune Schwingen aufweisen, in der Brise. Ferner findet man
häufig Seeadler,
erkennbar an der weißen Färbung des gesamten Unterseite incl. der
Flügelansätze, schwarzgrauen Schwingen und ihrer Größe.
Der Nationalpark zeigt einen fast unberührten Querschnitt durch noch intakte Meeresflora und -fauna. Neben bunten Hart-, Horn- und Weichkorallen, Schwämmen, Muränen, Langusten, Rochen, farbenfrohen Korallenfischen, vielfältigen Fischschulen wie Glasfische, riesige Makrelenschwärme, Leopardenhaie 62, Barrakudas und Thunfisch, trifft man bei Gelegenheit auf Delphine, Taucher mit Glück auf Mantas 44 und während der "Saison" von Mitte Dezember bis Anfang März vielleicht auch auf einen Walhai.
Foto: © ingo66@web.de
Die
Knorpelfische (Chondrichthyes)
waren entwicklungsgeschichtlich die ersten Fische mit Kiefern und paarigen
Flossen. Sie erschienen im Devon (vor ca. 370 bis 270 Mill. Jahren).
Charakteristisch ist das Fehlen von Knochen; sie besitzen also - und daher die
Klassifizierung - ein rein
knorpeliges Skelett. Zu den rezenten Knorpelfischen gehören u.a. Haie, Rochen
und die weniger bekannten Chimären. Als einfaches Unterscheidungsmerkmal zu den
Walen, die immer ihre Schwanzflosse waagerecht tragen, ist sie bei den Walhaien
senkrecht (wie bei den Delfinen). Dadurch reicht die enorme Schwanzflosse oft aus dem Wasser heraus, wenn sich die Tiere an der Wasseroberfläche
aufhalten. Während man die Wale als die Vagabunden der Meere charakterisiert
und die Mantas als deren Nomaden, so
könnte man die Walhaie die Zigeuner der Ozeane nennen. "Ikan hiu bodoh" (Fisch Hai blöder), so nennt der
indonesische Fischer die kaltblütigen Walhaie
43,
vermutlich weil der Planktonfresser so behäbig und langsam erscheint. Seinen
wissenschaftlichen Namen und die erste Beschreibung stammen von Dr. Andrew Smith, der 1828 in
Südafrika / Table Bay ein Exemplar harpunierte.
Obwohl es Berichte von 18 bis 20 m langen Exemplaren gibt, war das
bisher längste gemessene Exemplar 13.7 m lang, der schwerste gewogene hatte ein Gewicht von 36.000 kg.
Foto: © ingo66@web.de (ca. 5 m Länge)
Damit sind sie die größten Fische überhaupt. Walhaie erreichen ihre riesigen Ausmaße vermutlich in einem über
einhundertjährigen Leben. Ihre dicke Haut ist olivebraun bis dunkel blau-grün mit
gelblich-weißen Tupfern und senkrechten Linien, die an ihren
Flanken in parallelen Reihen verlaufen. Die Augen sind relativ klein. Er
verfügt über zwei Brustflossen in Kiemenhöhe und meistens zwei, manchmal drei Rückenflossen,
die sogenannten Kiele.
Einmal im Jahr,
in jedem Gebiet zu einer anderen Zeit, findet die
kollektive Korallen"blüte" statt. Dann stellen sie sich an den großen
Riffen ein und fressen in der Regel nachts, wenn der Korallenlaich aufsteigt und zu Tausenden von Tonnen als proteinreiche
Nahrung dicht unter der Oberfläche treibt. In weiteren bevorzugten Gebieten ist
es das vermehrte Auftreten von anderem tierischen Plankton in seiner
vielfältigsten Zusammensetzung.
An der Schnauze befinden sich in zwei Gruben
Riechorgane. Wie sie allerdings letztlich ihre Beute orten können, ist noch
unbekannt.
Die Öffnung des bis zu 2½ m breiten, schmalen und mit Reihen tausender winziger Zähne
besetzten Maules befindet sich nicht unten, sondern vorne. Da er weder kauen
noch beißen kann, saugt er gewaltige Mengen Seewasser an und filtriert zuletzt mit Hilfe
der Kiemenreusen das Plankton, Krill und als Beifang Shrimps, kleine Fische,
Krebse, Quallen und Krabben.
Vermutlich war sogar in der Legende von
"Jonas und dem
Wal" ein Walhai aktiv. Es wurde schon beobachtet, dass sie unverdauliche
große Gegenstände, wie eine versehentlich verschluckte Planke, wieder
ausspeien. Ermöglicht wird ihnen dies durch einen Magen, der wie der Finger
eines Handschuhs ausgestülpt werden kann.
Ein wissenschaftliches Projekt (2004) hat einen weiblichen Walhai mit einem
Sender ausgerüstet und festgestellt, dass sie innerhalb von 6 Monaten von den
Seychellen bis unter das Kap der Guten Hoffnung 4600 km zurücklegte. Allerdings
sind die Migrationswege wie auch das Paarungsverhalten und die Geburtenhäufigkeit nur ansatzweise bekannt. Bis zur Geschlechtsreife benötigen die Tiere
vermutlich dreißig Jahre.
Die keineswegs scheuen und friedlichen Giganten gebären lebende Junge, wie die meisten anderen Haiarten auch.
Die befruchteten Eier entwickeln sich im Uterus und verlassen ihn in einer Art zweiten Geburt, wenn die Entwicklung abgeschlossen
ist.
Der Fund eines Eies mit eine Größe von circa 30 mal 14 cm im Jahr 1953 im
Golf von Mexiko schien die Vermutung zu bestätigen, dass Walhaie zu den
eierlegenden Haiarten zu rechnen seien. Erst der Fang eines schwangeren
Weibchens 1995 vor Taiwan und die wissenschaftliche Untersuchung dieses
Exemplars ergab, dass Walhaie bis zu 300 lebende Junge gebären können.
Die Frage ist aber, ob der Fang wirklich ausschließlich wissenschaftlich motiviert war. Gerade Taiwanesen, Koreaner und Japaner sind bekannt dafür, dass sie weltweit das Fleisch aufkaufen und bis zu 7 US$ pro Kilogramm zahlen. Eine Riesensumme für einen philippinischen oder indonesischen Fischer. Auch die Haut gilt als Leckerbissen. In Hongkong und auf den Malediven werden besonders der Lebertran und die Flossen geschätzt.
Siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Walhai.
PADI hat nicht nur Regeln für die praktischen und theoretischen Kenntnisse des Tauchens und der Baukastenausbildung (wieso darf man erst seinen Rescue machen, wenn man den Advanced hat??), sondern auch hierarchische Regeln für das Recht, sukzessive seltene Fische sehen zu dürfen aufgestellt. So kommen auf 10 Leopardenhaie eine Grauer Riffhai, 10 Graue Riffhaie ergeben einen Manta und 250 Mantas einen Walhai.
Fast fünf Stunden dauert es mit einem der großen Diveboats, Speedboote
für
Tagesausflüge benötigen immerhin gute 1½, aber extrem durchschüttelnde
Stunden. Sie sind in keinem Falle geeignet für LWS-Geschädigte oder bei einem akutem
Vorfall!. Allerdings wird ein derart kurzer
Aufenthalt dem einzigartigen Gebiet nicht gerecht. Es sollten daher mindestens 2
Nächte / 2 Tage - Safaris, besser
4 / 4 in Betracht gezogen werden.
Die Auswahl des Tauchunternehmens ist
gründlich vorzunehmen. Einige Unternehmen haben sich darauf spezialisiert
rasches Geld zu machen. Während meines zweimonatigen Aufenthaltes erlebte ich
selbst zwei tödliche Tauchunfälle auf direkt benachbarten Safaribooten! In
einem Fall war vermutlich ein zu rascher Aufstieg der Grund, bei einem anderen
kann nur über einen Materialfehler spekuliert werden.
Da die nächste kompetente ärztliche Versorgung Stunden entfernt
ist (eine Deko-Kammer steht erst in Phuket zur Verfügung),
sollte man alle notwendige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um Unfällen
vorzubeugen. Aus diesem Grund reglementieren verantwortungsvolle Safari-Unternehmen die
Tauchregeln sehr strikt. Bei Alkoholkonsum wird kein Tauchgang am gleichen Tag
mehr geduldet, wer alleine mit einem Partner taucht und / oder sich unterhalb von 40 m begibt muss damit rechnen, dass sein
Tauchcomputer kontrolliert und er ggf. von dem gesamten weiteren Tauchprogramm
radikal ausgeschlossen wird.
Die Saison für den Unterwassersport beginnt Anfang November, wobei
zu berücksichtigen ist, dass bis Mitte Dezember der ausklingende Monsun immer
mal wieder einige Tage Regen und starken Seegang bescheren kann und dauert bis
in den Mai hinein. Getaucht wird in der Regel mit Alutanks, wer Stahl gewöhnt
ist, sollte also 1 - 2 kg dazu rechnen, wobei die hiesigen Gewichte etwa 800 g
wiegen. Die Temperatur beträgt selbst in 20 m Tiefe 28°C, an Sprungschichten
kann es auch mal um 4°C absinken.
Beim ersten Besuch Anfang Dezember 2004 war die Sicht durch Plankton auf max. 15 m
eingeschränkt, beim zweiten Anfang Januar 2004 herrschte fast ungetrübte Freude bis
etwa 25 m und die dritte Safari Mitte Januar 2004 übertrifft alle mit
traumhaften Sichtweiten von teilweise über 30 Metern!
Erwähnenswert ist noch, dass das normale, preiswerte Flaschentrinkwasser in Thailand keine Mineralien enthält. Um einer Dehydratisierung vorzubeugen, sollten daher isotonische Pülverchen zugesetzt werden, die auf den Tauchbooten i.d.R. kostenlos bereitgestellt werden.
Um
20 Uhr fahren wir mit einer Gruppe von gut zwei Dutzend Personen mit einem
offenen "chicken-bus" zum kleinen Hafen Thap Lamu, wo uns schon die M/V Dolphin Queen zur Tauchsafari
erwartet. Allgemeine Belustigung tritt auf, als wird mit dem Tuktuk zur der
Melodie We wish you a merry
Christmas rückwärts
setzen.
Auf zwei Decks verteilen sich die Kabinen. Wir haben das große Los gezogen und
erhalten eine der wenigen Zweierkabinen, der Rest muss sich mit den engen
Viererkabinen zufrieden geben. Jeweils zwei Kabinen teilen sich eine AC-Anlage. Auch hier haben wir Glück, die
Fernbedienung und die Macht ist mit uns.
Nach Einzug, Briefing und einem ausgezeichneten Abendessen startet der
thailändische Kapitän die Maschine und unter ohrenbetäubendem Krachen einer langen
Kette von Feuerwerkskörpern - um die Geister der See zu beschwören - geht es
Richtung Ko Miang, unserer ersten Insel auf den Similans. Vom Sonnendeck aus
werfen wir einen letzten Blick auf das entschwindende Festland, kreuzen den Weg
von Fischkuttern mit ihren Treibnetzen und "Tintenfisch"fängern mit
ihren ausladenden Querträgern, an denen Flutlichter - über die sich jedes
kleine Stadion freuen würde - Richtung Meeresoberfläche
leuchten, um die begehrten Kalamaris
46
anzulocken.
Unsere Truppe ist bunt gemischt und wir machen uns mit Norwegern,
Deutschen, Australiern, Schweizern, Wallisern, Schweden, Holländern und Österreichern bekannt.
Auch fremdsprachenverweigernde Franzosen sind darunter. Mit ihnen geht noch am Besten mit einer, besser mehreren Dosen
Bier - Chardonnay und Côte du Rhône sind nicht an Board -, die in einer
Eistruhe der weiteren Verwertung entgegen sehen. Aber die meisten gehen früh zu
Bett, Ausnahmen sind wie immer dieselben.
Die Maschine dröhnt durch den gesamten Schiffskörper, das Schiff rollt und
giert in der offenen See, wir werden heftig von einer Seite auf die andere und
von vorne nach hinten geworfen, eine Wiege ist dies garantiert nicht, an Schlafen kaum zu denken.
Trotzdem ist frühes Aufstehen angesagt: 6.30 Uhr Wecken, 7.00 Uhr
Briefing, bereits um 7.15 Uhr wache ich schlaftrunkenen 10 m
unter der Wasseroberfläche auf. Der frühe Beginn beruht nicht nur auf dem
Logistikplan täglich drei Tages- und einen Nachttauchgang durchführen zu können, sondern
man möchte auch den anderen Tauchbooten, die teilweise sogar von Phuket kommen,
zuvorkommen.
Da es unter den einzelnen Tauchbasen keinerlei Absprachen gibt, drängeln sich
an guten Plätzen, besonders bei schlechtem Wetter an den geschützten Stellen
manchmal ein Dutzend und mehr Boote, jedes mit durchschnittlich 15 Tauchern
besetzt. Kein Wunder, dass an einzelnen Durchtauchpassagen Staus entstehen, es
zu Überholmanövern im eh schon engen Tunnel kommt und überlegt werden muss,
ob man nicht besser Ampeln installiert und an Kreuzungen einen UW-Schutzmann
hinstellt um den Verkehr zu regeln.
Zeitweise sieht man mehr Tauch- als Fischflossen, auch wurden schon ganze
Fischschwärme gesehen, mit Stock und einem Bündeln über der Flosse, die bereit zum
Auswandern waren.
Andere wiederum finden sich offensichtlich regelmäßig zu bestimmten Zeiten ein, um
Taucher-Sightseeing zu betreiben.
Über "Breakfast
Bend"
Foto: © Simone
Caprodossi (Rom, Italien)
Der erste Tauchgang führt zu den für die Similans typischen großen Granitblöcken. Sie reichen bis tief unter die Wasseroberfläche und bilden ein
Labyrinthsystem mit Schluchten, Höhlen und Durchgängen (z.B. "Deep Six",
"Snapper Alley", besonders beeindruckend ist "Boulder City").Die Tauchstelle X-mas Point zeigt
eine zusätzliche Besonderheit. Auch am Tag versammelt sich an dieser Stelle
Makroplankton, keiner
weiß warum, das
deutlich sichtbar stahlblaue Lumineszenzpulse aussendet. Eventuell handelt es
sich um den ballonartiger Einzeller Noctiluca. Wenn er von
Kleinkrebsen eingestrudelt wird, lockt er mit seinem Licht Fische an, die
wiederum Kleinkrebse lieben.
Der zweite Tauchgang zeigt das andere Gesicht. Hier herrschen moderat bis steil
abfallende Korallengärten (wie z.B.
bei "Breakfast Bend" oder im wunderbaren "East of Eden", wo sich der
angeblich meist fotografierte
Korallenfelsen Thailands befindet) vor, die ihre ganze Farbenpracht vor allem
bei strahlendem Sonnenschein offerieren. Und dies ist vor allem im klaren
Wasser Ende Januar 2004, auf der dritten Safari der Fall. Sichtweiten
deutlich über 20 Meter, strahlend blauer Himmel, kein Wunder, dass die
ganze Truppe sich kaum noch losreißen lässt und wir über eine Stunde
unter Wasser bleiben. Im klaren Wasser reichen die Sonnenstrahlen bis
unter 30 m Tiefe, verlieren aber durch die Filterwirkung des Wassers
die meisten Spektralanteile, nur noch das kurzwellige blaue Licht dringt bis
hier vor und erzeugt eine unheimliche Stimmung, die nicht von dieser Welt zu
stammen scheint.
Knarrende, schabende, knackende und knisternde Unterwassergeräusche tun ihr Übriges dazu, diese Stimmung zu untermalen. Wäre ich nicht deutlich oberhalb der magischen 40 m - Marke, ich hätte den Eindruck am Beginn eines Tiefenrausches (hervorgerufenen durch die toxische Wirkung des Stickstoffs bei diesen Druckbedingungen) zu sein. Die ganzen akustischen Eindrücke vermengen sich in meinem Gehirn, das daraus eine Radiostation bastelt und ganz weit in der Ferne meine ich einen Nachrichtensprecher zu hören, abgelöst von seltsamen, an Stockhausen erinnernde Melodien. Kein Wunder, dass so manches Taucherlatein von untergegangenen Schiffen spricht, in denen noch immer Menschen leben und einsame Feste feiern. Erst nachdem die Ersten die 50 bar - Marke schon deutlich angekratzt haben, tauchen wir in 5 Metern Tiefe über einen mit Sand durchsetzten Korallengarten auf und genießen den fünfminütigen Safety-Stopp, den wir dann auch noch um einige Minuten überziehen.
Diese zwei Grundtypen der Unterwasserwelt bleiben uns auch in den nächsten Tagen erhalten. Je weiter nördlich wir vordringen, desto mehr nimmt die übermäßig Anzahl von Tauchschiffen ab, ist aber immer noch etwas störend.
Vor Ko Tachai
Foto: © Simone
Caprodossi (Rom, Italien)
In der zweiten Nacht ändert sich schlagartig das Wetter und wir haben an Board
mit starkem Seegang zu kämpfen. Nicht nur, dass das Essen sich recht
problematisch gestaltet, weil alle Speiseteller sich in permanenter Bewegung
befinden, bei einigen gesellt sich auch noch der Magen zu diesem turbulenten
Spiel. Der einzige Vorteil ist, dass es am Tisch nun mehr Platz gibt, einige bekannte
Gesichter sind verschwunden. Entsprechend lustig wird nun auch das Aus- und Einsteigen auf dem Boot beim
Tauchen. Sehen wir gerade noch den Schiffspropeller, so werden wir in der
nächsten Sekunde von einer mächtigen Welle auf das Taucherdeck gehoben. Die
thailändische Crew, seeerprobter als wir, erweist sich als verständnisvoll
und überaus hilfreich, der Kapitän hält trotz widriger Umstände das Boot
hervorragend an seinem Platz, nur selten muss er das Dingi zu Wasser lassen, um
abgetriebene Tauchgruppen aufzunehmen.
Kaum sind wir 7 m unter der Wasseroberfläche, beruhigt sich das ganze
Szenario. Wir treiben in einer ruhigen Welt, umgeben von dem Basisnahrungsmittel
aller Meeresbewohner: dem Plankton. Dadurch nimmt zwar die Sicht ab,
insbesondere da die grauen Wolken kaum noch Licht durchlassen, dafür die
Anzahl der Fische zu, die sich in riesigen Schwärmen wie im Schlaraffenland
durch diese Wolken von mikroskopisch kleinsten Lebewesen hindurchfressen. Am
Rande warten die Makrelen, Thunfische und Barrakudas auf ihren weniger
vegetarischen Anteil. Auch die scheuen Schwarzspitzen-
15
und -riffhaie 63
tauchen gelegentlich auf.
Häufiger als sie trifft man tagsüber auf Leopardenhaie
62, die sich meist auf
Sandflächen im Schutze von Korallen- oder Granitblöcken zu einer Siesta
aufhalten und nach dem ersten Dutzend bereits ein Gähnen entlocken.
Beim Nachttauchgang haben wir einen hinter den Ohren noch trockenen OW-Taucher auf seinem ersten Gang in der Dunkelheit dabei und trotzdem kann ich förmlich sehen, wie ihm plötzlich der Atem stockt. Nur wenige Meter vom Ende der Ankerleine entfernt, in 14 m Tiefe, taucht plötzlich wie aus dem Nichts ein gut 2 m langer Leopardenhai auf und scheint wenig erfreut über die Störung seiner Nachtruhe. Die ansonsten vollkommen friedfertigen Tiere jagen aber auch bei mir in dieser unheimlichen Nachtwelt einer Schauer über den Rücken. Nur kurz darauf ist alles vergessen, in einer schmalen Felsspalte entdecken wir eine riesige Schmuck-Languste 49 mit weit über einem Meter langen Fühlern.
Foto: © Muskan
Obwohl wir uns im Nationalparks befinden, treten lukullische und naturschützerische Instinkte in einen intensiven Wettstreit, bei dem schließlich die Faulheit obsiegt. Endgültig happy sind wir, als nach minutenlangem Bitten auch unser vollkommen faszinierter und absolut abwesender OW-Taucher begriffen hat die UW-Lampe auszuschalten und wir mit Arm- und Beinbewegungen das umgebende Plankton zum Fluoreszieren anregen können. Dutzende winziger Lichtpünktchen glühen für Sekunden grünlich auf und schaffen eine vergängliche Sternenwelt in einem feuchten Universum.
Weitere wunderbare UW-Fotos von: © Muskan
Felsentor in Ko Bon - mit Pfiff
Am dritten Tag haben wir nördlich der Similans Ko Bon erreicht. Die üblichen ein Dutzend
Tauchschiffe haben sich nun auf drei reduziert, für die meisten Boote von der
südlichen Touristenindustrie-Insel Phuket ist dies einfach zu weit. Außerdem hat das Schlechtwettergebiet viele an
die die südlich gelegenen Inseln gefesselt, erst nach unserer Rückkehr
erfahren wir, dass gut 200 Touristen von Marineschiffen evakuiert werden mussten
und Schnellbooten ein Auslaufverbot auferlegt wurde.
Während der Wartezeit umrunden unser Tauchschiff etliche Fische, die aufgeregte
"Hai"-Warnungen und allgemeines Entern der Backboardreeling auslösen,
was das Boot in gefährliche Schlagseite bringt. Nicht umsonst heißt der Milchfisch
64,
der über eine ausgeprägt Schwanzflosse verfügt, die oft über Wasser zu sehen
ist, daher auch "Touristenhai".
Wir starten am frühen Nachmittag zu einem Tauchgang an "The
wall", das leider unter Dynamitfischerei arg gelitten hat, obwohl auch die Monsunstürme
teilweise beteiligt sein dürften.
Kaum sind wir unter Wasser, als plötzlich eine
Suppenschildkröte
56
auftaucht. Sofort stürzt sich eine italienische Gruppe eines anderen Tauchbootes
auf das arme Tier und kreieren in ihrer "Naturbegeisterung" eine neue Sportart: "Schildkrötenklammern".
Im Spielchen "ich auch mal" wird sie schließlich von einer Mamma im
XL-Taucheranzug derartig überlastet,
dass sie - die echte Kröte - unter dem Gewicht nachgeben muss, sich nach ein, zwei ungewollten
Überschlägen befreien kann und tunlichst aus dem Staub macht.
In etwa 25 m treffen wir auf eine Sprungschicht, um etliche Grad
kälteres Wasser steigt hier auf, die Sicht ist entsprechend schlierig und diffus. Das
verspricht Gutes, denn genau hier erhält das Plankton Mineralien, die es zum
Wachstum benötigt und sich stark vermehren kann. Auf 28.3 m schaue ich das
letzte Mal auf meinen Tiefenmesser, dann halten wir ein und lassen uns in der starken Strömung treiben, den Blick immer rundum ins "Deep Blue"
gerichtet. Muskan, meine Tauchguide-in , die ich schon von Pandan
Island auf den Philippinen her kenne, gibt
plötzlich ein Zeichen. Ich drehe mich um, und aus der Tiefe des Meeres schwebt
anmutig ein etwa 3½ bis 4 m großer Manta
44
auf uns zu, passiert uns in nicht einmal drei Metern Entfernung, zieht einen
kleinen Bogen um uns und verschwindet wieder im Planktonnebel. Wir
verharren in der Hoffnung auf eine Rückkehr, aber offensichtlich war der Hunger
größer als die Neugierde und nach wenigen Minuten ist klar, dies waren
einmalige zwanzig Sekunden. Während wir langsam an Höhe gewinnen, gebärdet
sich unsere kleine Gruppe wie aus einer Irrenanstalt entsprungen - mich eingeschlossen. Alle folgenden Taucher können an unseren Flugeinlagen mühelos auf großer Entfernung erkennen, dass wir gerade das wohl anmutigste
Tier der Unterwasserwelt gesehen haben. Die restliche Zeit bleiben uns die
bunten Korallenfische und schönen Anemonen schnurzpiepegal, noch im
fünfminütigen Safety-Stopp überschlagen sich unsere Gefühle im wahrsten
Sinne des Wortes, ich drehe einen Salto nach dem anderen.
Mantas
44
weisen eine Spannweite bis zu 6,7 m und 2 Tonnen
Gewicht auf. Während man die Walhaie als die Zigeuner der Meere bezeichnen
könnte, die Wale als die Vagabunden, sind die Mantas die Nomaden. Nie kann
garantiert werden einen unter Wasser anzutreffen. Wegen zwei seitlicher, an „Hörner“ erinnernder Hautlappen,
werden sie auch Teufelsrochen genannt. Diesen Namen tragen sie allerdings zu
unrecht, denn wie die Walhaie sind die eigentlichen Hochseebewohner harmlose
Planktonfresser. Die zwei Lappen links und rechts an ihrem Kopf können sie
dabei zu einem effektiven Trichter formen. Sie sind ovovivipar und gebären nach
einer Tragzeit von 13 Monaten (de.wikipedia.org/wiki/Mantarochen
spricht von etwa einem halben Jahr) bis zwei, ca. 1,5 m breite und 10 kg schwere
Junge geboren werden. Es wurde beobachtet, dass das
Muttertier aus dem Wasser spring und dabei ein Junges herausstößt (siehe
Helmut Debelius, Fischführer Indischer Ozean, 1. Auflage 1993, S. 40).
Die an der Oberseite schwarz und an
der Unterseite weiß gefärbten Mantas sind weltweit vom Aussterben bedroht.
Dies resultiert zum einen aus dem massiven
Korallen- und
Planktonsterben auf Grund der verstärkten UV-B - Strahlung durch das sich immer
stärker ausweitende Ozonloch. Besonders auf Bora Bora in der Südsee fällt die große Zahl
heimatloser
Schiffshalter 45 auf, die sich in ihrer Not sogar an Taucher anzuheften
versuchen - in einem Gebiet, in dem sich früher Mantas zu Hunderten tummelten.
Weitere Gründe sind die periodischen
El
Niño - Phänomene und ungeklärte Abwässer.
Zudem wird in einigen Gebieten durch den radikalen Fang der
Bestand gefährdet. Z.B. wurde vor der mexikanischen Küste der gesamte Bestand
von fast 3000 Tieren innerhalb weniger Jahren vernichtet, auch weil im
südostasiatischen Raum horrende Preise für die angeblich potenzsteigernde
Wirkung der Mantaflügel gezahlt werden. Derartige Angebote - meist in „gehobenen“
Restaurants - bitte ich mitzuteilen, um diese zum
Boykott namentlich nennen zu können.
Wir sind wieder nach Ko Bon gekommen und die Spannung ist hoch, denn nun weiß ich, hier besteht
die Chance auf Mantas. Während mein Tauchguide Gerald sich direkt auf 22 m
durchplumpsen lässt, ich noch mit
Druckausgleich, Maske spülen, Flaschendruck und Tauchcomputer zu Gange bin,
gibt mir
Gerald laufend Zeichen nach links zu schwimmen. Ja, ja ich komm' ja
schon. Aber hoppla, wieso ist der so aufgeregt? Ich drehe mich nach links und
sehe einen riesigen Manta in nur 3 m Entfernung parallel zu mir schwimmen. Jetzt
ist mir meine Ausrüstung egal, ich halt ehrfurchtsvoll an und genieße das
Schauspiel, es wird ja sowieso nur einige Sekunden dauern, und dann ist der Riese
auch schon wieder hinter den Planktonwolken verschwunden. Also halte wir auf einen markanten Felsgrad
zu, gleichzeitig in
alle Richtungen schauend. Ich tauche sachte über dem Grad auf ... und schaue
direkt in das Auge des Mantas, der nur wenige Zentimeter dahinter auf
Futtersuche vorbeizieht. Und dann artet der Tauchgang aus. Ein kleiner Manta von
"nur" knapp 2½ m erscheint auf der Bühne, dann noch einer, mit seinen
gut 4½ ein echter Koloss. Dem kleineren fehlt ein großer Teil seines rechten
Lappens. Erfahrene Taucher spekulieren später an Board, dass er vermutlich
durch die Leine eines Fischernetzes abgetrennt wurde. Die Wunde scheint verheilt zu
sein und anscheinend kommt er damit mehr oder weniger gut zurecht. Andere Mantas
weisen an ihren Flügelvorder- und -hinterkanten markante Schnitte auf, die die
gleiche Ursache haben könnten, ggf. auch von Schiffspropellern stammen. Oh
Mensch, was hast du hier eigentlich zu suchen, wenn du gleichzeitig zerstörst?
Von unserem 59minütigem Tauchgang haben wir über 40
Minuten mindestens drei, vielleicht sogar einen vierten Mantas um uns herum,
sogar beim Safety Stopp unterquert uns einer nur zwei Meter unter uns, so dass wir
später die Größen in die richtige Relation setzen können. Für diesen Abend
ist bei mir der Nachttauchgang abgesagt, ich feiere Manta-Party.
Gute zwei Stunden weiter nördlich befindet sich Ko Tachai, fast ein Drittel
des Weges haben wir bereits hinter uns, als die Lieblinge aller
Meeresbegeisterten in einiger Entfernung ihre ersten Sprünge absolvieren. Kurz
darauf tauchen sie längsseits auf, folgen dicht unter der Oberfläche
den Meereswellen, lassen sich von ihnen energiesparend zu uns bringen, um
alsbald einzeln oder gar in einem perfekten Triplett mit unserer Bugwelle zu
spielen. Immer mehr tauchen auf, es müssen mehrere Dutzend Delphine
sein. Als sie sich entfernen, ist der Kapitän gnädig, drosselt das Tempo
des Schiffes, zieht große Kreise und schon sind die verspielten Genossen
wieder für einige Minuten da, um sich dann endgültig zu verabschieden,
während das Schiff wieder Kurs auf Ko Tachai nimmt. Mitten beim Mittagsessen, keine halbe Stunde später, der
Kapitän hat die Begeisterung unter uns wohl erkannt, ertönt die Schiffssirene
und das Tempo wird wieder gedrosselt. Keine Frage, eine weitere Herde von
Delphinen ist aufgetaucht, das Boot hat seinen Namen offensichtlich zu recht,
das Mittagessen darf kalt werden! Es
ist wunderbar anzuschauen, wie elegant die intelligenten Säugetiere sich
springend und unter Wasser bewegen und welches Zutrauen sie zu ihrer großen
Schwester der M/V Dolphin Queen haben. Ich frage mich bei diesen Gelegenheiten immer,
ob sie vom Boot angezogen werden oder von den kleinen Zweibeinern darauf, die sich
frenetisch über jeden ihrer Sprünge freuen und offensichtlich über eine
rudimentäre Intelligenz verfügen.
Fliegende Fische
65
nehmen vor und neben dem Bug unseres tuckernden Ungetüm Reißaus und fliegen radial durchschnittlich 4 -
8 Sekunden flach über die Wasseroberfläche von uns fort, wobei sie ca. 10 - 20
m zurücklegen. Während des Starts und auch unterwegs auf sanften Wellen berühren sie
geschickt und schnell die
Wasseroberfläche mit ihrer um 90° nach unten abgewinkelten Schwanzflosse
um weitere Geschwindigkeit aufzunehmen. Auch kleine Kurven bekommen sie in den
Flug eingebaut. Kandidat
96 bricht schließlich souverän den Rekord von den Philippinen mit 14
sec, ich beschließe kurzerhand Volker zum amtierenden Weltmeister zu erklären. Die anderen
500 nehme ich dann nicht mehr
wahr.
Unser Tauchgrund nennt sich "The plateau". Und so sieht es auch aus.
Ein großer quaderförmiger Granitfelsen, der im Laufe der Zeit in einzelne
Blöcke zersprungen ist, liegt mit seiner fast ebenen Oberfläche in etwa 12 - 15 m Tiefe,
umgeben von weiten Sandflächen und verstreut liegenden kleineren Blöcken.
In 20 Metern Tiefe treibt plötzlich eine lange Nylonleine an mir und Joe
vorbei. Joe ergreift sie und befindet sich unvermutet in einer Anglersituation,
denn am anderen Ende hängt eine kapitale, zappelnde Makrele. Sorgfältig, denn das Nylon
schneidet kräftig in die Hand ein, zieht Joe sie zu sich heran. Aber das arme
Fischlein ahnt nicht, dass er ihr nur helfen möchte, um den Haken aus dem Maul
zu entfernen und wehrt sich entsprechend heftig. Auch die anderen aus dem Schwarm scheinen zu Hilfe zu eilen, in kurzer Zeit sind wir von
Makrelen umringt.
Da es nicht gelingt den Haken zu entfernen, kappt er kurzerhand die Leine,
um zumindest ein Verfangen in einem Korallenblock zu verhindern und das Leben um
eine kurze Zeit zu verlängern.
Während sich der
Tauchgang zunächst als recht gemütlich erweist und mir erstmals einen
Leopardenhai offeriert, tritt in der zweiten Hälfte jedoch zunehmende
Strömung auf, die meinen Kollegen und vor allem mir den Atem raubt. Vollkommen fertig
und unter 10 bar in der Flasche müssen wir schließlich weit entfernt
von unserer Ankerboje auftauchen.
Als weiteren Wermutstropfen entpuppt sich die nächste Nachricht.
Der
Unterwasserfelsen "Richelieu Rock", berühmt berüchtigt für die
Chance auf Walhaie, kann auf Grund der derzeitigen Wettersituation nicht
angefahren werden, wir müssen zurück nach Ko Bon. So nah und doch so fern die
einmalige Gelegenheit das Losglück auf den größten Fisch der Welt etwas zu
manipulieren.
Dafür haben wir bei einem zweiten Versuch mehr Glück und ich dank Gerald
endlich meinen eigenen
Regulator. Als Rucksackreisender bin ich über die
besonders leichte erste Stufe von SEAC SUB aus Titan mit Nassfilter (vielleicht
sollte ich auch mal enriched air à la Hollandaise versuchen) und dem
kleinen Mano- und Finimeter glücklich, zumal ich in den kompletten Service
eingewiesen werde, die Sorius - Stufe ist durch das leichte Atmen einfach ein
Gedicht.
Foto: © Magnus Thylander (Schweden)
Richelieu Rock erweist sich als ein Feuerwerk von Fischschwärmen
wie Großmaul-Makrelen
59, Barrakudas,
Füsilieren
104, vielen bunten
Korallenfischen und Familienversammlungen von Rotfeuerfischen
103.
Im oberen Teil liegen blaue und rote Teppiche aus Anemonen und Weichkorallen
den Tauchern zu Füßchen, das Bild runden große Gorgonias (Anthogorgia sp. - bräunlich, Annella mollis
- gelb bis rötlich, Melithaea ochracea - rot) an tieferen,
strömungsreichen, mit Krustenkorallen überzogenen Wänden ab.
Während allerdings
Anfang der 90iger Jahre der Felsen weltberühmt für Walhaie war, die auch heute
noch gelegentlich gesehen werden, sind die heutigen Attraktionen zwei Exemplare
der seltenen Spezies Geisterpfeifenfisch
101
und zwei Seepferdchen. Und das Männchen ist sogar gerade schwanger! Ein Walhai ist uns nicht gegönnt,
aber es war ausgezeichnet.
Allerdings ist ein Safety-Stopp unter dem
Schiffsklo so ziemlich die dümmste Idee, die man haben kann, wenn schon
einige Tauchgruppen das Schiff geentert haben. Nie kamen mir die fünf Minuten
länger vor, als beim Zählen der vielfältigen menschlichen Verdauungsprodukte.
Irgendwie hat mir anschließend das Frühstück nicht sonderlich gut geschmeckt.
Mit trotzdem entsprechend guter Laune erreichen wir wieder "The Plateau", an
dem wir nachmittags zuvor für kurze Zeit einen Manta gesehen haben. Und er
lässt uns auch diesmal nicht im Stich. Kaum haben wir die Platte, die für sich
ein riesiges Aquarium darstellt erreicht,
schwebt ein kleiner
Manta
44
vorbei und verschwindet. Nur zwei Minuten später gleitet ein 4 m -
Riese heran. An die 20 Taucher sind im Wasser, darunter auch unsere
beiden OW-Taucher auf ihrem ersten Fundive, alle hängen bewegungslos über
dem Plateau und genießen unglaubliche 20 min. Permanent umkreist der Koloss unsere
Trüppchen, einmal nähert er sich mir, dreht aber ab, als ich Luftblasen ablassen
muss. Einige Taucher versuchen leider immer wieder reflexartig dem Manta hinterher zu schwimmen, was er offensichtlich
und verständlicherweise nicht so mag und abdreht. In der
Hoffnung, er möge die gleiche Strecke wählen wie kurz zuvor, begebe ich mich
zu einer Scharte. Nur wenige Augenblicke später dreht der Manta in der Ferne ab, genau
auf mich zu, wird immer größer und größer, bis er nur noch eine Armlänge
von mir entfernt ist. Ich verhalte mich wie eingefroren, halte verzweifelt den Atem an.
Und
er belohnt mich, fixiert mich mit seinen Augen, stellt seinen Flossenschlag ein und zieht zeitlupenartig an mir
vorbei, nicht ohne mich im allerletzten Augenblick mit seiner Flossenspitze am
Kopf sanft zu berühren, um dann ebenso langsam zu entschwinden. In einiger
Entfernung versucht eine kleine Tauchergruppe sich ihm vorsichtig zu nähern,
aber er verschwindet mit einer eleganten, fast senkrechten Steilkurve im Deep Blue.
Die drei anschließenden Leopardenhaie
62 sind
inzwischen gewohnte Kulisse.
Ein tolles Erlebnis, schade nur, dass man auf Grund der vielen Mantas den Walhai
im Hintergrund nicht sehen konnte.
Gestatten, mein Name ist Ray, Manta
Ray. Die Feier am Abend war vermutlich etwas zu lang. Ich und meine berühmte Orientierung
mitten in der Nacht - und das auf einem Schiff. Das Klo zu finden war entgegen allen Erfahrungen
kein Problem. Allerdings das Zimmer wiederfinden ... . Dummerweise habe ich die
Tür zugezogen und finde den Gang runter zu meinem Deck nicht mehr. Nachdem ich
in zwei fremden Schlafzimmern war - Gott sei Dank wurde niemand wach -
entschloss sich mein schlaftrunkener Geist das Beste zu tun, was in diesem Falle machbar ist.
NACHDENKEN! Es währte nicht lange und ich wurde schließlich von ein
blitzartigen Eingebung getroffen. Alles kein Problem mehr, ich brauche den Gang
nach unten nicht zu suchen, denn es gibt keinen, nicht mal eine tiefere Etage.
Mit schlafwandlerischer Sicherheit erreiche ich meine Kabine und penne Sekunden später kopfschüttelnd ein. Wieder so eines meiner Erlebnisse, die ich
niemanden erzählen darf!
Auf der Rückfahrt wird vor der Festlandsküste bei Bangsak Beach an dem ca. 20m tief liegenden Wrack der "Boonsung" (auch Bang Sak genannt), einem 1988 (andere Quellen sprechen von 1984) gesunkenen Schwimmbagger und Zinnerztransporter, eine letzte Station eingelegt. Zwar ist der Bewuchs noch recht spärlich, die Sicht durch den etliche Kilometer langen Küstenstrand arg getrübt, dafür sieht man aber einen regelrechten Massenauflauf von Rotfeuerfischen 103 jeglicher Größe, andere aus der Familie Skorpion-, wie auch einen Steinfisch in perfekter Mimikry, der sich sichtlich ungerührt das Kinn kraulen lässt, so dass ich mich frage, ob er überhaupt noch lebt. Dichte Fischschulen verhindern mehr als der Sand den Fernblick, sollte ich auch mal gefragt werden, woher in den Meeren die ganzen Igelfische kommen: jetzt weiß ich es. Ungewöhnlich ist auch, dass hier fast jeder Igelfisch einen Schiffshalter 45 hält, manche fast größer als der Wirt.Ein Trompetenfisch hat sich, wie viele seiner Art eine ganz besonders hinterliste Ernährungsmethode ausgedacht. Er versteckt sich nahe der dorsalen Flosse eines gleichgroßen Fisches und begleitet ihn minutenlang wie ein Schiffshalter, bevor er aus dem Versteck seiner Jägerassistenten hervorschnellt und Beute macht. Außerdem hat sich an diesem Tauchplatz noch ein gut 2 m langer Leopardenhai eingefunden, große Fledermausfische und Muränen runden das Bild ab.
M/V Dolphin Queen
mit der Köchin Sri (sprich ßii)
Foto: © Simone Caprodossi
(Rom, Italíen)
11 Tages- und 3 Nacht- oder Sonnenuntergangs-Tauchgänge sind auf dieser Viertages-Safari möglich. Allerdings nimmt man dabei kein Gramm ab, denn die immer freundliche und stets lächenlnde Sri köchelt an Board ein ausgezeichnetes, reichhaltiges und abwechslungsreiches Essen und sorgt damit für zusätzlich gute Stimmung. Kleine Sonderwünsche, freundlich und nicht übermäßig vorgetragen, sind machbar. Zudem werden zwischen jedem Tauchgang kleine Snacks gereicht, Obst steht immer zur Verfügung.Nur für Süßigkeiten, ausländische Biersorten, Spirituosen, Zigaretten und persönliche Unabdinglichkeiten muss man vor der Abfahrt sorgen.
Foto: © Joe
Hue (Similan
Diving Safaris,
Khao Lak)
Alle lieb gewonnenen Bekannten und meine Diveguides auf den drei Safaris möchte ich
hiermit grüßen, alles Gute
wünschen und mich für die
freundlich überlassenen Bilder und Videos bedanken. Ich hoffe keiner hat unter
dem Tsunami von 2004 leiden müssen.
Über weitere Zusendungen
und -schriften
würde ich mich sehr freuen: bzw. an meine private E-Mailadresse.
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Anekdoten gefällig? Dann freue ich mich über eine Weiterempfehlung meiner Seiten und
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Polak, Bonn, Germany,
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Ich werde, je nach Gesundheitszustand, versuchen sie einzupflegen. Bitte
gleichzeitig mitteilen, wer keine Namensnennung wünscht.
Bei Zuschriften bitte folgende Wünsche beachten:
Ich danke für das Verständnis und die Rücksichtnahme.
© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany
Niks Reiseberichte
Fasten seatbelt ... und dann niks wie weg!