© "Nik"Klaus Polak
seit 2/2003 als freier Journalist auf Weltreise
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©"Nik"Klaus Polak,
Bonn, Germany
Nha Trang - sprich Nja dschan - heißt übersetzt "Häuser weiße". Heutzutage
sollte man es aber umbenennen in Nha Con Hieu Mau ~ "Häuser bunte Farben
haben", denn auffallend ist, dass viele der neuen Hotels teilweise in den lustigsten
Farben angestrichen sind. Diese reichen von giftgrün bis hin zu wohlgefälligem
fliederfarben.
Die aufstrebende Stadt mit etwa 300 000 Einwohnern liegt 448 km nordöstlich von Saigon, oder Ho Chi Minh -
Stadt, wie man heute behördlich zu sagen pflegt, obwohl den Flughafen immer
noch das internationale Kürzel SGN ziert, direkt an der Küste.
Wenn Saigon das Paris des
Orients ist, so wird Nha Trang als Nizza Vietnams bezeichnet und da ist einiges Wahres
dran. Die über 5 km lange Uferpromenade Tran Phu zieht sich parallel zum
weißen Sandstrand. Hotels, Restaurants, Cafés und Liegestühle - alles was des
Touristen entspannungssuchendes Herz begehrt wird hier aufgeboten.
Die wenigen, und dann ausschließlich alten Einheimischen, die noch in der
traditionellen pyjamaartigen Kleidung dazwischen herumschlurfen, wirken
anachronistisch und wie vergessene Sträflinge auf Freigang. Ambulanten Garküchen
schwingen über den Sand und bieten Meeresfrüchte feil. An dem Joch, das über
eine Schulter getragen wird, bestimmt die Pendelbewegung der
"Waagschalen" die optimale Geschwindigkeit, woraus ein eigentümlicher
"Wiegelauf" resultiert. In den Schalen befinden sich sämtliche
Utensilien, die notwendig sind: Kocher, Geschirr, Besteck, rohe Lebensmittel,
die auf ihre Zubereitung warten, manchmal sogar Kindergeburtstagshocker für die
avisierten Gäste. An irgendeiner vielversprechenden Ecke hockt man sich hin und
eröffnet sein Restaurant. Andere laufen gezielt von Liege zu Liege und bereiten
Muscheln, Lobster, Krebse und
Garnelen direkt vor der Nase der hungrigen und
neugierigen Westler zu. Mit 90 000 Dong pro Kilogramm ist man dabei 1.
Nassgeschwitzt mache ich nach einer Tour mit dem Mountainbike Duschpause
im Hotel und begebe mich zum
Sailing Club am Strand. Vor 22 Uhr ist hier nichts los, dafür umso mehr
bis 2 Uhr morgens. Hier trifft sich die Oberschicht der Stadt, sowie ein
Großteil der Touristen, vietnamesische Mädels auf der Suche nach schnellem
Geld mischen sich darunter. Ab Mitternacht wird die Musik ohrenbetäubend, der
Tanzboden bebt, Cocktails und Bier fließen in Strömen.
Für die Fahrt zurück genehmige ich meinem schwankenden Körper ein Cyclo,
eine Mischung aus Rikscha und Fahrrad. Unterwegs kommen wir ins Gespräch. Er
heißt Tuc, was mich unvermittelt an Lukas den Lokomotivführer aus der
Augsburger Puppenkiste erinnert. "How much money you earn a day? How many
hours do you drive? Is it difficult to ride the cyclo?" - mein Englisch ist
nicht das beste, mein vietnamesisch aber deutlich schlechter. Ich würde gerne
darüber etwas schreiben, sage ich ihm. "Tja, das ist Übungssache, am
Besten probiere es selbst einmal, dann weißt du auch wovon du redest"
witzelt er und schon keimt in mir ein Gedanke auf. Am nächsten Tag tauschen wir
für 8 Stunden die Räder.
Meine erste Fahrt geht sicherheitshalber leer. Das Cyclo ist nicht einfach zu
handhaben, jedes Schlagloch pflanzt sich über meinen Hosenboden, jeden einzelnen
Knochen und jede Bandscheibe bis zur Halswirbelsäule fort. Einen Rücktritt gibt es nicht, die
Pedale drehen sich im Eigenschwung weiter (kein Leerlauf) und die Lenkung ist äußerst
sensibel. Die Lenkstange ist der obere Rahmen des vorderen Sitzes. Wären
vorne nicht zwei Räder, gäbe es schon nach 5 m ein Ende im Rinnstein. Der
Vorteil ist der hohe Sitz. Von hier hat man einen herrlichen Überblick und kann
auch mal über die Mauern in die Vorgärten hineinsehen.
Uuups, schon wieder ein
Schlagloch übersehen. Mein Hinterteil schickt mir böse Kommentare, ich
versuche ihn zu besänftigen indem ich kurzfristig stehend fahre.
An den Straßenrändern
lacht man mir links und rechts zu. So ein Unikum hat man noch nicht gesehen.
Herr Tuc begleitet mich mit meinem Mountainbike noch ein paar hundert Meter, schaut
mir dann zweifelnd nach und biegt Richtung Strand ab.
Vor dem Bahnhof steht eine ältere Dame mit Koffern und winkt mir energisch zu.
Meine erste Kundin. Während sie radebrechend einige vietnamesische Wörter
hervorkramt - ich verstehe nur Bahnhof 7
- , versuche ich Koffer und amerikanische Oma schwerpunktgerecht zu verstauen.
Gott sei dank hat sie eine Visitenkarte des Hotels. Auf der Rückseite ist
häufig ein kleiner Stadtplan mit Orientierungsangabe. Mein Englisch scheint ihr sehr zu
gefallen, sie hat noch nie einen Vietnamesen kennen gelernt, der so gut Englisch
spricht. Verwundert höre ich zu: ich und ein Vietnamese??
Ja, ob ich denn
meinen amerikanischen Vater kennen würde? Ach so! Ich lasse sie in dem Glauben
und fahre am Hoteleingang vor. Die Koffer darf ich auch noch tragen, aber an der
Eingangstür lässt man mich nicht weiter und beäugt mich misstrauisch. 15 000
Dong verlange ich für die Fahrt und bekomme das Doppelte. Touristen haben's ja,
geht es mir durch den Kopf, wer sich so ein Hotel und die Reise nach Vietnam
leisten kann, der muss schon sehr, sehr reich sein. Eine einzige Fahrt hat schon
gereicht und ich habe mich bereits vollständig in meine Rolle eingefunden und
die vietnamesische Denkweise adaptiert.
Weiter geht es die Strandpromenade Tran Phu entlang, die noch dieses Jahr für sämtliche Cyclos
und Straßenverkäufer gesperrt werden soll. Wenn sich das durchsetzten ließe, würde dem spezifischen Charme des Straßenlebens empfindlich geschadet! Links und rechts werden Vietnamesen und
-innen auf mich aufmerksam und wollen sich diesen Spaß nicht entgehen lassen.
Wir werden uns aber nicht handelseinig, ich bin ihnen zu teuer. Ein westliches
Pärchen mit Rucksäcken winkt mir zu, ich tue so als hätte ich sie übersehen.
Das wären mindestens 200 kg gewesen. Nein danke.
Mein Nachbar neben mir kann nicht so wählerisch sein. Eine 4 cm dicke, etwa 2½ x 1½ m große Eisenplatte, über deren Rand er nicht hinausschauen kann und daher links und rechts vorbeilugt, ist sein Passagier. Und das bei voller Mittagssonne. Wir fahren einige Hundert Meter gemeinsam. Es kommt ihm überhaupt nicht in den Sinn, oder er ist wie viele Vietnamesen zu höflich zu fragen, was ich denn so mit dem Cyclo treibe. Und so unterhalten wir uns ein wenig über das Auf und Ab des Geschäfts. Bei ihm lerne ich nebenbei, dass ich doch eine Bremse besitze, ein Hebel direkt unter dem Sattel. Ich bin gerettet und insgeheim dankbar! Seine Spezialität ist der Ringsport, sagt er, und darum nehme er Spezialaufträge an, die sonst niemand gerne will und für ihn sei es ein erstklassiges Training. Auf dieser Weise spart er nicht nur das Geld für die Muckibude, sondern verdient auch noch ein paar Dong. Bei diesem Worten lacht er mich breit und schweißgebadet an und bedeutet, dass er nun den Hügel hoch abbiegen muss.
Jetzt geht keine Brise und ich gönne mir ein Schnitzel mit Kartoffelpüree (natürlich einen kleinen Vulkan bauen,
in den Krater heiße Butter hinein, den Rand mit
krossen Zwiebelringen garnieren) und kühles Fassbier bei Frank & Frank, Freunde
aus Berliner Zeiten. Die beiden sind Xue Xich Duc = "Bratwürste deutsch" von den Vietnamesen getauft worden. Frank Hammerschmidt, das Urgestein der hiesigen
Szene und Besitzer des Restaurants "7c",
wie in Viet Nam üblich einfach nach der Hausnummer
benannt, ist DER Treffpunkt für sämtliche Expats 2
der Umgebung und ein wichtiger Informationshafen für alle
Touristen. Außerdem gibt es prima Essen, nicht
nur aber auch Deutsches. Gut, wir sind in Vietnam und wollen zu Hause
erzählen, das wir Schwertfisch und Kokosnüsse gegessen haben. Aber wer kann
schon erzählen, dass er in Vietnam eine 1A Currywurst gierig verschlungen hat? Spezialität
aber ist die hausgemachte Räucherplatte
mit Pastrami, Schinken, Haifisch und Kartoffelsalat (sic!). Demnächst soll es auch
noch selbstgebastelte Kieler Sprotten geben. Die ersten Prototypen aus dem
Ölfass, das zu einem Räucherofen umfunktioniert wurde, vergustiert schon
fachmännisch ein hier lebender Friese und befindet sie für gut.
Mit seinem Kumpel Frank hat er vor kurzem auch einen angeschlossenen
Biergarten mit
raffinierter Dachtechnik eröffnet. Von 10 - 11 Uhr kann man den Tag an
diesem Ort mit einem Brunch
einleiten und später den Abend gemütlich ausklingen lassen. Probeweise gibt
es nun Dienstagabend Live-Musik vom Feinsten. 3
Beide lachen sich halb tot über meinen Fahrradtausch. Und darum winkt mein
nächster Job, offensichtlich habe ich die Vorräte in Verlegenheit gebracht. Leere Bierfässer
müssen gegen volle à
30 kg getauscht werden. Meine erste richtige Bewährungsprobe, denn es geht zunächst bergauf.
Vergeblich suche ich die Gangschaltung,
es gibt nur einen Gang. Zurück geht's natürlich runter. Aber in den
Kurven macht sich das Gewicht bemerkbar, überlebenswichtig erweist sich nun das
Wissen um die Handbremse. Patschnass bin nach einer dreiviertel Stunde zurück und
erhalte stolze 10 000 Dong für meine Mühe - etwa 60 Cents.
Foto: © Frank Hammerschmidt, Nha Trang, Vietnam
Die reinvestiere ich kurz darauf in eine kalte Coca Cola im "Good morning Vietnam" 4. Mitten in der Fressmeile der Touristen gelegen, hat es nicht nur die besten Pizzen zwischen Kathmandu und Manila, sondern auch eine nette kleine Dachterrasse. Hier kann man abhängen und sich entspannt und bequem auf dem Boden liegend das neueste Video auf Englisch reinziehen. Geführt wird es von Paolo und Marco, aus dem italienischen Tal Valesia. Aber ich habe heute keine Zeit, ich muss fahren. Schräg gegenüber, bei Jean Lou, der sich selbst als "Coiffure de Paris" anpreist (hinter vorgehaltener Hand wird allerdings gemunkelt, dass er in Frankreich wohl Schafe geschoren hat ), wartet ein vietnamesisches Pärchen. Sie sind frisch vermählt und er will ihr was bieten. Also wird mein überhöhter Preis mit einer gewissen Nonchalance akzeptiert und mir bleibt nichts anderes übrig als beide einsteigen zu lassen. Ein Dankesgebet - sind es nur kleine, leichtgewichtige Vietnamesen. Unterwegs erfahre ich, dass die beiden aus Ha Noi stammen.
Hanoi. So eine grüne, saubere,
freundliche und lebhafte (nicht zu verwechseln mit stressig, chaotisch, nervend)
Stadt habe ich in Asien noch nie gesehen und dabei ist
es die asiatischste von allen. Die Menschen sind
sehr freundlich und rücksichtsvoll. Viele Bäume in den Straßen,
großzügige Parks und mitten im Stadtzentrum der große und
geschichtsträchtige Hoan Kiem See, für sich schon ein Wahrzeichen.
Du schöne und doch arme Stadt! Genieße deine Tage, denn sie sind
gezählt. Schaut man sich die Entwicklung in anderen Metropolen deiner Art in
dieser Region an, so wirst du in wenigen Jahren das Gesicht von Saigon oder
Manila oder Richtung Singapur annehmen. Und leider, leider wird niemand etwas
dagegen unternehmen können! Die einzige Chance ist - und dies könnte die
letzte Großtat der kommunistischen Partei sein: die Stadt einzäunen und per Dekret so belassen, wie sie ist. Aber das hätte nicht
einmal Onkel Ho geschafft und gewollt - Ha Neu.
Apropos Onkel Ho 8. Zwar habe ich das "Ho, Ho, Ho Chi Minh" der 68iger nie
ganz nachvollziehen können, aber es ist schon ein wenig ergreifend einer
Legende Auge in Auge gegenüber zu stehen. Unglaublich, wie lebensecht die Mumie
in der teuersten Klimaanlage Vietnams unter rosigem Spotlicht wirkt. Alle
vorbeilaufend Menschen sind so leise, als hätten sie Angst, ihn aufwecken zu können.
Unser Ziel ist das Hotel
Bao Dai's Villas 5. Auf dem
ins Meer vorgeschobenen Hügelzug, der als Kap den südlichen Rand des
Strandes von Nha Trang begrenzt, hat hier der letzte vietnamesische Kaiser
Bao Dai, Onkel Ho's Widerpart unter amerikanischer Protektion, seine Sommerresidenz gehabt. Heute kann sich jeder wie ein Kaiser fühlen,
es gibt Zimmer von 25 bis 80 $.
Meine Flitterwöchler können sich das nicht leisten, verschaffen sich aber für 4000 Dong Eintritt
in das parkartige Gelände und nehmen mich mit zu einer kleinen Badebucht. Der Ausblick auf den Hafen rechts ist
zwar nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber man hat seine Ruhe, kann sehr gut
(!) und preiswert vietnamesisch essen (leckere gefüllte Tintenfische zum
Beispiel) und wird durch keinen Strandverkäufer
(oder Touristen) gestört.
Nachdem ich mich den Hügel hinaufgequält habe, freue ich mich auf die
Rückfahrt und lade zwei Schulkinder kostenlos ein, für die es ein Heidenspaß
wird. Unter lautem Gejohle werden sie in ihrer Straße begrüßt und bald sind
wir von einer Kindertraube umgeben.
Badminton
ist meine Leidenschaft. Neugierde tritt auf, als ich in einer Seitenstraße einige markierte Badmintonfelder
sehe. Die Spiele finden, leider
eingeschränkt durch den böigen Wind, auf durchaus passablem Niveau statt.
Wenige Meter weiter amüsieren sich vier Omas undefinierbarem Alters an dem
Spiel. Nach kurzem Beobachten, werde ich freundlichst animiert eine Partnerin
abzulösen, die sich ausruhen möchte. Gut, ich bin nach einem Schienenbeinbruch
noch ein wenig laufbehindert, aber für diese Damen sicherlich eine
Bereicherung, um mitzuhelfen ihre Pfunde abzutrainieren. In der Bewegung genau so eingeschränkt
wie ich, erfreuen sich meine Gegnerinnen köstlich über ihre kleinen, aber
funktionierenden Tricks. Hier ein kurzer, kaum angedeuteter Aufschlag
direkt auf die Linie, dort ein langer weiter (unter Berücksichtigung des Windes!) mit einer Bumerangkurve wieder im Feld. Ein harter Smash von mir,
gekontert mit einem unglaublichen "Wind"Stopp genau auf die
Netzkante. Mein Super-Drive wird einfach nur abgeblockt, landet auf meinem Oberkörper
statt auf ihrem - ich verzweifle schier und muss mich lächelnd geschlagen geben.
Meine Gegnerinnen können sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Ein Tourist hat sich am Strand verausgabt und wünscht nun in sein Hotel gebracht zu werden. Alles deutet auf mich - ich habe anscheinend Freundinnen gewonnen, die mir ein paar Dong und den Spaß gönnen. Ein langer, langer Weg, aber er wohnt in genau der gleichen Unterkunft wie ich, was er aber nicht weiß. Eine Dusche zwischendurch habe ich dringend nötig. Er wundert sich ein wenig über mein Aussehen, nimmt aber sonst weiter keine Notiz von mir. Und so reden wir in englisch über die Zukunft Vietnams, das von 2000 bis 2002 im Bruttosozialprodukt 20% zugelegt hat, über die unglaublich gestiegenen Touristenzahlen mit Zuwachsraten von über 100% in wenigen Jahren, die Öffnung des real existierenden Kommunismus Vietnams ... . Das schmale Einkommen der Cyclofahrer ist inzwischen mein Lieblingsthema, halt wie bei einem Echten. Erwin Frederking, dieser Knauser, gibt kein Trinkgeld, nur die üblichen 20 000 Dong. Am nächsten Abend habe ich ihm dann im Sailing Club zur Happy Hour ein Bier ausgegeben. Der hat seinen Mund nicht mehr zubekommen und zu Hause sicherlich eine wilde Story zu erzählen. Vielleicht liest ja einer aus Lippstadt diesen Artikel und kann ihn aufklären.
Unterwegs passieren uns etliche Tanklaster auf ihrem Weg zum Vorratslager. Im Wettstreit mit der
Zeit gibt es keine unlauteren Mittel: man hat keine Scheinwerfer, sondern
Flutlichter, keine Hupen, sondern Hochleistungspresslufthörner, deren
Schalldruck selbst Tote auferwecken und sensiblen westlichen Senioren
einen Herzkasper verpassen kann. Höchstgeschwindigkeitsgrenzen werden als
Mindestfahrgebot betrachtet (und dann noch in Meilen umgerechnet), Cyclofahrer als lästige Störer in den Staub
der Randbefestigung geschickt. Ich huste und schlucke, reibe mir die Augen
und halte durch.
Es bewegen sich die skurrilsten Fortbewegungsmittel über den Asphalt. Einige erinnern an rollende Nähmaschinen, andere scheinen einem
überdimensionalen Stabilobaukasten entsprungen zu sein. Daneben bewegen sich
Mopeds, auf Grund ihrer Beladung dreimal so breit wie lang, quälen sich
Schulkinder mit ihren Fahrrädern den Berg hinauf und schlurfen Omas
unbeeindruckt des Verkehrs gemächlich über die Straße zur Nachbarin.
Ein Problem für viele Touristen besteht darin, eine (größere) Straße zu überqueren, deren Strom nur punktuell abzureißen scheint. Darum an dieser Stelle einige ernstgemeinte Survival-Hinweise:
Pünktlich um 19 Uhr erscheint das Cyclo-Original, froh und glücklich sein Gefährt
unversehrt in Empfang nehmen zu können. Verabredungsgemäß weist Herr Tuc mir den
Weg in das beste vietnamesische Restaurant,
das er in Nha Trang kennt und ist dabei mein letzter Fahrgast. Mein erster Eindruck: eine
kleine Bushofhalle mit "Vorgarten", auf dem Boden liegende
Essensreste, benutzte Papiertücher, leere Flaschen. Hier wartet schon seine
Freundin Mai, ich habe beide als Entlohnung zum
Essen eingeladen. Das Lac Canh 6, ist unter den Einheimischen
eine Legende. Hier verirren sich nur selten Touristen hin.
Beim Essen kann man
und frau zuschlagen und vom Feinsten schlemmen, dass es einem an den Ohren
wieder rauskommt!! Ruhig auch mal was Ausgefallenes probieren wie die
Lokalspezialität Pastete
mit Aal, Gemüse, Rührei und chinesischen Pilzen im Darmgaze - einem ordinären
Fleischklops nicht unähnlich aber viel leckerer. Bei den Preisen kann man
es immer noch stehen lassen, wenn es denn nun gar nicht schmeckt - was
allerdings kaum vorkommen sollte. Meine Gäste vergnügen sich an gegrillten
Garnelen und einem Feuertopf, in dem ein Sud mit vielen Kräutern köchelt.
Ähnlich einem Fondue werden die Fisch-, Nieren-, Leber- und Fleischstückchen
kurz erhitzt und dann zusammen mit verschiedensten Soßen und Glasnudeln verspeist. Als
Abschluss gibt es Chao Tom, ein kunstvoll geformter Hackfleischballen aus Schrimps an einem Zuckerrohrstück klebend gegrillt und an eine Stielhandgranate
erinnernd. Das Menü incl. Getränke und Trinkgeld kostet mir pro
Person den Tageslohn - wenn es
gut läuft - meines Cyclofahrers: knapp 100 000 Dong (grob 6 €). Ich habe etwas mehr als die Hälfte zusammengefahren. Abzüglich
meiner Tagesausgaben liege ich bei Minus 20 000. Als Cyclofahrer könnte ich
hier also nicht überleben.
Morgen geht es weiter zum Cuc Phuong Nationalpark - mit dem Flugzeug.
1
16 000 Dong sind etwa 1 €
2 Expatriats = hier lebende Ausländer
3 Wie gesagt:
7c, in der Straße Le Loi.
4 19B Biet Thu
5 Vinh Nguyen, baodai@dng.vnn.vn
6 44 Nguyen Binh Kiem
7 Dieses
geflügelte Wort entstand am Ende des I. Weltkrieges. Die deutschen Landser
hatten damals nichts anderes mehr im Sinn, als zum nächsten Bahnhof und heil
nach Hause zu kommen. Und bei allem, was ihnen sonst noch gesagt wurde, wollten
sie nur das eine hören: "Bahnhof". (Spektrum der Wissenschaft 4/2004,
S. 81)
8 Im
Westen sind folgende andere Übersetzungen des Namens Ho Tschi Minh im Umlauf:
Ho, der das Licht bringt; Ho, der Leuchtende; Ho der erleuchtet oder belehrt;
Ho, der weise Gewordene.
9 Der uralte Name Viet Nam
wurde erst am 19. Mai 1941 von den Viet Minh unter der Leitung von Ho Tschi Minh
wieder aufgegriffen. Viet bezeichnet die Nation, Nam = Süden (die geographische
Einordnung von China aus gesehen).
© "Nik"Klaus Polak
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