© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany
Erstellt: Juli 2003
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Weiterfahrt nach Süden |
Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist als Fernverkehrsmittel der Zug oder das Flugzeug vorzuziehen. Die Busse sind bedingt durch den Harakiri-Fahrstil wandelnde Zeitbomben. Bisher habe ich noch keinen Fahrer gesehen, der älter als 35 war. Das stimmt nachdenklich.
Die weitere Fahrt Richtung Süden verläuft zunächst ohne Besonderheiten,
sieht man einmal von dem üblichen Wahnsinn ab. Nach 2 Stunden gibt es eine
Pause an einem Resto, das offensichtlich geschmiert hat oder der Mutter des
Busfahrers gehört. Die Karre wird bis 10 cm an die Tische gefahren und so
platziert, dass man sich vorbeiquetschen muss um mal frische Luft zu schnuppern.
Ach so läuft das mit dem Rangieren. Links und rechts sind auch noch kleine
Fressbuden. Während es aber bei uns knallevoll ist, herrscht hier gähnende
Leere. Aufgeregt beobachtet man mich - ein potentieller Kunde! Aber leider muss
ich sie enttäuschen, ich habe 2 Uhr nachts einfach keinen Hunger auf Reis und
Fisch.
15 Minuten nach unser Weiterfahrt klingelt das Handy des Busfahrers. Jähes
Anhalten ist die Folge. Gestikulieren, tiefsinniges Austauschen von Blicken, und
der ganze Bus mit etwa 50 Passagieren auf einer elfstündigen Fahrt tritt den Rückweg
an. Keiner versteht was los ist, keiner wird informiert - warum auch. Schließlich
die Lösung: an der letzten Raststätte wurde ein Tourist zurück gelassen. Mit
hämischem Applaus und vielen Ko-Taus seinerseits - es ist ein Japaner, der sich
vermutlich auf dem Klo verirrt hat - wird er im Bus begrüßt. Letztendlich
wird der Zeitverlust durch Raserei aufgeholt, Hauptsache der Zeitplan stimmt.
Am 17. Breitengrad wird die ehemalige Demarkationslinie (DMZ) überquert. Leider haben sie keinen Strich auf die Straße gemalt, ich habe es also verpennt. Früh morgens, nicht eine Sekunde geschlafen, nach elfstündiger Fahrt kommen wir in Hue an, etwa 660 km südlich von Hanoi.
Mein erster Schritt gilt immer Richtung Unterkunft.
Ich habe schon in Ninh Binh mit Hilfe des Reisehandbuchs eine ausgesucht,
anrufen lassen und darum gebeten, mich am Terminal abzuholen. Neugierig und
gierig umzingeln mich an die zwanzig Schlepper und jeder den ich frage wartet
auf einen Mr. Polak. Bei nächsten Mal werde ich schlauer sein und die
fragen auf wen sie warten!
Mir werden dann doch noch ein paar Zettel unter die Nase gehalten, aber so heiße
ich wirklich nicht. Am wahrscheinlichsten scheint mir noch Mr. Nikolasch zu sein
und richtig, Volltreffer, man weiß von wo der Anruf kam. Mit meinem 26 kg
schweren Rucksäcken nehme ich Platz auf der Mini-Vespa hinter der Chefin des
Hotels. Ein Riesenschauspiel für das Schlepperheer. Die Karre bewegt
sich trotz Vollgas keinen Millimeter, da hilft die Anweisung auch nicht, näher
an die Chefin heranzurücken, um den Schwerpunkt zu verlagern. Wie soll ich bei
diesem Persönchen Schwerpunkte setzen? Also umsteigen in ein Cyclo, ein
Mischung aus Rikscha und Fahrrad. Alles gröhlt, als auch der arme Kerl
Schwierigkeiten hat anzufahren.
Das Hotel habe ich dann am nächsten Tag gewechselt. Wir haben uns einfach nicht
verstanden. Im neuen ist es zwar auch nur marginal besser, aber man kennt den Reise
Know How-Verlag und die Autoren, und so bekomme ich ein prima Zimmer mit
Balkon. Auch ein Monitor lässt sich organisieren. Meine Güte, gibt es nur
verzerrte Bildschirme in Vietnam oder ist dahinter noch eine Videokamera
versteckt?
Draußen nieselt es. Darum lass ich von den Beatles "Here comes the sun" laufen. Immer wieder kommt mir der Gedanke, "Gut dass ich mir in Hanoi das Hemd mit langem Arm zugelegt habe". Auch meine einzigen Strümpfe habe ich an. Da hier die Fußbodenheizung fehlt, benutze ich das Kopfkissen als Isolierung. Das wird eine tolle Nacht werden!
Neben mir wohnt Stefan Ziegler vom Bach Ma - Nationalpark mit seiner
koreanischen Frau Cilia, die er in London kennen gelernt, in Deutschland
geheiratet und nun in Vietnam wohnt, um ab und an mal in Singapur Urlaub zu
machen. Die beiden können mich in kürzester Zeit davon überzeugen, dass meine
für heute geplante Abreise verfrüht ist und so verbringe ich fast den ganzen
Tag mit ihnen.
Dadurch komme ich auch mal in das neue Postgebäude mit seinen
Kronleuchtern. Die muss man unbedingt gesehen haben! Direkt gegenüber des
Haupteinganges steht auf einer Ecke ein postmodernes absolut westlich wirkendes
Haus mit einem bemerkenswerten Vorgarten. Der vietnamesische Arzt aus dem
lokalen Krankenhaus scheint nur noch nichts von deutschen Gartenzwergen
gehört zu haben. Einen Supermarkt, wie er an DDR-Zeiten erinnert, gibt
es auch, immerhin feste Preise und zum größeren Einkauf gut geeignet: Trung
Tam Thuong Mai Hue - etwas überheblich "The Trade Center" beworben -
4 Duong Ha noi.
Zwischendurch stärken wir uns in der Xung Trang Cafeteria - von wegen.
Hier gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen sondern auch eine ausgewachsene Garküche
mit gutem Essen zu angemessenen Preisen. Die unvermeintlichen Kartoffelpuffer,
Banana Pancake und Hamburger sind allerdings auch vorhanden. 14A Hung Vuong.Es
nennt sich übrigens nicht Restaurant, weil man so Steuern sparen kann! Clever
diese kleinen Vietnamesen (man muss immer aufpassen, dass man nicht drauftritt ).
Am Abend bin ich ins Omar Indian Restaurant eingeladen. Klasse
Tandorri-chicken und andere indische Gerichte (leckere Linsensuppe). Hier hat
die westliche Gemeinschaft (auch Expats von Expatrichats = westliche
Residentler genannt) Hues für heute ihr Domizil aufgeschlagen. Sie ist die
lustigste, die ich in ganz Asien kennen gelernt habe. Man trifft sich regelmäßig
zum Austausch von Neuigkeiten, Anekdoten (natürlich hauptsächlich über die
vietnamesische Bürokratie) und Witzen (was das Gleiche ist). Die Aufnahme war
unkompliziert, sehr, sehr freundlich, fast schon warmherzig! Danke ihr Netten!!
Zu ihnen gehören auch zwei "Rentner". Ihre Aufgabe ist das Demining
in dem District Hue. Als Spezialisten in der Beseitigung von
Explosivstoffen, durchkämmen sie bestimmte Gebiete mit ihren Detektoren, um sie
dann frei zu geben. Im Durchschnitt werden pro Tag 1000 m² geschafft.
Keine Arbeit für schlappe Jungs, oft ist kein Baum oder Strauch auf dem Acker
und die Sonne brennt unerbittlich.
Diese Aufgabe dient ausschließlich humanitären Zwecken!! Jegliche andere Form
der Kampfmittelbeseitigung wird strikt und unter Protest abgelehnt. Nur wenn die
Ärmsten der Armen, wie z.B. die Opfer der großen Flutkatastrophe 2002 auf
diesen bearbeiteten Arealen angesiedelt werden, treten die Herren mit grauen
Schläfen in Aktion. Respekt!!
Bereits seit 5 Jahren arbeitet ein deutscher Arzt im hiesigen Krankenhaus, in
enger Zusammenarbeit mit dem Bernhard-Nocht-Tropeninstitut in Hamburg (Germany).
Befragt, was denn für Touristen in Vietnam die gefährlichste Krankheit
ist, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Die N 1, besonders für
touristische Radfahrer, erst danach kommen Durchfallerkrankungen!". Sprach's
und guckt mich an, als wolle er bereits sein nächstes Unfallopfer für den
OP-Tisch taxieren.
Stefan Ziegler selber kümmert sich um die Entwicklungsarbeit im Umfeld des
Nationalparks, seine Frau unterrichtet die Angestellten in englisch. Ihr Kollege
aus Australien scheint sich allerdings mit der Motivation und Disziplin noch
etwas schwer zu tun. Also gebe ich ihm ein paar Ratschläge, die er mit
freudigen Augen gerne aufnimmt.
Café on Thu wheels. Ein nettes Wortspiel, denn die kesse Besitzerin heißt
Thu und bietet empfehlenswerte Mopedtouren (auch ohne Führer) mit mehreren
Stationen an. Unterstützt wird sie von ihrem Bruder Hue. Zur Zeit DER
Travellertreff in dem die fröhliche Gemeinschaft den letzten Schlummertrunk
nimmt. 10 V2 Nguyen Tri Phuong, Stichstraße direkt neben dem Omar Indian
Restaurant.
Für mich ist noch nicht ganz Schluss, ich muss ja auch morgen nicht arbeiten,
außerdem ist Wochenende.
Die Keimzelle sämtlicher Bars in Hue ist das DMZ, 44 Le Loi. Die Mama
hat alles unter Kontrolle, die Musik passt (Hey Joe), fehlt nur noch, dass
gleich ein GI reinkommt. Neu-Hippies in friedlicher Atmosphäre, an den Wänden
und sogar der Decke überall denkwürdige Sprüche wie "Ich war auch hier".
Zentraler Punkt ist der Billardtisch und der Zapfhahn. Um 2 Uhr ist dann
Zapfenstreich. Nicht dass ich hätte gehen wollen, aber dies ist der allerletzte
Zeitpunkt in ganz Vietnam und eigentlich schon eine Ausnahme. Normal ist um 24
Uhr Schluss. Eigentlich nicht schlecht die Regelung. So kommt man morgens etwas
früher aus den Federn.
Niegelnagelneu: Brown eyed girl, die In-Disco des unteren Teils der
vietnamesischen Bevölkerungspyramide. Über den Damm rüber und immer gerade
aus. Auf der linken Seite, 55 Nguyen Sinh Cung. Mit Engelszungen habe ich
versucht, der Besitzerin klar zu machen, dass nicht nur westliche, sondern auch
vietnamesische Sinneshärchen in der Gehörschnecke in kürzester Zeit
irreparablen Schaden nehmen werden. Aber das jüngere Publikum will es so ... .
Frühstücken
auf französisch? Bitte schön. Im Hung Vuong Inn, Nähe Le Loi Ecke
Nguyen Tri Phuong, wird alles geboten. Es ist lecker, frisch - und der Erlös
geht an Waisenkinder in Hue. Empfehlens- und unterstützenswert!! Doch halt was
ist das. Da rennt doch der Australier von gestern Abend durch die Gegend. Etwas
abgehetzt setzt er sich zu mir. Ja, die Idee mit der Schulglocke wäre nicht
schlecht gewesen. Sie wird ihm bald geliefert. Hat der Kerl sich durch tatsächlich
eine 20kg-Glocke gekauft! Ich meint doch so eine Handbimmel - muss mein Englisch
verbessern.
Es ist heiß, unerträglich heiß. Also ab zum Fluss.
Direkt an der Phu Xuan - Brücke, gibt es das Open Air Café Thao Nguyen,
unter schattigen Bäumen gelegen, mit einem luftigen Hauch, selbst wenn in Hues
Straßen die Luft steht und flimmert. Eine Karte ist noch nicht vorhanden, die
Getränke werden aus dem Gedächtnis zitiert. Im Hintergrund laufen
vietnamesische Schnulzen. Noch hat dies kaum ein Tourist entdeckt und die
Bedienung hat so ihre Schwierigkeiten mit den englischen Zahlen. Das Bier wurde
dadurch aber billiger als zunächst angekündigt. "Angeschlossen" ist
das monströse Thien Thai Restaurant im Festival Tourist Service Center, das
eher an ein Kongresszentrum erinnert. Mit Sicherheit wird hier nie ein Tourist
eintreten. Aus dem Kellerverschlag wird die einfache vietnamesische Bevölkerung,
zu der ich vorübergehend gehöre, bedient.
Am Nachmittag ziehen Wolken auf und es beginnt zu tröpfeln. Gut, dass ich
meinen Regenschirm mit habe. Herrlich wie die Temperatur anfängt zu sinken,
nach einigen Stunden allerdings schlägt sie an der 15°-Marke auf. Gut, dass
ich mir ein langes Hemd in Hanoi habe schneidern lassen. Noch ahne ich nicht,
dass dies mein treuer Begleiter für die ganze nächste Woche wird (die braune
Farbe macht's möglich). Bei diesem Wetter habe ich mir was Besonderes verdient:
La Carambole, 19 Pham Ngo Luo. Seit 1999 existent, wird dieses Restaurant
von Christian Athenoux, einem Franzosen, der mit einer Vietnamesin verheiratet
ist, erfolgreich geführt. Die westliche Gemeinschaft findet sich hier regelmäßig
zum Schlemmen und Diskutieren ein. Empfehlenswert sind u.a. Bahns Cha
Tom (Reisfladen mit Schrimps) und Nehm Hue (Frühlingsrollen), beides Spezialitäten
aus Hue und mit einem Hauch französischer Raffinesse adaptiert. Ferner finden
noch die Krebse reißenden Absatz.
Wer
mal sehen will, wie sich die Parteibonzen und Geschäftsleute von Hue die Südsee
vorstellen, der sollte in die edle Hawaii Piano Bar in der Vo Thi Sau
gehen. Mit uniformierten Guards vor der Tür, keinen Touristen - sind auch wohl
nicht eingeplant -, live-Musik nach dem Motto raus aus der Khaki-Uniform, rein
ins Waikiki-Hemd. Teuer: Heineken z.B. 35 000. Ich habe mich anschließend geärgert
ein Bier bestellt zu haben und hoffe, dass mich zu Haus nachträglich jemand
dazu einlädt.
Wer denn unbedingt noch abhängen muss, geht zu Mama Banana, Thuy Tien Cafétéria.
Dieses Open Air schräg gegenüber dem mondänen Hotel Morin hat es geschafft,
bis 2 Uhr geduldet zu werden. Auch ein wenig Hue-Halbwelt schaut hier mal vorbei
- vielleicht deswegen die Duldung. Man sitzt auf dem Gehweg, diesmal aber in
richtigen Stühlen, wenn auch nur aus Plastik und schnackt mit allen möglichen
abgebrochenen Existenzen und Expats. 1A Hung Vuong.
Disco Ngoc Aah im Hotel (Nguyen Tri Phuong), schräg gegenüber dem Sinh-Imperium und Terminal der Open-Tour-Busse.
Laura Bogdanovic aus Berlin empfiehlt den Schneider in der 12 Phan Dinh Phung, Tel 0510 864306
Wer mal Computerprobleme hat oder Zubehör braucht: Hue Computer, 27 Hung Vuong, 054821621. Das z.Z. vorhandene Englisch ist allerdings ein Problem.
Dr. Nhân ist Vietnamese und an der dortigen Krankenhaus Spezialist für Genetik. In einem gewissen Freiraum hat er mit Hilfe internationaler Spenden einige Projekte in die Wege geleitet, die höchste Anerkennung verdienen und darum unterstützt werden sollten. Durch Spenden aus aller Welt, wie z.B. durch Benefizkonzerte und auch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Entwicklungsdienst DED konnte schon vielen Kindern geholfen werden - es ist trotzdem nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Unter der Adresse www.ogcdc.org können genauere Infos abgerufen werden. Zudem ist dort eine E-Mail-Kontaktadresse für diejenigen, die wirklich aktiv vor Ort oder finanziell helfen wollen.
Dr. Nhân und sein kleines Team sucht gezielt nach Patienten mit bestimmten Krankheitsbildern, angefangen von der sog. "Hasenscharte" bis hin zu Herzfehlern. Die 1999 gegründet Foundation bemüht sich um die genetischen Opfer armer Bevölkerungsschichten, z.T. noch heute ausgelöst durch die Agent Orange - Einsätze des amerikanischen Militärs. Das ausgeprägt schwache Sozialsystem lässt diesen Menschen allein schon aus finanziellen Gründen keine Chance, ihre teilweise schwerstbehinderten Kinder behandeln zu lassen.
Grob lässt sich das Projekt auf drei Ebenen eingrenzen.
Nicht unerwähnt sollte auch bleiben, dass z.B. während meiner Anwesenheit eine Gruppe deutscher Ärzte aus Köln einen Teil ihres Jahresurlaubs zur Verfügung gestellt hat, um vor Ort 10-20 OP pro Tag durchzuführen und die einheimischen Ärzte in die Techniken einzuweisen. Dies verdient Respekt und Anerkennung!
(Bericht von Stefan Ziegler, Bach Ma)
Der Nationalpark Bach Ma liegt 45 km südöstlich von Hue und 85 km
nordwestlich von Hoi An und bildet das Kernstück des letzten geschlossenen
Waldgebiets in Zentralvietnam. Der 1991 gegründete Park umfasst etwa 22.000 ha
und beherbergt verschiedene Vegetationszonen von der Küstenebene bis zum fast
1500 Meter hohen Gipfel des Bach Ma Berges. In dieser Höhe sind die
Temperaturen auch im Sommer angenehm frisch. Dies machten sich bereits die
Franzosen in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts zu Nutzen, und auf dem
Gipfelplateau entstand ein kleiner Sommerkurort, der vor allem von französischen
Kolonialbeamten besucht wurde. Eine befestigte Gipfelstraße war bereits ab 1939
in Betrieb und in den Folgejahren zählte das Urlaubsdomizil bald 139 Villen und
Chalets. Der Lauf der Geschichte hatte jedoch anderes im Sinn und mit der
Niederlage der Franzosen in Dien Bien Phu (1954) geriet Bach Ma schnell in
Vergessenheit.
Während des Vietnamkrieges erkannten die amerikanischen Streitkräfte die strategische
Bedeutung des Bach Ma Berges, um von dort die Küstenebene zwischen Hue und
Da Nang zu kontrollieren. Direkt auf dem Gipfel errichteten die Militärs einen
Hubschrauberstützpunkt, und hatten diesen gegen zahlreiche Angriffe des
vietnamesischen Widerstands zu verteidigen. Noch heute erinnern Schützengräben
und ein verfallenes Tunnelsystem unterhalb des Gipfels an diesen Teil
vietnamesischer Vergangenheit. Pläne, einen Teil der Tunnelanlagen für
touristische Zwecke instand zu setzen wurden zu Gunsten des Naturschutzes
aufgegeben. Die jetzigen Bewohner, vor allem Fledermäuse, wird’s freuen.
Nach Ende des Krieges wurde das Gebiet um den Bach Ma Berg von mehreren
Staatsforstbetrieben bewirtschaftet. Die Erfüllung hochgesteckter
Produktionsquoten hatte Vorrang vor einer nachhaltigen Forstwirtschaft und
binnen weniger Jahre wurde der vormals üppige tropische Regenwald gelichtet.
Tropische Baumriesen wird man daher vergebens suchen in Bach Ma, dennoch hat der
Park einiges zu bieten, gilt er doch als ein floristisches Zentrum hoher
biologischer Vielfalt in Indochina mit mehr als 1400 beschriebenen
Pflanzenarten. Dies entspricht etwa einem Fünftel aller Arten in Vietnam auf
nur 0,07 Prozent der Landesfläche. Ein wahres Eldorado ist der
Nationalpark für Ornithologen. Laut einer am Parkeingang erhältlichen
Vogelliste, sind es 330 Arten, die man dort beobachten kann. Einige Raritäten
wie den Argusfasan (Rheinardia ocellata) oder den Silberfasan (Lophura
nycthemera beli) sind relativ häufig anzutreffen, mehr Zeit und Geduld wird
man dagegen brauchen, um den nur hier vorkommenden Edwardsfasan (Lophura
edwardsi) ausfindig zu machen.
Auch weniger Biologie-Interessierte kommen in Bach Ma voll auf ihre Kosten, denn
der Nationalpark bietet vor allem Stille und Einsamkeit. Reisende, die
bereits seit einiger Zeit in Vietnam unterwegs sind, werden dies besonders zu
schätzen wissen! Die Nationalparkverwaltung unterhält mehrere Wanderpfade
(Karte im Besucherzentrum erhältlich), die mit festem Schuhwerk und ein wenig
vorhandener Kondition leicht zu bewältigen sind. Vom höchsten Punkt des Berges
hat man bei gutem Wetter einen wunderbaren Rundblick von den Höhenzügen der
annamitischen Kette bis zur Lagune von Cau Hai und der vorgelagerten Küste. Frühaufsteher
sollten den spektakulären Sonnenaufgang nicht verpassen und sich rechtzeitig
auf dem Gipfel einfinden. Unbedingt sehenswert ist ebenfalls der
Rhododendron-Wasserfall. Über 200 Meter stürzen die Wassermassen in die Tiefe
und eine Treppe mit 689 Stufen (!) führt zum Fuß des Wasserfalls. Die Stufen
sind allerdings nicht nach internationaler Norm angelegt und entsprechend ermüdend
kann der Ab- und Aufstieg sein. Erholung verschafft man sich am Besten in einer
der zahlreichen Kaskaden entlang des Fünf-Seen-Wanderpfads oder des
Fasanenpfads, die zum Baden im glasklaren nassen Kühl einladen. Etwas
Aufmerksamkeit ist erforderlich, um die vom Regenwald überwachsenen
Ackerfurchen am Ende des Fünf-Seen-Rundwegs zu erkennen, die kurz nach der
Befreiung Südvietnams angelegt wurden, als man dort für wenige Jahre Obst und
Gemüse anbaute. Dank des harschen Klimas wurde die Landwirtschaft jedoch bald
eingestellt und die Natur konnte sich die Fläche peu a peu zurückerobern.
Die Parkverwaltung bewirtschaftet mehrere Gasthäuser am Parkeingang und
auf dem Gipfelplateau, die sich als Ausgangslage für Tagesexkursionen anbieten.
Einige der alten Kolonialgebäude im Park wurden stilvoll renoviert und werden
nun als Gästehäuser genutzt. Englisch- und französischsprachige Führer können
für VND 150.000 gebucht werden, sind aber nicht unbedingt erforderlich, da die
Wege gut beschildert sind. Das Wetter kann dem Besucher allerdings einen
gehörigen Strich durch die Rechnung machen! Mit mehr als 8000 mm
Jahresniederschlag führt der Bach Ma Berg die Regenstatistik Vietnams an und während
der Regenzeit von November bis Januar kann es oft tagelang regnen. Mindestens
eineinhalb Tage sollte man für einen Besuch im Nationalpark Bach Ma einplanen.
Stefan Ziegler arbeitet auch eng mit dem Kölner Zoo zusammen.
Von Hue aus stürze ich mich nochmals in das Abenteuer Busreise, tagsüber
bremsen wenigstens die vielen anderen Verkehrsmittel die halbwahnsinnigen
Fahrer. Nach fast zweistündiger Fahrt ist Deo Hai Van erreicht. Dies ist nicht
ein neuartiges Körperpflegemittel, sondern die Klimagrenze und Wetterscheide
zwischen dem subtropischen Norden und dem tropischen Süden Vietnams. Der nur
knapp 500 m hohe Pass ist zugleich eine Kulturscheide zwischen den
ostasiatischen und südostasiatischen Eigenheiten.
Seinem Namen "Wolkenpass" gerecht werdend, treiben auch auf meiner
Fahrt die niedrigen Wolkenfetzen direkt an meiner Nase vorbei. Auf Grund seiner
Lage treffen hier recht unterschiedliche Luftmassen zusammen. Eigentlich sollte
auf der anderen Seite schönes Wetter sein. Aber ICH bin ja unterwegs. Gut, dass
ich das Hemd mit dem langen Arm habe machen lassen. Neue Strümpfe sollte ich
mir vielleicht auch mal kaufen. Ich bin es leid von meinen Nachbarn immer naserümpfend
gemustert zu werden.
Über 20 km zieht es sich bis zu der Anhöhe hin und der Bus hat schwer zu kämpfen. Um den Motor ein wenig zu entlasten, wird die Klimaanlage abgeschaltet, was sofort dazu führt, dass einige Touristen lauthals protestieren. Der arme Fahrer sieht sich in Erklärungsnöten und im Zwiespalt zwischen Zeit und wortgewaltigen Fremden, schaltet die Anlage wieder ein und den Gang zurück. So kommen wir mit halbstündiger Verspätung in Hoi An an.
Bei meiner Ankunft regnet es in Strömen. Ich habe immer noch mein langes Hemd an, das ich mir Gott sei Dank in Hanoi habe machen lassen. Was bin ich froh einen Regenschirm mitgenommen zu haben. Was nutzt er mir, wenn die Mopeds die Wasserpfützen übersehen und ich dem fliehenden Wasser im Wege stehe? Nun ist auch noch mein langes Hemd nass.
Auf Grund der touristisch strategischen Lage, der Hervorhebung durch die
UNESCO und dem staatlichen Drang nach Förderung bestimmter Touristenzentren
werden durch Hoi An täglich ganze Busladungen geschleust. Dies führt z.T.
dazu, dass die Preise gemessen an vergleichbaren Plätzen überhöht sind
und sich z.Z. nur zögerlich angleichen. Insbesondere an Unterkünften für den
Budgetbereich mangelt es enorm.
Jedes zweite Haus ist ein Hotel, Restaurant, Garküche, Künstler-, Souvenirshop,
Internetcafé oder sonstiger Laden.
Noch kann man die Eintrittsschalter zur alten Stadt oft ungehindert
passieren. Man sollte allerdings die 50.000 als Spende zur Erhaltung betrachten.
Was wäre Hoi An ohne Tam Tam? Tam tam vietn. = 88, also leicht zu merken und zudem das Tam-Tam der Sioux = Zusammenkunft zum Gedankenaustausch. Das mit Abstand Beste, was zur Zeit geboten wird, inzwischen eine Institution. Franck Armano hat es 1994 mit einem Freund gegründet. Sein nachgereister Bruder Ludovic, beide aus der Bretagne, haben das französische Gasthaus der Eltern kurzerhand nach Vietnam verlegt. Somit gibt es prima franz.-ital.-vietn. Essen: australische Steaks à la francais, frische Pasta, geräucherte Entenbrust, gegrillter Fisch im Bananenblatt ... . Die Preise sind angemessen, aber nicht niedrig. Keimzelle ist die mit viel Liebe zum Detail eingerichtete Bar in postvietnamesischen Stil in dem altem franko-chinesischen Tee-Lagerhaus. Ein architektonischer Schmelztiegel, der sich in laufender Evolution befindet. Schade, dass es hier nur private Führungen gibt. 110 Nguyen Thai Hock, tamtam.ha@dng.vnn.vn
Für den Nachmittag bin eingeladen auf dem Sozius Platz zu nehmen und in das Umland
zu fahren.
Kaum glaublich. Wir sind gerade mal einen knappen Kilometer aus der Stadt heraus
und werden unvermittelt 200 Jahre in die Vergangenheit katapultiert. Malerische
kleine Fischerdörfer am Flussarm, einfachste aber gepflegte Hütten,
freundliche Menschen. Keine Satellitenschüssel zieren die Palmblattdächer, nur
vereinzelt ragt eine einfache Antenne heraus. Ein Gewirr von kleinen und
kleinsten Wegen durchzieht das Delta. Eine mächtige Eule wird uns feilgeboten,
wir lehnen dankend ab. Hinweise auf geschützte Arten haben hier absolut keinen
Sinn und ich verzichte darauf.
Urtümliche Fischerboote dümpeln in einem hafenartigen Seitenarm, nackte Kinder
spielen murmeln, eine alte Oma winkt uns zu und lächelt freundlich, neugierige
Halbwüchsige unterbrechen ihr Kartenspiel und schauen hinter uns her.
Besonderer Beliebtheit erfreut sich eine Abart des Indiaca. Hier wird der
"Federball mit Sandsäckchen" kunstvoll mit den Füßen und Knien
jongliert. Eigens für uns wird der ungekrönte König des Weihers aufgefordert
seine Fertigkeiten zu zeigen. Und er z e l e b r i e r t es. Nach 10
min ohne Bodenkontakt erweisen wir ihm die Ehre und müssen aufbrechen.
Weiter geht unsere Fahrt vorbei an endlosen Reisfeldern in sattem Grün zum
reinbeißen, bis sich die Landschaft weithin öffnet und wir wieder in die
Gegenwart katapultiert werden. Etwa 1 km entfernt am Cua Dai Strand erhebt sich
die Silhouette der Tourismusburgen. Ein Luxushotel neben dem anderen. Welch ein
Kontrast! Hier wird "für die Zukunft" gebaut. Der ganze Küstenstrich
soll nach Willen der Funktionäre vermarktet werden. Und entsprechend sieht es
aus.
Leider ziehen Wolken auf und kündigen nichts Freundliches an. Mist, mein langes
Hemd ist in der Wäsche - endlich und den Schirm habe ich auch nicht mit. Umgehend wenden
wir uns Richtung Hue zu, nicht ohne einige Umwege über Schleichpfade. Ja,
Francks Idee mit geführten Fahrradtouren ist gut, sehr gut.
Als Gegenleistung biete ich Franck an, einige meiner Musik-CDs zu brennen, was
er gerne annimmt. Wer also mal dorthin kommt, kann sich mal anhören, was ich so
als "best of" zusammengestellt habe.
Es hat mal aufgehört zu regnen und sofort ist eine drückende Schwüle zu
verspüren. Ich sitze auf der Veranda des Tam Tam und schaue mir das Treiben in
den Straßen an.
Noch schwingen die ambulanten Garküchen durch die Gassen. An dem Joch,
das über eine Schulter getragen wird, bestimmt die Pendelbewegung der
"Waagschalen" die optimale Geschwindigkeit, woraus ein eigentümlicher
"Wiegelauf" resultiert.In den Schalen befinden sich sämtliche
Utensilien, die notwendig sind: Kocher, Geschirr, Besteck, rohe Lebensmittel,
die auf ihre Zubereitung warten, manchmal sogar Kindergeburtstagshocker für die
avisierten Gäste. An irgendeiner vielversprechenden Straßenecke hockt man sich
hin und eröffnet sein Restaurant.
Durch das Gässchen unter mir wälzen sich ganze Ströme von überwiegend
asiatischen Touristen. Die wenigen, und dann ausschließlich alten
Einheimischen, die noch in der traditionellen pyjamaartigen Kleidung dazwischen
herumschlurfen, wirken anachronistisch und wie vergessene Sträflinge auf
Freigang.
Jedes zweite, der teilweise sehr alten, unter Denkmalschutz stehenden Häuschen
ist hier zu einem Kunstgeschäft avanciert. Die einen üben sich in
surrealistisch-sozialistischer Malkunst, andere setzen mehr auf
Realimpressionismus, der dritte bearbeitet mit flinken Fingern Holzscheite und
modelliert nach einer halben Stunde daraus einen wunderschönen Mädchenkopf -
mit Schlitzaugen.
Insbesondere im Bereich nördlich Phan Dinh Phung und westl. Nhi Trung sind neue Straßen gebaut worden und mit neuen Hotels zugepflastert, von denen ich im ff. nur eine Auswahl vorstelle. In den letzten 6 Monaten wurden in der Stadt über 20 Hotels aus dem Boden gestampft, ganz Hoi An gleicht stellenweise einer riesigen Baustelle. Schon jetzt übersteigt die Bettenkapazität die Anzahl der Touristen und die ersten Schlepper machen ihre Runden. Auch Open-Tour reiht sich ein und macht erst eine "Stadtrundfahrt" zu zwei Hotels, von denen sie vermutlich geschmiert wurden. Die Touris im Bus haben sich teilweise totgelacht, ich konnte gerade noch rechtzeitig aussteigen.
Im folgenden S. 356 oder neu:
im folgenden S. 357
im folgenden S. 358:
Wer etwas Gutes tun möchte, kann zu Hoi Ans Waisenhäuser gehen: 2 Nguyen Trung To (0-14) und 54 Huynh Thuc Khang (7-18). Gerne gesehen sind Mitbringsel wie Milchpulver, Handtücher, Kleidung, Spielzeug, Poster ... oder eine Kleinstspende und sei es nur 1 Euro, sowie ein Lachen. Die Angestellten und Kinder empfangen jeden Gast sehr herzlich. Besonders freuen sie sich, wenn man zwei oder drei für ein paar Stunden zu einem Spaziergang durch die Stadt oder einen Ausflug an den Strand mitnimmt.
Hier ist inzwischen ein Resort neben dem anderen. Da Regenwolken aufzogen und ich mit dem Moped unterwegs war, habe ich nicht alles checken können.
Vor dem Strand sind Mopeds (2000) und Fahrräder (1000) auf einem Parkplatz abzustellen, um eine "Verschandelung des Strandes" insbesondere zu Stoßzeiten zu verhindern. Besser täte man daran, den Strand und die Umgebung von Müll zu befreien. Wer über ein schmales Budget verfügt: etwa 200 m rechts vor dem Kontrollposten gibt es ein preiswerteren ganz kleinen Unterstellplatz. Die einzigen die passieren dürfen, sind Anwohner zweier kleiner Dörfer, die dem Wärter bekannt sind. Da nun auch Hotels dort existieren, kann man es ja mal versuchen.
Die Weiterfahrt nach Nha Trang kostet mit dem Nachtzug (Schlafwagen -
soft sleeper) 24 $ und dauert etwa 12 Stunden. Mit dem Flugzeug ist man in 1 h
20 min da (zweimal täglich) und zahlt incl. Flughafentax 41 $ zzgl. 5 $ für
das Taxi, die aber auch für den Zug anfallen, da man in Da Nang einsteigen
muss.
Bei dem Flugzeug sollte 1-2 Tage im voraus gebucht werden, beim Zug besser noch
eher.
Webhosting AUCH für den kleinsten Geldbeutel:
Waren meine Informationen hilfreich? Die Berichte, Scherze und
Anekdoten gefällig? Dann freue ich mich über eine Weiterempfehlung meiner Seiten und
bitte das © "Nik"Klaus
Polak, Bonn, Germany,
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veröffentlichte Material sei frei nutzbar, besteht ein Ernst zu
nehmendes und rechtlich abgesichertes Copyright!
Wegen schwerer dauerhafter
Erkrankung bitte ich keinerlei Reiseanfragen mehr an mich zu richten. Danke!
Ich verweise auf die
viel besser informierten Länderforen / -boards und Reisehandbücher.
Anfragen zu Verlinkungen u.ä. Anliegen werde ich mit Sicherheit nicht mehr
beantworten!
An die Adresse
können jedoch gerne Aktualisierungen,
Fehlerkorrekturen und konstruktive Anregungen gemailt werden.
Ich werde, je nach Gesundheitszustand, versuchen sie einzupflegen. Bitte
gleichzeitig mitteilen, wer keine Namensnennung wünscht.
Bei Zuschriften bitte folgende Wünsche beachten:
Ich danke für das Verständnis und die Rücksichtnahme.
© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany
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Fasten seatbelt ... und dann niks wie weg!