Blöde Fische, Korallen & viel meer

(allgemeine Informationen zu tropischen Gewässern und spezielle zu Südostasien)

© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany

 

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Letzte vollständige Überarbeitung: Mai 2008
Letzte Teilüberarbeitung: Feb 2010


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Übersicht

Abspann

Hinweise

Diese Seite ist nur für einen kleinen Überblick angedacht und im sukzessiven Aufbau begriffen.

Die hochgestellten Zahlen im ff. Text bieten einen Link auf eine Extraseite zu einer weiterhelfenden Systematik mit dem systematischen wissenschaftlichen (lateinischen), englischen und einheimischen Namen - soweit bekannt. Für die praktische Nutzung (ich denke immer in erster Linie an's Essen und erst dann an die Wissenschaft) ist dies von großem Wert, wie ich selbst oft feststellen konnte. Ist der Name verlinkt, so gibt eine andere Unterseite ausführlichere Informationen, die aber die Fachliteratur nicht ersetzen kann und will. Alternativ verweise ich auf die ausgezeichnete Online-Enzyklopädie Wikipedia.

Artenschutz / heimischer Zoll

Wer keine bösen Überraschungen erleben will - selbst im Korallen"schutt" Aufgelesenes kann zu Problemen führen -, sollte sich auf diesen externen Seiten vergewissern.

Korallen

Sie gehören zu der Ordnung Coelenterata (Hohltiere), Stamm Cnidaria (Nesseltiere) und zerfallen in die Klassen Hydrozoa (Hydratiere), Cubozoa (Würfelquallen, die nur in der offenen See vorkommen), Scyphozoa (Schirmquallen) und Anthozoa (Blumentiere). Es sind überwiegend funktionelle photoautotrophe Tiere, ein Doppelorganismus, und zwar eine Symbiose von Tier und Pflanze. Dazu nehmen die Korallen in die Wirtszellen Mikroalgen auf. Diese, meist Zooxanthellen, sind in Vakuolen der Gastrodermiszellen eingelagert.

Korallen, oft für schön strukturierte, oft bunte Unterwassersteine gehalten, im Höchstfall als Pflanzen eingeschätzt, sind dennoch Tiere. Die rund 5000 Arten fischen mit nesselbewehrten Fangtentakeln nach Nahrung. Da sie ein gefundenes Fressen für allerlei Getier sind, haben es viele vorgezogen überwiegend nachtaktiv zu sein. Bei etlichen Arten entstehen aus Einzelindividuen (Polypen) Tierstöcke. Es gibt Blumentiere, die nach ihrem Absterben sich fast rückstandslos auflösen und andere (ca. 2500), die an der Außenfläche Kalk absondern, das auch nach dem Tod als Grundlage für nachwachsende Generationen dient und Korallenriffe aufbaut, wie z.B. das 2000 km lange Barrier-Riff vor Australien. Sie werden zu den etwa 500 Arten der Steinkorallen (Madreporaria, auch für "Hartkorallen" der Begriff Scleractinia) gezählt, wobei die Einzelpolypen 1 mm bis 40 cm erreichen. Ihre Formen sind äußerst vielfältig und reichen von kompakten "Steinen", geweihartigen Hecken, bis hin zu bäumchenartigen, filigranen Strukturen. Vor etwa 240 Millionen Jahren tauchten die modernen Steinkorallen auf. Wer Korallen nur in den tropischen Meeren vermutet, liegt vollkommen falsch. Vor der Küste Norwegens gibt es riesige Korallenriffe in 300 bis 6000 Metern Tiefe, ebenso in der tropischen Tiefsee. (Siehe auch Spektrum der Wissenschaft: Korallen in der Tiefsee)

Koralle mit eingezogenen Tentakeln
Foto: © Muskan

Gleiche Koralle mit entfalteten Tentakeln
Foto: © Muskan

Weichkorallen (Alcyonacea, manchmal nach der Gattung Sinularia [typischer Vertreter Sarcophyton sp.] auch als Lederkorallen bezeichnet) sind oft bäumchenartige, fleischige Kolonien mit dicken Stämmen und eingelagerten, makroskopisch sichtbaren Kalknadeln (Skleriten) und für den Laien (ich spreche von mir) von Schwämmen und diversen speziellen Algen manchmal schwierig zu unterscheiden. (Siehe auch die vielfältige Literatur, wie z.B. das hervorragende Bestimmungsbuch für Taucher und Schnorchler von Dieter Eichler: Tropische Meerestiere.) Eine weitere Gruppe stellen die Hornkorallen (Gorgonacea), die aus der elastischen Hornsubstanz Gorgonin besteht und ebenfalls mit Skleriten verstärkt ist. Einige besonders schöne Arten, wie die Gorgonie (Subergorgia sp., Gorgonian Fan Coral) bilden ausladende, manchmal etliche Meter durchmessende Fächer. Auffallend sind auch Peitschenkorallen wie Juncella sp. (Whip Coral). Alle Gorgonin-Einlagen bilden übrigens nach der Fossilierung den berühmten Feuerstein, den unsere Vorfahren "brennend" gerne genutzt haben. 
Die Ähnlichkeit der kalkskelettigen Feuer"korallen" - sie kommen in brett-, geweih-/blatt- oder bäumchenartigen Strukturen sowie als Inkrustationen vor - mit den echten Korallen sorgt immer wieder für Verwirrung. Sie gehören zwar wie diese zu der Klasse der Nesseltiere (Cnidaria), aber zu der Unterordnung der Hydrozoaeen. Im Unterschied zu den Korallen besitzen sie keine Polypenkapseln, sondern Tausende kleine, feine Poren - weswegen sie auch Millepora (seltener Millipora - Familie der "Tausendporigen") genannt werden -, aus denen weiße, feinste, flaumartige Polypen ragen. Sie sorgen bei Hautkontakt für ein schmerzhaftes, oft langanhaltendes Brennen. Im schlimmsten Falle können sich die betroffenen Hautbereich, vor allem an den Armen und Händen, später auch ablösen und ein Einfallstor für entzündungsfördernde Bakterien bilden. Es besteht zudem die Gefahr, dass sich bei wiederholten Kontakten Überempfindlichkeiten ausbilden. Vor allem allergiedisponierte Personen sollten gewarnt sein! Typisch sind die schmalen aber gut sichtbaren weißen Wachstumszonen an den Enden und Spitzen der Feuer"korallen". Es werden vor allem die ästige M. dichotoma (Netz-Feuerkoralle) und die M. platyphylla (Platten-Feuerkoralle), die wellenartig, oft senkrecht orientiert angelegt ist, unterschieden.

Bisher wurde für das Ausbleichen der Korallen (bleeching: Abstoßung symbiotischer chlorophyllhaltiger Einzeller) die weltweite Erwärmung der Meere verantwortlich gemacht. Im Spektrum der Wissenschaft, 11/2003, wird erstmals der Nachweis geführt, dass zumindest im Mittelmeer das Bakterium Vibrio shiloi dafür mitverantwortlich ist. Inzwischen wurde auch in anderen Weltregionen Vibrio sp. nachgewiesen.

Siehe auch Auswirkungen der Dynamit- und Cyanidfischerei am Beispiels Palawan / Philippinen.

Einige Riffindikatoren:

Nach einer globalen Bestandserhebung im Rahmen des Internationalen Jahr des Riffes (IYOR) Juni - August 1997 wurde von den 300 untersuchten Riffen keins gefunden, dass nicht in irgendeiner Weise beeinträchtigt ist. Verschmutzung durch Müll, Dynamit- und Cyanidfischerei, Überdüngung durch Abwässer und Sedimentbelastung sind die häufigsten Schäden. In 81% der Riffe wurden keine Langusten mehr angetroffen, in 40% keine Zackenbarsche und in 85% keine Napoleonfische. 1998 verschärften sich die Zahlen auf 85, 63 und 90%. Daraufhin wurden folgende Prognosen aufgestellt:

Blöde Fische, Teufelsrochen & Putzunternehmen

Die Unterwasserwelt hat viel zu bieten, auch wenn sich die zugänglichen und interessanten Korallenriffe auf einige wenige Küstenabschnitte beschränkt.

Walhaie, Haie


Foto: © ingo66@web.de

Die Knorpelfische (Chondrichthyes) waren entwicklungsgeschichtlich die ersten Fische mit Kiefern und paarigen Flossen. Sie erschienen im Devon (vor ca. 370 bis 270 Mill. Jahren). Charakteristisch ist das Fehlen von Knochen; sie besitzen also - und daher die Klassifizierung - ein rein knorpeliges Skelett. Zu den rezenten Knorpelfischen gehören u.a. Haie, Rochen und die weniger bekannten Chimären. Als einfaches Unterscheidungsmerkmal zu den Walen, die immer ihre Schwanzflosse waagerecht tragen, ist sie bei den Walhaien senkrecht (wie bei den Delfinen). Dadurch reicht die enorme Schwanzflosse oft aus dem Wasser heraus, wenn sich die Tiere an der Wasseroberfläche aufhalten. Während man die Wale als die Vagabunden der Meere charakterisiert und die Mantas als deren Nomaden, so könnte man die Walhaie die Zigeuner der Ozeane nennen. "Ikan hiu bodoh" (Fisch Hai blöder), so nennt der indonesische Fischer die kaltblütigen Walhaie 43, vermutlich weil der Planktonfresser so behäbig und langsam erscheint. Seinen wissenschaftlichen Namen und die erste Beschreibung stammen von Dr. Andrew Smith, der 1828 in Südafrika / Table Bay ein Exemplar harpunierte. 
Obwohl es Berichte von 18 bis 20 m langen Exemplaren gibt, war das bisher längste gemessene Exemplar 13.7 m lang, der schwerste gewogene hatte ein Gewicht von 36.000 kg. 


Foto: © ingo66@web.de (ca. 5 m Länge)

Damit sind sie die größten Fische überhaupt. Walhaie erreichen ihre riesigen Ausmaße vermutlich in einem über einhundertjährigen Leben. Ihre dicke Haut ist olivebraun bis dunkel blau-grün mit gelblich-weißen Tupfern und senkrechten Linien, die an ihren Flanken in parallelen Reihen verlaufen. Die Augen sind relativ klein. Er verfügt über zwei Brustflossen in Kiemenhöhe und meistens zwei, manchmal drei Rückenflossen, die sogenannten Kiele.
Einmal im Jahr, in jedem Gebiet zu einer anderen Zeit, findet die kollektive Korallen"blüte" statt. Dann stellen sie sich an den großen Riffen ein und fressen in der Regel nachts, wenn der Korallenlaich aufsteigt und zu Tausenden von Tonnen als proteinreiche Nahrung dicht unter der Oberfläche treibt. In weiteren bevorzugten Gebieten ist es das vermehrte Auftreten von anderem tierischen Plankton in seiner vielfältigsten Zusammensetzung.
An der Schnauze befinden sich in zwei Gruben Riechorgane. Wie sie allerdings letztlich ihre Beute orten können, ist noch unbekannt.
Die Öffnung des bis zu 2½ m breiten, schmalen und mit Reihen tausender winziger Zähne besetzten Maules befindet sich nicht unten, sondern vorne. Da er weder kauen noch beißen kann, saugt er gewaltige Mengen Seewasser an und filtriert zuletzt mit Hilfe der Kiemenreusen das Plankton, Krill und als Beifang Shrimps, kleine Fische, Krebse, Quallen und Krabben. 
Vermutlich war sogar in der Legende von "Jonas und dem Wal" ein Walhai aktiv. Es wurde schon beobachtet, dass sie unverdauliche große Gegenstände, wie eine versehentlich verschluckte Planke, wieder ausspeien. Ermöglicht wird ihnen dies durch einen Magen, der wie der Finger eines Handschuhs ausgestülpt werden kann.
Ein wissenschaftliches Projekt (2004) hat einen weiblichen Walhai mit einem Sender ausgerüstet und festgestellt, dass sie innerhalb von 6 Monaten von den Seychellen bis unter das Kap der Guten Hoffnung 4600 km zurücklegte. Allerdings sind die Migrationswege wie auch das Paarungsverhalten und die Geburtenhäufigkeit nur ansatzweise bekannt. Bis zur Geschlechtsreife benötigen die Tiere vermutlich dreißig Jahre. Die keineswegs scheuen und friedlichen Giganten gebären lebende Junge, wie die meisten anderen Haiarten auch. Die befruchteten Eier entwickeln sich im Uterus und verlassen ihn in einer Art zweiten Geburt, wenn die Entwicklung abgeschlossen ist.
Der Fund eines Eies mit eine Größe von circa 30 mal 14 cm im Jahr 1953 im Golf von Mexiko schien die Vermutung zu bestätigen, dass Walhaie zu den eierlegenden Haiarten zu rechnen seien. Erst der Fang eines schwangeren Weibchens 1995 vor Taiwan und die wissenschaftliche Untersuchung dieses Exemplars ergab, dass Walhaie bis zu 300 lebende Junge gebären können.

Die Frage ist aber, ob der Fang wirklich ausschließlich wissenschaftlich motiviert war. Gerade Taiwanesen, Koreaner und Japaner sind bekannt dafür, dass sie weltweit das Fleisch aufkaufen und bis zu 7 US$ pro Kilogramm zahlen. Eine Riesensumme für einen philippinischen oder indonesischen Fischer. Auch die Haut gilt als Leckerbissen. In Hongkong und auf den Malediven werden besonders der Lebertran und die Flossen geschätzt. 

Siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Walhai.

Eva aus dem Indonesien-Forum liefert auch noch ein nettes indonesisches Sprichwort - was aber nicht auf den Walhai zutrifft, sondern einfach nur lustig ist -: Hanya ikan bodoh yang mau memakan umpan yang sama. Frei übersetzt: Nur dumme Fische fressen den selben Köder.

Die Phantasie der Touristen ist oft erheblich größer, als die real existierenden Gefahren eines Aufenthalts in tropischen Gebieten. So denken viele in erster Linie an Vorsichtsmaßnahmen gegenüber Haifischen (Selachoidei, shark, indon. hiu / yu). Weltweit werden pro Jahr ca. 15 Angriffe bekannt. Andererseits sterben in der gleichen Zeit weltweit 50 000 an Schlangenbissen - meist bei der Arbeit in den Reisfeldern -, 1 Millionen an der Malaria! Wer also einen größeren Fisch sieht, sollte nicht in Panik verfallen, sondern sich unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen die Ruhe nehmen, den Anblick zu genießen

Mantas, Rochen

Mantas 44 weisen eine Spannweite bis zu 6,7 m und 2 Tonnen Gewicht auf. Während man die Walhaie als die Zigeuner der Meere bezeichnen könnte, die Wale als die Vagabunden, sind die Mantas die Nomaden. Nie kann garantiert werden einen unter Wasser anzutreffen. Wegen zwei seitlicher, an „Hörner“ erinnernder Hautlappen, werden sie auch Teufelsrochen genannt. Diesen Namen tragen sie allerdings zu unrecht, denn wie die Walhaie sind die eigentlichen Hochseebewohner harmlose Planktonfresser. Die zwei Lappen links und rechts an ihrem Kopf können sie dabei zu einem effektiven Trichter formen. Sie sind ovovivipar und gebären nach einer Tragzeit von 13 Monaten (de.wikipedia.org/wiki/Mantarochen spricht von etwa einem halben Jahr) bis zwei, ca. 1,5 m breite und 10 kg schwere Junge geboren werden. Es wurde beobachtet, dass das Muttertier aus dem Wasser spring und dabei ein Junges herausstößt (siehe Helmut Debelius, Fischführer Indischer Ozean, 1. Auflage 1993, S. 40).
Die an der Oberseite schwarz und an der Unterseite weiß gefärbten Mantas sind weltweit vom Aussterben bedroht.
Dies resultiert zum einen aus dem massiven Korallen- und Planktonsterben auf Grund der verstärkten UV-B - Strahlung durch das sich immer stärker ausweitende Ozonloch. Besonders auf Bora Bora in der Südsee fällt die große Zahl heimatloser Schiffshalter 45 auf, die sich in ihrer Not sogar an Taucher anzuheften versuchen - in einem Gebiet, in dem sich früher Mantas zu Hunderten tummelten. Weitere Gründe sind die periodischen El Niño - Phänomene und ungeklärte Abwässer.
Zudem wird in einigen Gebieten durch den radikalen Fang der Bestand gefährdet. Z.B. wurde vor der mexikanischen Küste der gesamte Bestand von fast 3000 Tieren innerhalb weniger Jahren vernichtet, auch weil im südostasiatischen Raum horrende Preise für die angeblich potenzsteigernde Wirkung der Mantaflügel gezahlt werden. Derartige Angebote - meist in „gehobenen“ Restaurants - bitte ich mitzuteilen, um diese zum Boykott namentlich nennen zu können.

Eng verwandt mit den Mantas sind die bis zu 2.3 m großen Adlerrochen 157, die typischerweise an der Oberseite schwarz gefärbt sind und weiße bis blauweiße Ringe tragen. Sie wühlen im Sand nach Krebsen und anderem Kleingetier und heißen wegen der großen Ähnlichkeit auch Miss Piggy mit Flügeln.
Stachelrochen
158 sind ausschließlich Bodenbewohner. Eingegraben in den Sand ragen oft nur ihre leicht gestielten Augen heraus. Durch diese hervorragende Tarnung entdeckt man sie erst, wenn sie direkt vor einem die Flucht ergreifen. Stachelrochen besitzen 1 bis 2 lange giftige Stacheln mit vielen Widerhaken, die zu sehr schmerzhaften Verletzungen führen können. Fühlen sich die Tiere bedroht, heben sie den Schwanz hoch und halten ihn drohend über dem Körper.

Stein-, Rotfeuer-(Skorpion-)fische
und andere respektverlangende Tiere 

Viel gefährlicher als unter Haien ist es im Flachwasser. Hier halten sich oft Steinfische (Synanceiinae) auf. Wie der Name sagt, ähneln sie täuschend echt (sic!) einem veralgten Stein - wo ist der Fisch auf dem Bild (Foto: © Frank Dierolf, Heilbronn)? In der Mitte oder doch eher links? Der vordere Teil der Rückenflosse besteht aus mehreren Stacheln, die mit Giftdrüsen in Verbindung stehen, das extrem (!) schmerzhaft ist. Bei prädestinierten Personen (Kinder, ältere Menschen, Personen mit Erkrankungen des cardiopulmonalen Systems und sonstige Geschwächten) kann es tödlich sein. Es ist so gefährlich, auch weil es das einzige Fischgift ist, für das ein Serum bereitgestellt werden kann! Steinfische verlassen sich derart auf ihre Tarnung und ihr Gift, dass sie praktisch keine Fluchtdistanz kennen. Ich habe schon beobachtet, dass ein erfahrener Divemaster sich fast auf ihn gekniet hat. Erst durch die Berührung entwich der Fisch, zu einer Verletzung kam es mit Glück nicht. Meine Frau hätte sich beim Anziehen der Flossen im Flachwasser fast auf einen gesetzt! Ein weiterer, schwerwiegender Unfall ereignet sich auf Palawan / Philippinen.
Im flachen Wasser sollten daher unbedingt Badeschuhe (Booties, Sandalen) mit einer starken Sohle getragen werden!
Steinfische werden oft mit dem Buckel-Drachenkopf (- im Deutschen vom Englischen übernommen auch manchmal als Skorpionfische bezeichnet - Scopaenopsis diabolus, devil scorpionfish oder fals stonefish) und seinen Verwandten verwechselt, die zu den Scorpaenidae (wobei die Synanceiinae eine Unterart sind) zählen. Ein einfaches Unterscheidungsmerkmal ist, dass beim Echten Steinfisch (Synanceia verrucosa) das Maul fast senkrecht nach oben orientiert ist, während es beim Skorpionfisch waagerecht verläuft. Eine kleinere Version des Echten Steinfisches stellt der Filament-Teufelsfisch (Inimicus filamentosus, Spiny Devilfish) dar. Er verfügt über grelle Farbmuster an der Innenseite der Flossen. Häufig erkennt man ihn nur, wenn er sich mit den Brustflossen kriechend vorwärts bewegt.

Erstaunlich viele Meerestiere haben Giftstacheln, Nesseln oder können beißen. Zum Glück tun sie das nicht zu ihrem Vergnügen sondern nur zur Verteidigung; zum Beispiel wenn man unachtsam auf sie tritt, sie in die Enge ohne Fluchtmöglichkeit treibt (z.B. bei der UW-Fotografie) oder dummerweise fangen will. Einige Tiere sollte man unbedingt kennen:
Der Blaupunktstachelrochen ist häufig, liegt oft auf sandigem Boden unter Felsvorsprüngen oder Korallen. Er flüchtet blitzschnell, wenn man sich ihm nähert. Sein Stich ist äußerst schmerzhaft. Mit Giftstacheln bewehrte Flossen haben die zahlreichen dämmerungsaktiven Rotfeuerfische 103, die aber auch tagsüber träge dümpelnd zu sehen sind. Seeschlangen, meist recht kleine, friedliche, unermüdlich Löcher und Höhlen nach Nahrung absuchende Reptilien gehören zu den giftigsten Tieren der Welt. Ihr Maul ist aber i.d.R. zu klein, um Menschen beißen zu können. Die Haut zwischen dem Zeigefinger und dem Daumen, sowie das Ohrläppchen sind allerdings akut gefährdete Stellen und für den Menschen erfreulicherweise recht kleine Gebiete. Daneben gibt es viele Nesseltiere - wie auch das nesselnde Plankton, Quallen und Seeanemonen, deren Berührung juckende und brennende Hautreaktionen verursacht. Unterschätzt werden oft Seeigel- oder Korallenverletzungen. Man sollte sie unbedingt gut reinigen und desinfizieren, denn auch kleinste Kratzer können - nicht nur in den Tropen - übel eitern und zu größeren offenen Wunden werden.

ERSTE HILFE:
Angeblich soll, wenn keine ärztliche Versorgung erreichbar ist, das sofortige Verspeisen der rohen Leber des Steinfisches Rettung bringen. (Erich L.Köhler, S.106) Ob es stimmt? Und ob man ihn noch schnell erwischt? Besser ist sicherlich präventiv Schuhe mit einer festen Sohle zu tragen.
Die meist aus Proteinen aufgebauten Gifte lassen sich auf dem Weg zum Arzt mit heißem Wasser oder Kompressen (30 - 40 min, so heiß wie man es aushalten kann) oder Essigsäure (wenn nicht vorhanden alternativ alle sauren Substanzen wie auch Speiseessig, Zitronen oder Calamansi uws.) denaturieren ("zerstören"), was den Schmerz stark lindern kann. Noch anhaftende Nesselarme sollten mit einer Pinzette beseitigt werden. Die betroffene Stelle muss bei starken Schmerzen so schnell wie möglich ärztlich behandelt werden.
Literaturempfehlung: Dietrich Mebs: Gifte im Riff

Schiffshalter, Putzer

Praktisch alle Fischarten werden in dem Maul, den Kiemen und auf der Körperoberfläche von Parasiten befallen. Die größten unter ihnen halten sich eine eigene Putzkolonne von oft mehr als einem Dutzend sogenannter Schiffshalter 45. Ihre erste dorsale Flosse haben die bis zu 1 m langen Barsche zu einer Haftscheibe umgewandelt, mit der sie sich an der Haut ihrer Wirtstiere anheften können, um von den abfallenden Resten der Mahlzeit und den Parasiten ihr Leben zu fristen und sie gleichzeitig als Transportmittel nutzen zu können.
Besonders auf Bora Bora fällt die große Zahl heimatloser Schiffshalter auf, die sich in ihrer Not sogar an Taucher anzuheften versuchen - in einem Gebiet, in dem sich früher Mantas, ihre eigentlichen Wirte, zu Hunderten tummelten.

Die kleineren, meist benthisch (grob definiert: am Untergrund gebundenen) lebenden Fische, sind auf Putzstationen angewiesen. An ihnen ist der Andrang manchmal so groß, dass sich regelrechte Warteschlangen bilden. Der eine tut etwas für die Hygiene, der andere profitiert durch die Parasiten - und die schmecken ihm auch noch. Die auffällig gezeichneten Putzerfische, die zur Familie der Lippfische gehören, wie Labroides dimidiatus und Labroides bicolor - aber auch bestimmte Putzergarnelen, wie Stenopus hispidus - erwarten hier ihre Kunden. Diese zeigen ihre friedliche Absicht durch Abspreizen der Brustflossen, Öffnung der Kiemendeckel und des Mauls, sowie eine etwa 30° schiefe, oft leicht aufrechte Schwimmlage. Putzerfische sind für Raubfische tabu; bei Gefahr (auftauchende Feinde wie Raubfische oder Taucher) werden sie sogar durch eine ritualisierte Schließbewegung des Mauls gewarnt, den Mandant schleunigst zu verlassen.
Ist kein Gast da, macht der Putzerfisch durch einen typischen Schlängeltanz auf sich aufmerksam. Ist der Hunger groß, werden auch Schnorchler und Taucher geputzt. Wenn abgestorbene Hautschuppen entfernt werden, verspürt man ein leichtes Zwicken und sollte daher nicht erschrecken - leichter gesagt als reagiert.
Besonders bei Putzergarnelen sollte der Taucher einmal den Versuch wagen, um einige Grad in der Länge zu kippen, das Mundstück herausnehmen und - ohne Blasen zu erzeugen, in ruhiger Haltung - den Mund zu öffnen. Bei unvermeidlichem Luftmangel genügt ein kurzer Ausatmen um den fleißigen Mundhygienehelfern Zeit zu verschaffen sich in Sicherheit zu bringen.
Der Falsche Putzerfisch (Aspidontus taeniatus) täuscht andere hygienesuchenden Bewohner durch Aussehen und Verhalten, um blitzschnell zuzustoßen, einen Happen aus dem Körper herauszureißen und schleunigst die Flucht zu ergreifen. Menschen sind ihm allerdings suspekt.

Drückerfische

Dieses Verhalten zeigen Riesen-Drückerfische 54 nach Beendigung des Nestbaus, das sie am Boden anlegen und einen Durchmesser von fast 2 m und eine Tiefe von ¾ m erreichen können. Sogar größere Gesteinbrocken schleppen sie mit ihrem kräftigen Kiefer weg. In Koh Tao auf Thailand wurde mir eine Flosse gezeigt, aus der ein handtellergroßes Stück herausgebissen wurde. Auch Archillessehnen, Waden und Kniekehlen sind ein beliebtes Angriffsziel. Selbst in den Hosenboden wurde schon gebissen. Da das Territorium kegelförmig nach oben reicht, sollte man es als Taucher waagerecht verlassen. Angriffe auf Schnorchler habe ich noch nicht gehört. Es empfiehlt sich auf dem Rücken zu schwimmen und die Kerle immer gut im Auge zu behalten. Durch Flossentritte lassen sie sich beeindrucken. Einige (ich meine DIE Drücker!) haben allerdings vollständig einen an der Waffel und greifen alles das ganze Jahr über an. In einigen Fällen mussten diese Psychopathen harpuniert werden, da sie ganze Riffbereiche unsicher machten.
Ein vollkommen dreister Fall wurde von Panagsama / Moalboal / Cebu berichtet. Hier beugte sich ein Fischer über einen erlegten Drücker und wollte ihm nach Art der Väter durch einen Biss ins Genick töten. In dem Augenblick drehte der Fisch den Kopf und biss im in die Zunge - und ließ nicht mehr los. Eine üble Vorstellung mit einem Drückerfisch an der Zunge zum Arzt zu kommen. Der gute Mann hat es überlebt, seine Zunge war auch noch dran, aber für die darauffolgenden drei Tage war nur noch Drückerfischsuppe mit dem Strohhalm drin.

Kugelfische

"Vorsicht! Mit ihrem kräftigen Gebiss können sie einen Finger abtrennen! In Japan werden Kugelfische von lang ausgebildeten 'Fugu'-Köchen zubereitet und gelten als Delikatesse. In der Leber, den Geschlechtsorganen und der Haut befindet sich eines der stärksten Gifte (Tetrodoxin), die die Natur je hervorgebracht hat. Bei falscher Zubereitung führen die meisten Vergiftungen in kurzer Zeit zum Tod. Die Giftigkeit hängt von der Art, dem Fanggebiet und der Jahreszeit ab." (aus Dieter Eichler: Tropische Meerestiere)

Neues vom alten Quastenflosser

Latimeria chalumnae, ein Fisch aus der Gruppe der Quastenflosser, die schon vor ca. 400 Millionen Jahre die Meere bevölkerten, war weit in das 20. Jahrhundert nur als 80 Millionen alte Versteinerung bekannt. Zum großen Erstaunen der Biologen wurde der Blaufisch 1938 wiederentdeckt. Am 15.11.1954 wurde aus Tananarive (Madagaskar) zum ersten Mal der Fang eines lebenden Exemplars gemeldet. [Orion, 1/1955] Als Heimat galten bisher ausschließlich die Komoren. Berühmt wurde der Fund durch eine GEO-Expedition, die Filmaufnahmen des lebenden Fossils mit einem Tauchboot lieferte. Der zur Gruppe der Coelacanthinden oder Hohlstachler gehörende Fisch wurde 1998 sensationell auch vor der Küste Sulawesi / Indonesien eindeutig nachgewiesen, nachdem er von einer Touristin auf dem Fischmarkt entdeckt wurde. [Illustrierte Wissenschaft, 12/1999] Siehe ausführlicher in der Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Quastenflosser.

Schlammspringer

Schlammspringer (Periophthalmus chrysospilus, mudskipper) besiedeln die Mangrovenwälder und das Brackwasser tropischer Küsten (außer Amerika). Während der Ebbe sind sie nahrungsaktiv. Ihre deutlich verdickten Brustflossen sind armartig und werden als „Gehwerkzeuge“ benutzt, bei Flut sogar, um in Bäume zu klettern! Trotz der amphibischen Lebensweise zeigen seine Kiemenatmung und die Flossen, dass er zu den Fischen zu zählen ist. Nur durch eine enge Kiemenspalte ist die Kiemenhöhle mit der Außenwelt verbunden, wodurch das Austrocknen der zarten Atmungsorgane verhindert wird. Durch einen Meerwasservorrat im vergrößerten Kieferraum und Luftschnappen können sie dessen Sauerstoffgehalt in Grenzen immer wieder auffrischen. Beibehalten haben sie die Grundelgestalt, die schon manches froschartige an sich hat, wie z.B. die recht beweglichen, aus dem Kopf ragenden Augen. Mit ihren bulldozerähnliche Köpfen durchwühlen sie die Schlickschicht nach Nahrungspartikeln und weiden auch Algen unter Wasser von ihrer Unterlage ab. Da sie mit ihrem gekrümmten Schwanz sich schnellend vom Boden abstoßen können, erhielten sie den Namen. Es sind sogenannte Brückentiere (Link bezieht sich auf ein gezipptes Worddokument zum Biologiethema Evolution, 10. Klasse Realschule), Relikte des evolutionären Übergangs vom Wasser auf das Land.

Kopffüßer

Zum Stamm der Weichtiere (Mollusca), was vollkommen überraschend ist, denn sie sehen vollkommen anders aus als z.B. Schnecken, zählt die Klasse Kopffüßler (Cephalopoda) mit rund 650 Arten. Sie unterteilen sich in die Unterklasse der vierkiemigen und der zweikiemigen Tintenschnecken, die sich wiederum je nach Anzahl der Fangarme in achtarmige und zehnarmige Arten aufspalten. Der bekannteste Vertreter der Vierkiemer ist das vom Aussterben bedrohte Perlboot Nautilius (Nautilius pompilius; auf gar keinen Fall als Souvenir kaufen ) und die ausgestorbenen Ammoniten und Belemniten. Er ist der einzige Vertreter der heutigen lebenden Tintenschnecken mit festem Gehäuse. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind, dass sie über 80 Arme und keinen Tintenbeutel haben.
Ferner sind die Ordnungen der Kraken, Sepien und Kalamare bekannt. Sie werden im Volksmund und gastronomischen Bereich unterschiedslos als Tinten"fische" bezeichnet. Sie zählen zwar entwicklungsgeschichtlich zu den niederen Tieren, verfügen aber über eine erstaunliche Intelligenz, die erst seit kurzer Zeit erforscht wird.
Zu den achtarmigen Tintenschnecken gehört die Ordnung der Kraken 61 (auf den europäischen Markt gelangt meist der Gemeine Rotmeer-Krake Octopus aegina). Zu den zehnarmigen Tintenschnecken - darunter 2 verlängerte Fangarme - zählen die Ordnungen der Sepien 53 - im Deutschen am häufigsten aber fälschlich als Tintenfisch bezeichnet -, und der Kalamare 46. Letztere sind den meisten nur in Form weißer oder panierter Ringe von griechischen Restaurants oder aus der Tiefkühltruhe bekannt und kommen u.a. als Tintenfischringe (Illex spp.) in den Handel. Vielleicht würde so mancher gelegentlich darauf verzichten, wenn er ihre elegant grazile Fortbewegung im Wasser einmal mit eigenen Augen sehen würde. Sepien sind im Unterschied zu ihnen von runder, dicker Form mit deutlich kürzeren Fangarmen. Wegen seiner von innen den Körper stützenden, blattartigen Kalkschale, des Schulps (den auch die Kraken nicht besitzen) sind sie vielen bekannt: das ist die Sepiaschale, an der sich die armen Käfigvögel die Schnäbel wetzen dürfen.
Alle Kopffüßler sind Räuber und ernähren sich hauptsächlich von Muscheln, Schnecken, Krebsen und Fischen. Mit ihrem papageischnabelähnlichen Hornkiefern, mit denen sie auch Menschen schmerzhaft verletzen können, zerkleinern sie Ihre Nahrung.

Sepie
Foto: © Muskan, Pandan Island

Mit rund 725 Arten machen die Tintenschnecken den Großteil aller Arten der Kopffüßer aus.
Kraken bewegen sich mit einem Wasserstrahl, der aus einer Düse gedrückt wird, nach dem Rückstoßprinzip fort und erreichen dabei durchschnittliche „Reisegeschwindigkeiten“ von 40 km/h. Auf kurzen Strecken können sie sogar eine Geschwindigkeit von 60 km/h erlangen, wobei einige Arten sogar die Wasseroberfläche durchbrechen und bis zu 35 m weit durch die Luft fliegen können.
Eine Krake mit 1 kg Gewicht übt mit seinen Saugnäpfen eine Zugkraft von 18 kg aus!
Während die achtarmigen Kraken in der Regel relativ klein bleiben, können die zehnarmigen Riesenkalamare (Architeuthis dux) beachtliche Größen erreichen. 1933 wurde ein 21,95 m (!) langes Exemplar an der Küste Neufundlands tot angetrieben. Funde von Augen und Kiefern im Magen von Pottwalen lassen darauf schließen, dass in der Tiefsee noch größere Exemplare existieren. Ein Auge mit 40 cm Durchmesser war das Größte, das je entdeckt wurde; demnach dürften Exemplare um 30 m möglich sein.

Während des II. Weltkrieges versenkten deutsche Jagdflieger den britischen Truppentransporter „Britannia“. 11 Überlebende, die sich nach dem Untergang des Schiffes an ein kleines Rettungsfloß geklammert hatten, berichteten übereinstimmend, einer von ihnen sei von einem großen Kopffüßer in die Tiefe gezogen worden. Ferner gibt es einen gut dokumentierten Fall, wonach ein kleiner Perlenschoner von einem verwundeten Riesenkalamar versenkt wurde. (R. Hanewald, S. 188 in der Auflage 1987)

September 2003 (dpa):
Oviedo - Spanische Wissenschaftler haben innerhalb weniger Tage drei Riesentintenfische an der Nordküste Spaniens geborgen. Zwei der an Land geschwemmten Riesenkalmare Architeuthis dux waren noch am Leben. Dies gilt nach Presseberichten vom Donnerstag als außergewöhnlich. Bisher waren alle Versuche von Forschern gescheitert, die sagenumwobenen Tintenfische in ihrem natürlichen Lebensraum zu filmen. Die jetzt gefundenen Kalmare verendeten jedoch kurz nach ihrer Entdeckung. Der größte von ihnen war elf Meter lang und wog 140 Kilogramm. Die private Sammelstelle für die Erforschung und den Schutz der Meereslebewesen (CEPESMA) machte die Besatzung des spanischen Forschungsschiffes Hespérides für den Tod der Kopffüßer (Cephalopoden) verantwortlich. Die auf dem Schiff genutzten Druckluftkanonen hätten den Tieren tödliche Verletzungen zugefügt, sagte CEPESMA-Direktor Luis Laria.
Die Riesenkalmare leben in den Tiefen der Ozeane und sind die größten wirbellosen Lebewesen der Welt. Sie gehören zu den am wenigsten erforschten Tierarten. Häufiger Nachweis sind Spuren auf Pottwalen, auf deren Haut Saugnapfnarben hinterbleiben können.
September 2005
Erstmals konnte ein Architeuthis dux bei seiner Mahlzeit in mehreren Hundert Metern Tiefe fotografiert werden.

Ein Hinweis gilt noch dem 8 - 50 cm großen Gefleckten Kraken (Hapalochlaena maculosa), der von Indonesien bis Australien - auch im Flachwasserbereich - vorkommt. Der Biss ist extrem giftig und schmerzhaft und kann Menschen lähmen und sogar töten!!

Garnele, Languste, Hummer & Co.

Als Stamm sprechen wir über die Gliederfüßler (Arthropoda), Klasse Krebstiere (Crustacea). Von den 11 Unterklassen ist in diesem Falle die Unterklasse der Höheren Krebse (Malacostraca) zuständig. Sie enthält 10 Ordnungen, von denen die Zehnfußkrebse (Decapoda) mit ihren 23 Unterordnungen u.a. Garnelen (Natania) und Panzerkrebse (Reptania) unsere gastronomisch interessanten Tierchen enthalten.

Eine gewisse Verwirrung entsteht vor allem, da phantasievolle Handelsbezeichnungen, die in erster Linie Größenangaben suggerieren sollen und länderspezifischen Ausdrücke mit den biologischen Taxa konkurrieren.

Von den Garnelen (Natantia) sind die Scherengarnelen (Stenopodidae) in der Fischwirtschaft besonders wichtig. Der Hauptlieferant ist dabei die bis 10 cm lange Geißelgarnele Penaeus sp., wie z.B. die jap. Kuruma Garnele Penaeus japonicus. Sie werden oft auch unter dem englischen Begriff S(c)hrimps oder bei größeren Exemplaren als Prawns angeboten. Eismeerschrimps und Grönlandkrabben sind überwiegend Pandalus borealis. Die großen Party-Gambas und Riesengarnelen (span. Handelsbezeichnung Gambas, engl. Kingprawns) sind meist Litopenaeus vannamei aus indonesischer oder thailändischer Zucht. Pazifikgarnelen, die auch im Indischen Ozean beheimatet sind, laufen unter Panaeidae (also Penaeus sp.), Black Tigerprawns sind Penaeus monodon. Unsere leckeren kleinen Nordseekrabben, tragen den wissenschaftlichen Namen Crangon crangon. Sie werden in der Nord- und Ostsee gefangen und auch Strandgarnele, Granat, Krevetten (von franz. crevette - auch allg. für Garnelen verwendet) Porre, Knat und Graue Krabbe genannt.
Wie bzw. warum sich das Anhängsel "Krabben" in die Handelsbezeichnungen verirrt hat, ist mir zur Zeit noch ein Rätsel. (Siehe auch den erschreckenden Artikel in Le Monde Diplomatique, "Krabben für die Reichen", S. 6-7, August 2005, deutschsprachig, der über die Ausbeutung durch Garnelenfarmen von Mensch und Natur weltweit berichtet!)
Kleinere Krebse leben auch im Süßwasser und werden nicht zu den Garnelen gerechnet. Der Europäische Flusskrebs war einmal in klaren Bächen und Seen weit verbreitet, bis er durch die Krebspest, eine gefährliche Krankheit, fast ausgerottet wurde. Er galt früher als beliebte Fastenspeise. Zur Zeit gelangt hauptsächlich chinesisches Flussschwanzfleisch der "Louisiana Flusskrebse" (Procambarus clarkii) in den Handel.
Der bis zu 24 cm große Kaisergranat (Nephrops norvegicus) auch Kaiserhummer, Norwegischer Hummer oder Schlankhummer genannt (Mittelmeer, dänische und norwegische Küste), werden von den Biologen wegen ihrer kräftigen Scheren nicht zu dem Garnelen gezählt. In Spanien heißt er "Langustine", in Frankreich "langoustine", was ihn sprachlich in die Nähe der (viel teureren) Languste (Link zur Wikipedia) bringt. Im deutschen Sprachraum werden aus dem gleichen Grund die Schwänze des Kaisergranats gerne als "Langustenschwänze" angeboten. In Italien heißt das Tier "Scampi".

Zu den Panzerkrebsen (Reptania) werden insgesamt 40 Familien gezählt, zu denen die Langusten (Palinuridae) und Hummer (Nephropodidae) gerechnet werden. Während der Hummer mit seinem starken Schwanz und zwei Scheren den Krebsen ähnelt, besitzen Langusten zwei lange Fühler. Im Larvenstadium gehören beide zum freitreibenden Plankton. Erst nach dem Larvenstadium werden die Krebse sesshaft, leben in felsigen Gegenden und nutzen Felshöhlung und -nischen. Die Schale der Krebstiere entspricht einem äußeren Skelett und ist ein fester Panzer. Bei der Häutung befreit sich der Hummer davon, indem er nach hinten herausschlüpft. Danach dehnt sich der Körper durch starke Wasseraufnahme innerhalb weniger Stunden und erreicht seine neuen Maße (15% mehr an Länge und 50% mehr an Gewicht bei den ersten Häutungen).
Der neue Panzer härtet innerhalb von zwei bis drei Wochen aus; während dieser Zeit frisst der Hummer (engl. lobster) seinen alten Panzer auf und füllt den gewonnenen Raum mit Muskelmasse auf. Im ersten Lebensjahr häutet sich der Hummer zehnmal, dann seltener, bis sich das Tier nur noch einmal im Jahr oder alle zwei Jahre, je nach Geschlecht, häutet. Die Häutung ist eine kritische Zeit, denn sie können kaum Nahrung aufnehmen und sind außerdem, da ihr Körper weich ist, sehr verwundbar. Trotzdem leben in europäischen Breiten in einer Felshöhle manchmal ein Hummer und ein Meeraal zusammen, wobei noch nicht geklärt ist, ob es sich um eine Symbiose handelt, zumal der Meeraal während der Häutung einen möglichen Feind darstellt.
Auf den Tisch kommen die eigentliche Languste Palinurus pencillatus und die Schmuck-Languste (P. versicolor 10, Foto: © Muskan). Beide erreichen Größen von 30 - 45 cm (ohne Antennen) und max. 5 kg Gewicht.
Die nordeuropäische Hummerart (Gammarus homarus) kommt u.a. vor der Küste Helgolands vor, allerdings selten auf den Tisch. Er wird bis zu 50 Jahre alt, 60 cm lang und 1.3 kg schwer. Unser "fangfrischer Hummer" stammt hingegen aus dem Atlantik vor der Küste Kanadas, der nach - noch nicht verifizierten Recherchen - bis zu 6 kg schwer werden und ein Alter von angeblich über 100 Jahre erreichen soll.

Der lebende (europäische) Hummer ist dunkelblau und wird erst beim Kochen rot. Die europäische Languste ist "von Geburt an" rötlich, im Unterschied zu der rosafarbenen der Küste Mauretaniens und der grünen Languste im Golf von Guinea.
Bei der lebenden Languste muss der kräftige Schwanz immer leicht gekrümmt sein. Auch bei den gekochten Tieren sind die Langusten, deren Schwanz ausgestreckt ist, nicht mehr genießbar. Das Fleisch der Languste ist meist trockener als das des Hummers.
Hummer, Krebse, Krabben und Garnelen sind heutzutage Delikatessen und entsprechend teuer. Das war nicht immer so. Zeitweise waren sie wichtige Grundnahrungsmittel. Es ist überliefert, dass im 18. Jahrhundert Dienstpersonal an der amerikanischen Ostküste in einem der ersten Streiks der Geschichte durchgesetzt haben, dass nicht öfter als drei mal in der Woche Hummer auf dem Speiseplan stehen darf! Dies zeigt auch, wie häufig diese Tiere waren, bevor Überfischung und / oder Verschmutzung von Gewässern die Populationen haben schrumpfen lassen.
Nicht anders ging es im Rheinland im 19. Jahrhundert zu, als sich das Dienstpersonal ebenfalls durch Streik erfolgreich gegen den "tagtäglichen" Lachs (Salmo salar) zu erwehren wusste.

Etwas Besonderes findet man unter den ca. 390 Arten der Fangschreckenkrebse (Gattung Squilla, 1-30 cm) aus der Familie der Stomapoda = Mundfüßlern. In den Tropen ist besonders der dem Kaisergranat ähnliche Bunte oder Clownfangschreckenkrebs 73 bei Tauchern bekannt. Squilla, leben vor allem im indopazifischen Raum, aber auch im Mittelmeer, die Gattungen der Lysiosquilla, Gonodactylus und Odontodactylus in der Karibik und im Indopazifik. Sowohl Fangschrecken- als auch Bärenkrebse [Scyllaridae] sind eine Delikatesse, bekannt ist vor allem Scyllarides squamosus. Das zarte, aromatische Fleisch wird als - allerdings recht teure - Delikatesse geschätzt und schmeckt besonders gut in einer sämigen, Kräuter- (Kokusnuss-)Milchsoße. Durch den sehr dünnen Panzer ist der Fleischanteil verhältnismäßig hoch. Siehe auch unter www.spiegel.de, Stichwort Mantis!
Verzehrt wird auch häufig der bis 28 cm große Heuschreckenkrebs (Parribacus caledonicus). Er wird wie Hummer getötet, aber nur 8 Minuten gekocht. Seine Scheren sollte man bei der Lebendzubereitung aus dem Wege gehen: sie können blitzschnell menschliche Finger abtrennen.
In der Gastronomie laufen sie in den verschiedenen Sprachen unter den teils fantasievollen Handelsbezeichnungen: Engl. Mantis Shrimp, Austral. Morton Bay Bugs, Amerik. Hawaii Slipper / [Rock] Lobster und Crayfish, Franz. Squille, Span. Canoccie / Cicala di mare und Galera, Palawan. pitik, Arab. stagonisa.

Heuschreckenkrebse, der Name weist auf die - entfernte - optische Verwandtschaft (ähnlich verlaufende Evolution) zu den Gottesanbeterinnen und Heuschrecken hin, lebt in selbstgegrabenen Höhlen im Sandboden oder in Korallennischen. Ihre Beute sind Garnelen, Würmer, kleine Fische, Schnecken, Muscheln oder Krabben. Das Aussehen ist graugrün mit teilweise reizvollen bunten Flecken, die auch den jeweiligen Zustand des Tieres beschreiben können (rot bedeutet z.B. Gefahr). Der stark betonte Hinterleib des Krebses ist mit einem kräftigen Schwanzfächer ausgestattet, der nach eigener Beobachtung ungewöhnlich (!) schnelle, ruckartige Schwimmstöße erlaubt. Die bizarr aussehenden, runden Stielaugen mit 10.000 Linsen können sich unabhängig voneinander bewegen und drei Bilder gleichzeitig erzeugen, was theoretisch 6 verschiedene Perspektiven ermöglicht. Die Augen sehen tri- und binokular und haben in der Mitte ein ausgeprägtes Querband. Dieses Band ist einer der kompliziertesten Sensoren im Tierreich, der nicht nur 100.000 Farben, davon 11-12 Grundfarben, sondern auch ultraviolettes und polarisiertes Licht analysiert. Die Beute wird von beiden Augen waagerecht und senkrecht gescannt und erzeugt vermutlich dabei eine Art Fadenkreuz.

Foto: © Hanna Gawron

Es wird nach "Schmetteren" und "Speerern" unterschieden. Am lang gestreckten Körper bildet das erste Beinpaar ein mit Bürsten besetztes Putzorgan. Die zweiten Maxillipeden sind gewaltige Keulen, denen die "Schmetterer" ihren Namen verdanken. Die unter dem Körper zusammengefalteten Fangarme haben am Ende harte Verdickungen, mit denen der Krebs seine Opfer erschlagen kann. Indem sie Teile des Exoskeletts verhaken, spannen die starken Muskeln an und lassen die Fangarme in einer explosionsartigen Bewegung vorschnellen.
Der Bunte Fangschreckenkrebs 73 entwickelt dabei eine Beschleunigung von 100 km / s² und schleudert seine Fangarme dabei 100-mal schneller nach vorne als die Boxhiebe von Vitali Klitschko - und das im Wasser! Dabei werden rund 470 Kilowatt pro kg erzeugt, gut 70-mal soviel Power, wie im Ferrari von Michael Schumacher steckt. Wenn die Fangarme in knapp 3 Millisekunden durchs Wasser sausen, bilden sie winzig Gasbläschen, die dann jäh implodieren und so das Opfer betäuben. Dieser Effekt ist als Kavitation bekannt. [Nature, 22.4.2004, S. 819 - nach Spektrum der Wissenschaft, 7/2004, S. 10] Unter Tauchern sind sie auch als "Daumenbrecher" bekannt.

Der Aufprall ist heftig genug um die Schalen oder Panzer von Meerestieren zu zertrümmern und sogar dünnes Glas zerschmettern; wovon Experten aus dem Aquariumsbereich öfter berichten. (Siehe z.B. www.fangschreckenkrebse.de/erstehilfe/index.html. Am Ende der Seite wird von der stetigen Zertrümmerung von Transportbehältern geschrieben.) Die drei folgenden Beine dienen als Fangarme. Sie sind mit Stacheln und Scheren bestückt und können die Beute festhalten oder aufspießen und zum Mund führen. Des Weiteren gibt es noch 3 Paar Schreitbeine (Thorakopoden) und 5 Paar Schwimmbeine, die auffallend blattförmigen Pleopoden.
Die Tiere leben territorial. Die Natur hat dafür gesorgt, dass sich die Tiere nicht bei Revierstreitigkeiten töten, indem sie mit ihren wimpelartigen Fortsätzen am Kopf kommunizieren können. Die  Tiere scheinen relativ intelligent zu sein, denn man kann ihnen kleine Kunststücke beibringen und erkennen ihren Pfleger (auch nach Jahren noch) am Gesicht. (Absatzinformation von diesem empfehlenswerten Link)
Alle Stomatopoden sind getrenntgeschlechtlich. Die Weibchen betreiben eine sehr intensive Brutpflege, indem sie bis zu 50 000 Eier verkitten und bis 10 Wochen mit sich herumtragen. Sie müssen in dieser Zeit die Nahrungsaufnahme einstellen. Manche Arten der Stomatopoden sind monogam, andere wiederum verlassen sich nach der Paarung oder suchen sich einen weiteren Partner. Aus den Eiern schlüpfen fast durchsichtige Larven mit weitgehend ausgebildeten Gliedmaßen, die die ersten 3 Monate im pelagischen Zustand verbringen.

Siehe auch die Literaturempfehlung Schuhmacher / Hinterkircher: Niedere Meerestiere, eine gute schulische Seite mit einigen ansprechenden Bildern, Informationen der RWTH Aachen und die WDF3-Seite von Quarks & Co zum Thema Hummer. Siehe auch den erschreckenden Artikel in Le Monde Diplomatique, "Krabben für die Reichen", S. 6-7, August 2005, deutschsprachig, der über die Ausbeutung durch Garnelenfarmen von Mensch und Natur weltweit berichtet! Siehe unbedingt auch in der sich stetig verbessernden deutschen Wikipedia unter: de.wikipedia.org/wiki/Garnele

Meeresschnecken, Opercula

Stamm Weichtiere (Mollusca), Klasse Schnecken (Gastropoda), Unterklasse Vorderkiemer (Prosobranchia).

Diese Meeresschnecken sind Algenweidegänger, die bis in 20 m Tiefe vorkommen. Von den über 300 Kreiselschneckenarten trägt bei einigen der Fuß auf der Oberseite einen kalkigen oder hornigen Deckel (Operculum) zum Verschließen der Schalenöffnung bei Gefahr. Bei kalkigen handelt es sich um eine mit besonderer Struktur auskristallisierte Form von Aragonit. Ebenso wie bei echten Perlen ist dies ein Kalziumcarbonat (CaCO3), das einen Härtegrad von 4 - 4.5 aufweist. Nach dem Ableben löst sich der Stein und kann am Strand und im Flachwasser gefunden werden. Sie sind allerdings häufig durch Risse und kleine Löcher beschädigt. Die unversehrten und besonders großen Opercula bleiben in der Regel Schnorchlern und Tauchern vorbehalten. Neben den tropischen Gebieten findet man sie auch rund um das Mittelmeer.

Turbo petholatus
Turbo radiatus

Bei der Gerippten Turbanschnecke Turbo petholatus (bis 6 cm hoch) ist der fast halbkugelige Verschlussstein im äußeren Bereich meist weiß bis hellbraun und vertieft den Farbton zum Zentrum, manchmal bis hin zu braun-schwarz. Die Farbgebung und -qualität des eigentlich weißen Aragonits wird durch Pigmente von Algenteilchen bei der Nahrungsaufnahme bestimmt. Maximaler ø meiner Funde: 3 cm.
Der Verschlussdeckel wird in einigen touristischen Gebieten zu Schmucksteinen verarbeitet und unter dem Begriff "Shivas Auge" oder "Buddhas Auge" angeboten.

Die seltenere Katzenaugenschnecke Turbo radiatus (bis 8 cm hoch) liefert dagegen ein häufig ovales Operkulum, das im Zentrum oft einen strahligen Farbverlauf zeigt, häufig tief dunkel blaugrün gefärbt ist, und deswegen als "Katzenauge", seltener "Tigerauge", firmiert. Alle weisen auf der flachen, weißen Rückseite einen spiralförmigen Wachstumsverlauf auf, gelegentlich heften frischen Fundstücken an der Unterseite noch bräunliche Reste der Haut an. Maximaler ø meiner Funde: 2.6 cm der großen Halbachse.

Als besonderer Schutz- und Glücksstein sollen alle Opercula eine geheimnisvolle Ausstrahlung besitzen und der Legende nach über ihren Träger wachen. Das "dritte Auge" repräsentiert Wissen und Weisheit, das Zentrum der Allwissenheit des hinduistischen Gottes der Fruchtbarkeit Shiva, der (die) in sich Männlichkeit und Weiblichkeit vereint. Die Wachstumsspirale auf der Rückseite symbolisiert Entwicklung und Bewegung und soll vor bösen Kräften schützen.
In Südafrika werden Opercula auch "Money of mermaides", in Griechenland "Naxos-Auge", in Italien "L´ocio di Santa Lucia" oder auch allgemein "Meeresaugen" genannt.

In den Regel kommen Opercula linkshändisch (dextral) vor. Einen besonderen Sammlerwert stellen daher rechtshändische (sinistrale) Verschlusssteine dar, deren Spirale im Uhrzeigersinn verläuft. (Zur Vorstellung: Wie die Finger der linken und rechten Hand sich spiegelbildlich um den Daumen winden.) Dies lässt sich mit der Chiralität von optisch aktiven Molekülen vergleichen. Bei dem Gehäuse der Weinbergschnecke liegen die dextralen zu den sinistralen im Verhältnis von ca. 1:20.000 vor, bei Opercula soll es bei 1:1 Million sein [unbestätigt!]. Eine weitere Wertsteigerung ergibt sich durch die Größe, eine zusätzliche durch ungewöhnliche Farbverläufe, die durch unregelmäßige Nahrungsaufnahme oder Änderung der verzehrten Algenart entstehen.

Neben T.radiatus und T.petholatus fand ich noch mindestens drei weitere Arten, allerdings erheblich seltener. Vielleicht kann mir jemand bei der Bestimmung helfen.

Maximaler ø meiner Funde: 1.1 cm. Auffällige tief braunschwarz gefärbte, sehr enge Spirale, die Oberseite ist nur am Rand dunkelbraun gefärbt.

Maximaler ø meiner Funde: 2 cm. Eine helle, dünne Kalkschicht überzieht die Hälfte des Operkulums. Vielleicht noch eine unbekannte Art ist unten links zu erkennen. Sie weist das Merkmal nicht auf, ist von der Farbe her identisch, zeigt aber an der Oberfläche ausgeprägte feine Noppen.

Dieses große Operculum ist an Ober- und Unterseite blendend weiß bis beige, mit einem maximalen Funddurchmesser von 10 cm gehört es in die Schwergewichtsklasse und ist aus diesen Gründen für die Schmuckanfertigung uninteressant. Die zugehörige Schnecke ist das Tritonshorn (Triton Shell, Charonia tritonis). 
Links eine Aufnahme etwa in Originalgröße (Bildschirm 1024x768), im Größenvergleich dazu der oben abgebildete Verschlussstein des T.radiatus.

Auf der empfehlenswerten englischen Webseite www.nansaidh.us/operc/index1.html werden Dutzender verschiedene Opercula mit zugehöriger Schnecke, Namen, teilweise mit Durchmesserangaben vorgestellt.

Opercula bestimmter Schnecken, speziell Arten aus dem Roten Meer (besonders Strombus tricornis und Lambis truncata sebae), werden von Alters her als Räucherwerk verwendet, nach jüdischer wie auch christlicher und muslimischer Tradition. Es wird vermutet, dass es sich bei dem im 2. Buch Mose beschriebenen Räucherwerk Onycha um Opercula dieser Schnecken handelte. Pulverisierte Opercula sind auch ein wichtiger Bestandteil ostasiatischen Räucherwerks, in China als bèixiāng (wörtlich "Muschelduft") und in Japan als kaikō (wörtlich "Schalen-" oder "Panzerduft") bezeichnet. Traditionell werden die Opercula mit Essig, Alkohol und Wasser behandelt, um eventuellen Fischgeruch zu entfernen, dann gemahlen und als Duftfixativ ähnlich wie in Parfüms verwendet. Allein verbrannt, soll hochwertiges Operculumpulver wie Bibergeil oder bestimmte tierische Moschusarten riechen, minderwertiges dagegen wie verbrannte Haare. (Quelle des letzten Abschnittes: de.wikipedia.org/wiki/Operculum)

Weltweit kommt in den Tropen eine große Schnecke auf den Tisch, die vielerorts leider vom Aussterben bedroht ist, weswegen der Verzehr unterlassen werden sollte. Es handelt sich vermutlich um S. Raninus und wird im spanischen Mittelamerika als Cambute, im amerikanischen als big conch (Hawking conch) bezeichnet.

Fisch- und Muschelvergiftungen - Ciguatera

"Ciguatera ist ein (...) Phänomen, das (..). saisonal und unerwartet auftritt. (...). So kann es nach dem Verzehr von Fischen, die üblicherweise als Speisefische dienen, zu schweren Erkrankungen mit Vergiftungscharakter kommen. Wenige Stunden nach der Fischmahlzeit entwickeln sich Hautausschläge, Taubheitsgefühl in Lippen- und Mundschleimhaut, Diarrhöe, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Diese sehr lange, oft über Wochen anhaltende und mit charakteristischen neurologischen Symptomen, wie die Umkehr des Kalt-Warm-Empfindens, (...) ist für fast alle tropischen Meere (...) typisch." (aus Dietrich Mebs: Gifte im Riff S. 80-82)
Cigua- oder Maitotoxin zählen zu den stärksten Giftstoffen, die bekannt sind. Sie entstammen Dinoflagellaten - bestimmten Geißeltierchen - und wirken auf die Natriumkanäle der Zellen (u.a. verantwortlich für die Weiterleitung von elektrischen Signalen im Nervensystem). Betroffen sind Rifffische, v.a. Raubfische wie Barrakudas, Zackenbarsche und Muränen, seltener aber auch korallenpolypenfressende Papageifische und "Vegetarier". In großen Bereichen der Karibik musste die Fischerei komplett eingestellt werden. Viele der dort auf dem Teller landenden müssen heutzutage importiert werden. Es werden leider zunehmend Fälle aus dem indonesisch-malayischen Archipel berichtet.

Muschelvergiftungen werden unterschieden nach

Näheres und ausführlicher siehe in: 
Spektrum der Wissenschaft
, 4/2004: Biosensor für Giftalgen + Die Wirkung von Algengiften

Tauchen und Schnorcheln


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