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Einfache medizinische und
biologische Hinweise zu Erkrankungen
(nicht nur) in tropischen Ländern

nach persönlichen Erfahrungen, die aus vielen Reisejahren erwachsen sind

Teil 2


© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany

Erstellt: 2002
Letzte Teilaktualisierungen: Okt 2010

Verzeichnis aller Reiseberichte
zum medizinischen Teil 1
zum medizinischen Teil 2

Dies sind KEINE ärztlichen, sondern private Erfahrungshinweise - ich bin weder Arzt noch in einem medizinischen oder verwandten Beruf tätig Auch werde ich weder bezahlt oder unterstützt von Firmen, die mit medizinischen Produkten handeln. Die genannten Medikamente dürfen nicht ohne ärztliche Kontrolle und Rücksprache angewendet werden. Sie dienen generell (aus rechtlichen Gründen ohne Wertung ihrer Wirkpotenz) nur für den Notfall, wenn kein Arzt in adäquater Zeit in kaum strukturierten Gebieten erreichbar ist. Alle Informationen wurden sorgfältig gesammelt und soweit möglich entsprechend verifiziert und aktualisiert. Allerdings kann ich keinerlei Verantwortung für meine Ausführungen übernehmen.
Nach der geltenden Rechtssprechung muss jedwede Haftung für alle sich eventuell ergebende Folgen von mir ausgeschlossen werden. Alle Handelsnamen sind rechtlich geschützt, auch die von mir unwissentlich nicht korrekt gekennzeichneten.

Ich verweise auf meine vielfältigen Berichte in jahrzehntelangen Reisen unter teilweise primitivsten hygienischen Bedingungen, die konkrete Hinweise zu den einzelnen Ländern geben. Dort verstehe ich mich eher als Erzähler persönlicher Erlebnisse, Eindrücke und Updater von Reisehandbüchern, denn als Ratgeber für medizinische Fragen. Darum habe ich diese spezielle Seite erstellt, die sukzessive wächst. Mediziner und Biologen mögen verzeihen: ich habe den anspruchsvollen Versuch unternommen den biologisch-medizinischen Sachverhalt mit Bedacht zu vereinfachen und auf ein verständliches Niveau zu führen ohne in eine fachliche Verfälschung zu geraten! Ich bin gegenüber jeder sachdienlichen Kritik offen und freue mich sehr (sic!) über die Entdeckung von Vehlern oder gar Falschinformationen.
Aus der Masse herausragend zu dieser Thematik sind das Reise Know-How-Handbuch: Wo es keinen Arzt gibt und: Das Tropenbuch. Eins von beiden gehört in das Gepäck jedes Langzeitreisenden.

Übersicht Teil 2

Abspann


Leishmaniose

Sie fällt unter die 7 häufigsten Tropenkrankheiten und wird von winzigen Sandmücken übertragen. Der intrazelluläre protozoische Erreger ist ein nur 2x3 µm großer, einzelliger Eukaryont (Geißeltierchen) [vielen Dank für die Korrektur durch Quirin Krabi], der sich im menschlichen Körper in Makrophagen (Fresszellen) verbirgt. Eine Impfung ist nicht verfügbar. Z.Z. werden 3 Arten mit vollkommen unterschiedlichen Inkubationszeiten von einigen Wochen bis zu 2 Jahren unterschieden.

Art Symptome Inkubationszeit

Kala Azar

Erbrechen, Leibschmerzen, Durchfälle, wechselhafte Fieberverläufe bis über 40°-41°C. Milz- und Leberschwellung, Haut- und Schleimhautblutungen, dunkelbraune Hautfärbung an den lichtexponierten Stellen, Blutarmut. Unbehandelt zu annähernd 100% tödlich.

2 Wochen - 2 Jahre (!)

Orientbeule
(i.e.L. vorderasiatische Form)

Ausbildung zahlreicher zunächst kleiner juckender Knötchen an den Eintrittsstellen, später Ausbildung von Hautgeschwüren, die allmählich, oft erst nach einem Jahr oder länger narbig abheilen.

einige Wochen bis Monate

südamerikanische Haut- und Schleimhautleishmaniose

Ausbildung tiefreichender Geschwüre, die auf Mund- und Nasenschleimhaut übergehen mit Zerstörung der darunter liegenden Gewebe (Nasenknorpel, Knochen). Häufig Komplikation durch zusätzliche bakterielle Wundinfektionen. Dabei treten auch Hautverfärbungen auf, weswegen manchmal vom "Schwarzen Fieber" gesprochen werden.

Wochen bis Monate

Siehe ergänzend auch: www.impfline.de, denen ich die Tabelle verdanke.

Laut Auskunft (Stand 10/2009) einer renommierten Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) ist der "(...) gesamte ferne Osten und speziell die Inselrepubliken frei von der Leishmaniose (...) Nur China ist noch im Osten von einzelnen umschriebenen Leishmaniose-Herden betroffen (...) ."

Schistosomiasis (Bilharziose)

Diese Wurmart ist in Afrika, Nahost, Asien (dort auch Zentral-Sulawesi in Indonesien, Samar, Bicol, Leyte, Bohol, einige kleinere Inseln der östlichen Visayas und Teile von Cebu sowie Nordost-Mindanao auf den Philippinen mit dem Schistosoma japonicum: Spektrum der Wissenschaft 4/2009, Kampf den Killerwürmern, S. 48 ff.) und Südamerika weit verbreitet. Auf Grund fehlender Hygienemaßnahmen ist in manchen Gegenden die Hälfte der Bevölkerung befallen.
In Indochina kommt sie vorwiegend im Mekong-Delta und Laos vor. Die Schistosoma mekongi ist fast symptomlos und wird daher oft nur zufällig gefunden!!
Die Schwimmlarven halten sich in stehenden oder langsam fließenden Süßgewässern der Tropen und Subtropen auf. Sie dringen beim Baden durch die Haut ein und bilden sich in den Organen zu Würmern heran. Mit Stuhl und Urin werden die Eier wieder ausgeschieden. Sie werden auch Pärchenegel genannt, weil die Männchen die dünneren Weibchen mit sich herumtragen.
Bisher (Stand 2009) gibt es keinen wirksamen Impfstoff, allerdings befindens sich einige Kandidaten in fortgeschrittener Entwicklungsphase (siehe auch Spektrum der Wissenschaft 4/2009, Kampf den Killerwürmern, S. 48 ff.).

Parasitologie, Schistosomiasis, eine Einführung

Die Schistosomiasis, auch Bilharziose genannt (nach dem deutschen Arzt Theodor Bilharz 1825-1862), ist eine in den Tropen und Subtropen weitverbreitete Krankheit. Sie wird durch Trematoden der Gattung Schistosoma hervorgerufen. Die Parasiten sind getrenntgeschlechtlich lebende Würmer, bei denen das Männchen im sogenannten Canalis gynaecophorus das Weibchen trägt ("Pärchenegel"). Nach Schätzungen der WHO sind rund 250 Millionen Menschen befallen. Von den drei für den Menschen wichtigsten Arten tritt S. japonicum im süd-südostasiatischen Raum auf, S. mansoni in Afrika sowie Mittel- und Südamerika und S. haematobium in weiten Gebieten Afrikas und in den Arabischen Ländern. Die Diagnose der Arten ist auf Grund der unterschiedlichen Eiformen möglich.
Die getrenntgeschlechtlichen Würmer leben als Pärchen entweder in den Mesenterialvenen des Darmes (S. mansoni, S. japonicum) oder den Blasenvenen (S. haematobium). Ein Teil der von den Weibchen abgelegten Eier erreicht über das Darm- bzw. Blasenvolumen das Freie. Die dazu nötige Passage durch Gefäßwand und Gewebe wird durch proteolytische Enzyme der Miracidien, die durch die Poren in der Eischale diffundieren, erleichtert. Ein anderer Teil (über 50%) der Eier bleibt im Körper und kann über das Blutgefäßsystem in die Gewebe nahezu aller Organe (je nach Art bevorzugt Leber, Darm, Blase oder Ureter) des Körpers gelangen. Nach ca. drei Wochen sterben die Miracidien in den Eiern ab.
Zur Fortsetzung des Entwicklungszyklus muss das ausgeschiedene Ei in das Wasser gelangen. Nur dort wird das Miracidium aktiviert, schlüpft und dringt in eine für die Parasitenart spezifische Schnecke ein (S. japonicum: Oncomelania spec., S. mansoni: Biomphalaria spec., S.haematobium: Bulinus spec.). In der Schnecke wandelt sich das Miracidium in eine Muttersporocyste um, in der sich Tochtersporocysten die Gabelschwanzcercarien. So können aus einem Miracidium tausende von Cercarien entstehen.
Die Cercarien werden in das Wasser entlassen, Bei Kontakt mit dem Endwirt bohren sie sich innerhalb von Minuten mit Hilfe proteolytischer Enzyme aus speziellen Drüsen durch die Haut. Sie wandeln sich unter Verlust des Schwanzes zum Schistosomulum um und gelangen über die Lunge in das Pfortadersystem. Dort wachsen sie heran, vereinigen sich paarweise, kopulieren und wandern in die Mesenterialvenen, wo die Weibchen mit der Eiproduktion beginnen. Sie können über 20 Jahre alt werden (Durchschnittsalter etwa 5 Jahre).
Mit der Zunehmenden Erweiterung bewässerten Landes in den Tropen und Subtropen breitet sich die Krankheit immer mehr aus. Bekämpfungsmaßnahmen setzen z. Zt. an 4 Stellen an: Erstens versucht man, die Kontaminierung des Wassers mit Schistosomeneiern und damit den Kontakt der Miracidien mit den Zwischenwirtsschnecken zu unterbinden. Bei der starken Nutzung der Wasserstellen an den Flüssen und stehenden Gewässern durch die Bevölkerung (Trinkwasserentnahme, Kochen, Waschen, Baden, Bewässerung) ist dies schwierig. Die nötige Aufklärung der Bevölkerung, Bereitstellung nicht verseuchten Wassers, Bau von Toiletten u.ä. scheitern oft an traditionellen Verhaltensweisen und Mangel an Personal und Geld. Zweitens werden zur Bekämpfung der Zwischenwirte Molluscicide eingesetzt. Sie sind nicht spezifisch und müssen sorgfältig dosiert werden. Drittens kann man die adulten Würmer in dem Endwirt durch Chemotherapeutika bekämpfen. Diese verhindert aber nicht die Reinfektion. Viertens arbeitet man weltweit an Verfahren zu Immunisierung des Endwirts, doch ist auf absehbare Zeit noch nicht mit einer praktischen Anwendung zu rechnen. (Last update [der heruntergeladenen Version]: 07.04.97, P_Schmidt@public.uni-hamburg.de)
Eine labormäßige Blutuntersuchung direkt nach Rückkehr empfiehlt sich. Dabei kann gleichzeitig auf Billharzia untersucht werden.
Liegen keine akuten Beschwerden vor, soll eine Stuhluntersuchung erst nach einem Vierteljahr erfolgen, da erst dann einige parasitäre Würmer nachgewiesen werden können.

Amöben

Diese Einzeller sind weltweit, besonders aber in den Tropen und Subtropen verbreitet. Sie gelangen mit verunreinigtem Wasser oder Lebensmitteln (insbesondere ungewaschenes Obst, Salate) in den Darm. Aus unbekannten Gründen kann es vorkommen, dass sie sich in dem Darm einnisten. Übelkeit und Diarrhöe sind die Folgen. Bei einem Leberbefall kommt es zu schweren Schädigungen.

Peel it, cook it - or forget it

Malaria

Bei Malaria-Verdacht ist man in Indonesien zur Untersuchung am besten in Jakarta, Surabaya und anderen Großstädten aufgehoben; Schnelltests können aber auch viele Feldhospitäler und -ärzte durchführen. Wird der Erreger (gilt auch für alle andere Tropenkrankheiten) diagnostiziert, sollte man versuchen, so schnell wie möglich nach Singapur zu kommen. Hier sind die weltweit besten Tropenkrankheits-Spezialisten. Dort kann ich kann das Gleneagles Medical Centre als erste Anlaufstation empfehlen.
Da u.a. auf Java wieder vereinzelt Malaria - und zunehmend Dengue (auch in Bali) - auftritt, empfehlen Tropenärzte oft eine chemische Prophylaxe, die aber wg. Resistenzen häufig wirkungslos ist. (Siehe auch Beitrag aus dem Forschungsmagazin der Bayer AG.) Wer allerdings in entlegene Gebiete oder Hochinfektionsgebiete reist, sollte unbedingt Vorsorge betreiben, zuvor aber Auskünfte an Tropeninstituten oder bei Tropenärzte einholen. (Siehe auch alternative Prophylaxen zur Medikation.)

Vorkommen

Noch im 16. Jahrhundert war die Malaria (ital. mal aria = schlecht Luft), auch Sumpf- [eigentlich ist es ein Sammelbegriff für alle fiebrigen Erkrankungen, deren Erreger oder Überträger vorwiegend in Sümpfen leben. Darunter fällt neben der Malaria auch das Gelbfieber, das durch Viren übertragen wird und die Leptospiren, also eine bakterielle Erkrankung, umfasst.] oder Wechselfieber genannt, bis nach England und Deutschland verbreitet; Deutschland wurde erst 1950 als malariafrei erklärt. Alexander der Große starb bei seinen Feldzügen vermutlich daran. Angeblich war der berühmte antike griechische Arzt Hippokrates der Erste, der die Zusammenhänge Mücke - Sumpf - Fieber erkannte. Durch Erschließung der Landschaft und Trockenlegung von Sümpfen (zu historischen Zeiten im heutigen England, Italien, Frankreich, Polen, Russland usw.) hat die geographische Ausbreitung abgenommen, so dass sie sich heute auf tropische und subtropische Gebiete beschränkt. Bei Temperaturen unter 15° C und unter 60% Luftfeuchtigkeit kann der Erreger nicht existieren. Aus diesem Grund waren und sind auch die Höhenlagen in den Tropen bei besser Betuchten recht begehrt. Zunehmend werden auch Kliniken in den tropischen Bereichen in höheren Berglagen angesiedelt.
Im Zuge der globalen Erwärmung breitet sich der Erreger inzwischen allerdings wieder in die ehemaligen Gebiete aus. Ihm werden sogar gute Chancen in Europa zugebilligt, vereinzelt sind sogar schon Infektionen in Südeuropa vorgekommen (9/2002).

2 Milliarden Menschen sind der Krankheit ausgesetzt, 300 - 500 Millionen erkranken jährlich daran. Die erste Malaria-Studie der WHO in Zusammenarbeit mit UNICEF, die Anfang Mai 2005 vorgestellt wurde, nennt als Zahl der jährlichen Todesopfer eine Million - besonders Kinder unter 5 Jahren und vor allem in Afrika (90% der Infektionen). (Spektrum der Wissenschaft 1/2006, spricht auf S. 10 von jährlich 500 Millionen Erkrankten und 1.5 Millionen letalen Fällen.) Täglich stirbt in Schwarzafrika alle 30 sec ein Kind daran, mehr als durch HIV. Durch Resistenzen (Chloroquine hat z.B. seine Wirksamkeit in den meisten Teilen Afrikas verloren; siehe Bericht der WHO 2003) verlieren die gängigen Medikamente ihre Wirksamkeit bei Prophylaxe (Vorbeugung - auch ohne Medikamente - und Therapie (Behandlung). (Siehe unbedingt Beitrag aus dem Forschungsmagazin der Bayer AG.) 1995 gab es in Deutschland 947 Malariafälle (mich eingeschlossen), 18 Fälle verliefen tödlich (mich ausgeschlossen).

Bekämpfungsmöglichkeiten der Mücke

Auch in Deutschland kommen die Stechmücken vor, sind aber durch die Austrocknung ehemaliger Feuchtgebiete seit etwa 1930 in der Zahl deutlich verringert und auf Grund niedriger Temperaturen - noch - frei von Plasmodien! Allerdings werden seit 2002 vereinzelt erste Fälle aus Südeuropa gemeldet. Hierbei handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht um eine erworbene Infektion im tropischen Ausland! Bei weiterer allgemeiner Erwärmung kann die Malaria auch in Deutschland wieder auftreten.

Zur Moskitobekämpfung ist DDT immer noch unverzichtbar. DDT galt in den Jahren von 1950 bis 1960 als Wundermittel vor allem gegen den Malariaerreger in der dritten Welt. So konnten die Malariaerkrankungen auf Sri Lanka von 2.8 Millionen (1946) auf 17!!! (1963) reduziert werden. Nachdem erste Resistenzen aufgetreten sind (die wahrscheinlich ein DDT-abbauendes Enzym entwickelt haben), wurde der Stoff wissenschaftlich genauer untersucht. Eine krebserregende Wirkung beim Menschen konnte zwar nicht bewiesen werden (es gab auch keine primären Verdachtsfälle), es wurde dennoch in vielen Ländern verboten, da es bei vielen Tieren Tumorbildungen auslöste. Nachdem in Sri Lanka der Einsatz von DDT aus diesen Gründen für etwa 7 Jahre unterbrochen wurde, betrug die Anzahl der Malariaerkrankungen 1968 bereits wieder 2.5 Millionen. Aus diesem Grund wird DDT in den Dritte Welt Staaten auch heute noch in Massen hergestellt und eingesetzt. Ohne dieses Mittel hätte sich das 2002 überschwemmte Mosambik nicht vor Malaria retten können.

Von der WHO werden groß angelegte Kampagnen in den tropischen Ländern durchgeführt. Diese schulen u.a. die Vermeidung von stehendem Süßwasser, selbst kleinste Mengen können Brutstätten sein. Darum sollen z.B. leere Dosen oder Flaschen in Kästen umgedreht, auf Blumenuntertöpfe verzichtet oder Reifenmänteln fachgerecht gelagert werden u.v.m.
Als aktive Gegenmaßnahme wird die Bevölkerung aufgefordert vor den Wohnbereichen größere Tonkrüge aufzustellen, in denen kleine, guppyähnliche Süßwasserfische (Gambusia affinis, Kobold-, auch Texas- oder Silberkärpfling, Engl. Mosquito fish, Span. pez mosquito) eingesetzt werden. Er gehört den lebendgebärenden Zahnkarpfen und schafft es, im ausgewachsenen Zustand (bis 7 cm) bis zu 225 Stechmückenlarven in einer Stunde zu vertilgen; ein Pärchen von Halbstarken bringt es auf 5000 in 11 Wochen. Sie ernähren sich zudem von ins Wasser gefallenen Insekten, Krebstieren, Schnecken, Kaulquappen, Algen und weiterer pflanzlicher Nahrung. In der Trockenzeit muss ein wenig zugefüttert werden. Ihre Sauerstoffversorgung erhalten sie durch Wasserpflanzen. Zwar überleben sie auch in Brackwasser, aussetzen sollte man sie aber nicht: Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber widrigen Umweltbedingungen, ihre umfangreiche Nahrungspalette und ihre hohe Reproduktionsfähigkeit verdrängen häufig, trotz der geringen Größe, einheimische Arten der Ansiedlungsgebiete.
Alle Maßnahmen zusammen sorgen effektiv in einem Umkreis von 150 m für eine bis zu 99%ige Reduzierung der Mückenpopulation, da diese gezwungen sind, Eier in stehendem Süßwasser abzulegen. Jeder Nachbar, der an der Aktion teilnimmt, vergrößert das fast mückenfreie Areal.
Die WHO führt seit einigen Jahren eine vielversprechende Kampagne durch (Stand 2009), bei der in Hochrisikogebieten Moskitonetze verteilt werden, die mit einer mückenabweisenden Substanz getränkt sind. Reisende erhalten entsprechende Lösungen (Tabletten) und (Pump-) Sprays in vielen Ausrüstungsläden.

Erreger

Erreger sind tierische einzellige Sporozoen (Sporentierchen) der Gattung Plasmodium, die auf zwei Wirte angewiesen sind: die weibliche Stechmücke Anopheles sp. - in Schwarzafrika vor allem Anopheles gambiae - und den Mensch (allg. Primaten). Für ihren Fortpflanzungszyklus benötigt die Mücke für das Ei, die Larve und die Puppe stehendes Wasser (was eine Bekämpfung durch Vermeidung ermöglicht!). Anopheles infiziert ihrerseits den Mensch und andere Primaten. Sie lässt sich relativ leicht von den übrigen "normalen" Mücken, die meist vorherrschen, unterscheiden: Sie hat besonders lange Beine, einen etwas größeren Körper und verursacht bei ihrem Flug ein typisches, hohes, sirrendes Geräusch.
Die ungeschlechtlichen, sichelförmigen Sporozoiten wandern innerhalb von 30 Minuten nach dem Stich der Mücke über die Blutbahn in die Leber. Nur in dieser Zeit kann ein prophylaktisches (vorbeugendes) Medikament eine Infektion verhindern, da sie in der Leber vor dem Immunsystem geschützt sind. Hier vermehren und entwickeln sie sich symptomlos in 6 - 9 Tagen zu amöboid beweglichen, männlichen und weiblichen Merozoiten. Sie treten fast gleichzeitig wieder in die Blutbahn ein und befallen die roten Blutkörperchen. Unterschiedliche Antigene von Sporozoiten und Merozoiten, sowie die stetige Mutation der Antigene von Merozoiten erschweren dem Immunsystem die Bekämpfung. Erneut geschützt vor dem Immunsystem vermehren sie sich in sehr kurzer Zeit vielfach.
Durch die Zerfallsprodukte der roten Blutkörperchen (Plaque-Ablagerungen) werden heftige Fieberschübe ausgelöst, die innerhalb von 20 Minuten die Körpertemperatur auf über 40°C steigen lassen können (selbst erlebt und keine Übertreibung!). Verbunden damit ist oft ein heftiger und typischer Schüttelfrost sowie andere grippeähnliche Symptome wie Rücken- und Gelenkschmerzen, starker Brechreiz, ausgetrockneter Mund usw. Ferner empfindet man auch die gedämpfteste Beleuchtung als grell.
Man unterscheidet:

Bez. Erreger Symptome Häufigkeit
Malaria tropica Plasmodium falciparum Gefährlichste Variante, akute Lebensgefahr. Inkubationszeit 8-15 Tage. Plötzlich einsetzender Schüttelfrost, hohes Fieber, Fieberschübe in Abständen von 48 Stunden.
Die Entwicklung dieser Erreger findet vor allem in den Gefäßen der inneren Organe statt. Die infizierten Blutzellen haften an den Gefäßwänden und verstopfen Kapillaren. Unbehandelt entstehen nach kurzer Zeit lebensbedrohliche Schäden im Gehirn und Herz. Als Sofortmaßnahme wird daher häufig ein sofortiger Blutaustausch angestrebt.
Verantwortlich für mehr als 50% aller Krankheits- und mehr als 90% aller Todesfälle. Inzwischen weltweit in den Tropen und Subtropen verbreitet, vor allem in Schwarzafrika.
Unbehandelt sterben ca. 30% der Erkrankten, auch weil es weltweit zu bedrohlichen Resistenzentwicklungen gekommen ist.
Malaria tertiana Plasmodium vivax Meist nicht direkt lebensbedrohlich. Inkubationszeit 12-20 Tage, Latenzperiode bis zu 38 Wochen, uncharakteristisches Initialfieber (kann ich bestätigen mit kurzem, grippeartigem Schüttelfrost für eine halbe Stunde), plötzlich einsetzende Fieberschübe in 48-stündigem Abstand. Noch 8 Jahre nach Erstinfektion ist eine erneute Erkrankung möglich (allerdings nicht bei erfolgreicher Behandlung!!).
Auch bekannt als Dreitagesfieber, daher der Name "tertiana". Die Zählweise ist missverständlich gewählt: erster Tag Fieber, zweiter Tag fieberfrei, dritter Tag erneuter Fieberschub.
Verantwortlich für etwa 40% aller Krankheitsfälle, Hauptverbreitungsgebiet ist Asien.
Plasmodium ovale Inkubationszeit 11-16 Tage, Fieberschübe im Abstand von 72 Stunden. Zahl der Anfälle bei unbehandelten Patienten zwanzig und mehr. Selten, weniger als ein Prozent der Krankheitsfälle.
Malaria quartana Plasmodium malariae Inkubationszeit 18-40 Tage. Erreger kann unbehandelt mehr als 30 Jahre in der Leber überdauern, Gefahr der Neuinfektion.
Auch bekannt als Viertagesfieber, daher der Name "quartana". Auch hier ist die Zählweise missverständlich: erster Tag Fieber, zweiter Tag und dritter Tag fieberfrei, am vierten Tag erneuter Fieberschub.
Verantwortlich für etwa 7% aller Malariafälle. Häufigster Erreger bei Ansteckung über Blutkonserven.

Tabelle unter Verwendung von research, Bayer-Forschungsmagazin, Ausgabe 14, 2002, S. 76, von mir überarbeitet und ergänzt.

Allen ehemals Malariainfizierten ist es untersagt, künftig Blutzuspenden. Es besteht die Gefahr, dass einige wenige Erreger, die das eigene Immunsystem vollständig unter Kontrolle hat, überlebt haben. Sie stellen ein potentielle Gefahr insbesondere für immungeschwächte Personen dar - was bei Bluttransfusionen i.d.R. zu erwarten ist. (Man möge mich verbessern, falls ich falsch informiert wurde!)

Prophylaxe

Impfstoffe

1998 gelang es dem Kolumbianer Manuel Elkin Patarroyo einen Impfstoff zu entwickeln. SPf66 (Serum Plasmodium falciparum 66) ist ein gentechnisch hergestelltes Peptid aus 45 Aminosäuren mit drei Antigenen und der Aminosäuren-Sequenz Asn-Ala-Asn-Pro, die bis zu 40mal in einem Sporozoitenantigen enthalten sein kann. Versuche haben gezeigt, dass bei bis zu 74% der Geimpften eine Schutzwirkung auftrat. In Schwarzafrika lag sie allerdings deutlich niedriger, so in Tansania bei 31% und in Gambia bei nur 8%. Vermutlich unterstützt der Impfstoff nur eine bereits vorhandene Teilimmunität, ist also nur für Einheimische und nicht für Touristen einsetzbar.
Inzwischen (2009) scheint der Impfstoff nicht das zu halten, was er zu versprechen schien; er ist fast vollständig aus der medizinischen Diskussion verschwunden. Ich werde das Thema trotzdem weiter verfolgen.

Eine neue Hoffnung versprechen entschärfte lebende Erreger, denen das Gen UIS3 eliminiert wurde. Diese Sporozoiten wurden Mäusen gespritzt, wobei keinerlei Plasmodienformen entstanden, die von dem symptomlosen Leberstadium in die roten Blutkörperchen wechseln konnten. Das Ergebnis der Immunreaktion war eindrucksvoll. Keine einzige geimpfte Maus steckte sich nach einer Infektion mit normalen Plasmodien an, während in der Kontrollgruppe alle erkrankten. [Quelle: Spektrum der Wissenschaft 5/2005, S. 20 ff.: Neue Hoffnung auf Malaria-Impfstoff]

Ein aussichtsreicher Kandidat ist RTS,S, der eine immunstimulierende Komponente eines Proteins des Hepatitis-B-Virus (RTS) mit einem Oberflächenprotein aus Sporozoiten (S) des Plasmodium falciparum trägt. Dadurch wird die - noch nicht vollständige - Immunantwort in einem frühen Stadium, das noch keine Krankheitssymptome hervorbringt, ausgelöst. Für einen kompletten Immunschutz ist geplant den Impfstoff mit weiteren Antigenen des Malaria-Erregers zu kombinieren. [Quelle: Spektrum der Wissenschaft 1/2006, S. 10: Endlich ein Malaria-Impfstoff?]

Expositionsprophylaxe

Vielfach erreichen mich Anfragen:
"Wird die einheimische Bevölkerung genau so oft gestochen wie der Tourist?" Ja!
"Haben die Einheimischen vielleicht ein Wundermittel gegen die Moskitos?" Nein!
"Gewinnen Betroffene vor Ort eine Immunität gegen die zahlreichen Stiche?" Nein! Wohl aber eine Teilimmunität gegen den Erreger.
Eine gewisse Gewöhnung ist nur durch geringere Schwellungen und kaum vorhandenen Juckreiz erkennbar. Ansonsten verhält sich die Bevölkerung genau nach folgender Strategie, die sie von Kindesbeinen an erlernt:

Chemische Prophylaxe (Repellents)

Die folgenden Hinweise und Erfahrungen ersetzen nicht die ärztliche Beratung. Insbesondere Hochrisikogebiete wie z.B. in Teilen Afrikas und Asiens bedürfen einer guten Vorabinformation, z.B. durch Tropeninstitute, Tropenärzten usw.
Repellents sollten nur bei starkem Vorkommen eingesetzt werden, da einige der Substanzen nicht gerade gesundheitsförderlich sind. Dies gilt besonders für Kleinkinder und Langzeitreisende.

Medikamentöse " Prophylaxe"

Die folgenden Hinweise und Erfahrungen ersetzen nicht die ärztliche Beratung. Insbesondere Hochrisikogebiete wie z.B. in Teilen Afrikas und Asiens bedürfen einer guten Vorabinformation (z.B. durch Tropeninstitute, Tropenärzten usw.).
Derzeit gibt es noch keine wirksame Impfung (siehe Forschung oben) gegen Malaria

Wer sich vor einer Reise in tropische Länder gegen Malaria schützen will, erlebt heute manche Überraschung:
"Keine Vorbeugung! Tabletten nur für den Notfall!"
lautet der dringend Rat vieler Ärzte, wenn sie ihren Patienten das Rezept für Malariamedikamente aushändigen. Der deutliche Hinweis dazu: Nur einnehmen, wenn der Reisende vor Ort an akutem hohen Fieber erkrankt und kein Arzt auf die Schnelle verfügbar ist [Stand-by-Medikament]. Also keine vorbeugende Einnahme über Wochen mehr - Patienten sollen stattdessen auf die Notfallbehandlung setzen. Ist Malaria etwa auf dem Rückzug? "Ganz im Gegenteil." (...) Um das, was aufgrund zunehmender Resistenzen von der Wirksamkeit der Medikamente noch übrig ist, weitgehend zu erhalten, wird auf die vorbeugende Einnahme von Arzneimitteln verzichtet, wenn eine effektive Therapie möglich ist. (...) [Quelle: research, Bayer-Forschungsmagazin, Ausgabe 14, 2002, S. 74-79]

Insgesamt sollte man beachten, dass eine medikamentöse Prophylaxe nach dem Prinzip funktioniert, als ob man bereits erkrankt wäre.
Es ist der individuelle Fall (Aufenthaltsort, -dauer, persönliche Umstände) zu betrachten, welches Medikament zu Vorsorge genommen wird. Auch ist zu überlegen, ob überhaupt eins genommen werden muss (siehe diesen Beitrag).
In Gebieten mit Malaria tropica und gefährlichen Mutanten ist dies sicherlich keine Frage, aber z.B. Bali ...? Verzichtet man auf eine Prophylaxe muss bei unklaren Erkältungssymptomen, jedem noch so leichten Schüttelfrost, ursächlich unklare Beschwerden und bei jedem weiteren Verdacht ohne Zeitverzug ein Arzt / Malarialabor aufgesucht werden.

Ich bin selber malariageschädigt. Folgendes wurde mir nach meiner Infektion von einem Tropenmediziner der Universitätsklinik Bonn gesagt:
Achtung!! Wer Chloroquine (z.B. Resochin) zur Prophylaxe eingenommen hat, darf nach der letzten Einnahme 48 Stunden kein Lariam nehmen!! Auch nicht bei einer Infektion! Es soll schon schwerwiegende und tödliche Komplikationen gegeben haben
(Bitte verifizieren und mir bei abweichender Information unbedingt an mailen!!)

Therapie und Standby-Behandlung

Die folgenden Hinweise und Erfahrungen ersetzen nicht die ärztliche Beratung. Insbesondere Hochrisikogebiete wie z.B. in Teilen Afrikas und Asiens bedürfen einer guten Vorabinformation (z.B. durch Tropeninstitute, Tropenärzten usw.).

Zur Mitnahme als Notfallmedikation (Stand-by) - wenn bei Malariaverdacht keine Arztkonsultation am gleichen Tag möglich ist - werden empfohlen (Unter Benutzung u.a. folgender Quelle, Stand wenn nicht anders angegeben 2007):

Auf dieser Seite findet man umfangreiche Empfehlungen zu Reiseplanung und Malariaprophylaxe.
(Siehe auch aktuellen Beitrag aus dem Forschungsmagazin der Bayer AG.)

Malariaschnelltest

Diesen kann man bei Outdoor-Ausrüstern für ca. 40 Euro erwerben (bis 37°C haltbar). Mit ihm kann man aus einem Tropfen Blut aus einer Fingerbeere in 15 Minuten mit ziemlich guter Zuverlässigkeit eine Malaria im Erkrankungsfall nachweisen. Allerdings haben Versuche mit Reisenden gezeigt, dass auch positive Testresultate von zahlreichen Personen mit einer Malaria von diesen fälschlicherweise als negativ interpretiert wurden. Derartige Fehlinterpretationen können lebensgefährliche Folgen haben!

Literaturhinweise

 


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Wegen schwerer dauerhafter Erkrankung bitte ich keinerlei Reiseanfragen mehr an mich zu richten. Danke!
Ich verweise auf die viel besser informierten Länderforen / -boards und Reisehandbücher.
Anfragen zu Verlinkungen u.ä. Anliegen werde ich mit Sicherheit nicht mehr beantworten!

An die Adresse können jedoch gerne Aktualisierungen, Fehlerkorrekturen und konstruktive Anregungen gemailt werden.
Ich werde, je nach Gesundheitszustand, versuchen sie einzupflegen. Bitte gleichzeitig mitteilen, wer keine Namensnennung wünscht. 
Bei Zuschriften bitte folgende Wünsche beachten:

Ich danke für das Verständnis und die Rücksichtnahme.

© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany

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